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Einer kam durch

Titel: Einer kam durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Werra Franz
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sangen, und einer torkelte ziemlich hilflos herum. Man rief ihnen etwas zu, aber sie wagten nicht zu antworten, sie hatten auch gar nicht verstanden, was gemeint war. Der Betrunkene nahm ihre Schweigsamkeit offenbar übel, kam über die Straße und wollte sich mit ihnen anlegen. Da setzten sich die beiden Flüchtlinge rasch in Bewegung und bogen schnell in den ersten Seitenweg ein.
    Um Mitternacht kamen sie durch ein Dorf. Auch hier gab es wegen des Fliegeralarms kein Licht. Nur an einem einzelnen Ladenfenster sahen sie einen heilen Spalt. Cramer ging rasch heran und benutzte die geringe Helligkeit, um auf seinem selbst gebastelten Taschenkompaß festzustellen, daß sie immer noch in östlicher Richtung gingen. Plötzlich wandte er sich um: »Mensch, Manhart«, flüsterte er, »guck mal hier, ein Fahrrad! Das nenn' ich Schwein haben.«
    An der Wand zwischen Fenster und Ladentür lehnte ein Fahrrad, dessen Lampe unter dem Verdunkelungsschirm noch brannte.
    Bloß abhauen! – hätte ihr erster Gedanke sein sollen, denn wenn die Lampe noch brannte, dann konnte der Besitzer des Rades nicht weit sein. Aber schon hatte der sonst so besonnene Hauptmann Cramer eine verhängnisvolle Idee: »Du kannst bei mir auf der Querstange sitzen«, flüsterte er Manhart zu, »das schafft mehr!« Und er griff sich das Rad, das ihnen sicher ganz gute Dienste getan hätte – und wenn es nicht das Rad des Dorfpolizisten gewesen wäre.
    Der Konstabler hatte den Lichtspalt im Fenster des Bäckerladens entdeckt und war ums Haus gegangen, um den in seiner Backstube arbeitenden Meister auf die Verdunkelungssünde aufmerksam zu machen. Cramer und Manhart waren noch nicht aufgestiegen, als der Hüter der Ordnung mit gemächlichen Schritten um die Hausecke kam und sein Rad vermißte.
    Der Bestohlene reagierte zunächst als Mensch und dann als Polizist. Er schrie wütend los und setzte den beiden nach.
    »Hau ab!« rief Cramer seinem Genossen zu – das war das letzte, was Manhart von ihm hörte. Er klemmte seinen Schokoladenkoffer unter den Arm, wetzte die Straße entlang, schwang sich über das Tor einer Koppel und lief über die Weide davon.
    Der Polizist beachtete ihn nicht, alle beide konnte er sowieso nicht fangen, da wollte er wenigstens sein Rad wiederhaben. Und er wußte, er würde es bekommen. Er wußte auch, warum. Denn der Dieb konnte nicht ahnen, daß dieses im Polizeidienst ergraute Fahrrad außer der Person seines Besitzers auch noch andere Tücken hatte.
    Der Olympiakämpfer Cramer sprang auf das Rad, bereit, alle Rekorde zu brechen. Wie verrückt trat er in die Pedale, aber das Rad hatte leider drei Gänge und weigerte sich, mitzuspielen.
    »Ein typisch britisches Rad, noch altmodischer als die englischen Autos!« erzählte Cramer später seinen Freunden.
    Er trampelte im Leerlauf wie ein Wahnsinniger. Aber alles, was dabei herauskam, war ein lautes knarrendes Geräusch.
    »Heeij!« brüllte der Polizist. »Stop it! Du machst es kaputt!«
    Cramer begriff, daß jetzt Eile not tat. Er stieg wieder ab und rannte, das Rad neben sich herschiebend, die Straße hinunter. Bald hatte der geübte Läufer das Auge des Gesetzes fünfzehn Meter hinter sich gelassen. Er konnte einen neuen Versuch mit dem Vehikel wagen, machte einen Endspurt und sprang wieder auf den Sattel.
    Das Rad rollte mit ihm davon. Cramer fummelte wild an dem Schalthebel herum und trampelte, so schnell er konnte. Aber er bekam keinen Gang hinein. Tatsächlich war die alte Kiste völlig ausgeleiert, und nur ihr Besitzer wußte, wie sie zu behandeln war.
    Nun hätte Cramer das Verfolgungsrennen zweifellos gewonnen, schließlich hätte er das Rad ja wegwerfen und davonlaufen können, aber an diesem Abend hatte sich offenbar alles gegen ihn verschworen.
    Am Ende des Ortes war nämlich eine Wirtschaft mit einem größeren Saal, in dem an diesem Abend das Wanderkino eine Vorstellung gab. Kaum war der Film angelaufen, als die Sirenen Fliegeralarm heulten. Theater- und Kinoveranstaltungen mußten bei Alarm abgebrochen werden, aber die Leute wollten den Film zu Ende sehen, und da sie hofften, der Alarm würde nicht lange dauern, saßen sie im Saal und in der Gaststube und warteten. Als die Uhr Mitternacht schlug, gebot der Wirt Polizeistunde, und die Dorfbewohner brachen auf.
    Cramer fuhr mitten in die aus der Wirtschaft herausquellende Menschenmenge hinein. Die Leute stoben zunächst auseinander, aber als sie den Polizisten schreien hörten: »Stopp him – Festhalten! Der Kerl

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