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Einer kam durch

Titel: Einer kam durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Werra Franz
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in den Namenslisten verzeichnet zu sein, und für Wagner, Werra und Wilhelm, die allesamt an den Schluß des Alphabets gehörten, konnte man in Ruhe Ersatzrufer bestimmen.
    Feldwebel Saftnase tobte, er fühlte sich als Leiter der Lagerpolizei persönlich blamiert. Seine Blumenkohlohren wackelten vor Erregung. Wie sollte er auch begreifen, daß aus 243 von ihm höchst persönlich abgezählten Männerkehlen 246mal »Hier!« gebrüllt wurde. So befahl er den Einzelvorbeimarsch der Gefangenen.
    Die Namenslisten wurden an zwei Schreiber aufgeteilt, jeder stellte sich an ein Ende des Hauptganges, auf dem jetzt alle Gefangenen versammelt wurden. Bei Aufruf des Namens marschierte der Gefangene an dem Schreiber vorbei in den jeweiligen Seitenflügel des Gartenhauses. Diesmal fiel das Fehlen Manharts auf, der Name war vorhin wohl nur übersehen worden, aber nun hatte sich niemand darauf eingerichtet. Für Wagner, Werra und Wilhelm aber waren drei von den bereits Aufgerufenen durch ein Fenster im Seitenflügel hinaus- und durch das Fenster der am Hauptgang gelegenen Toilette wieder hereingeschlüpft. Alles klappte tadellos.
    Saftnase befahl Wiederholung.
    Da passierte es, daß Leutnant Wilhelms Ersatzmann, ein Fähnrich namens Beigel, draußen aufgehalten wurde. Die Sirenen heulten plötzlich Entwarnung, die Flutlichter am Stacheldraht leuchteten auf, als die drei Strohmänner unter den Fenstern des Gartenhauses entlangwetzten. Dem falschen Wagner und dem falschen Werra gelang der Schwung ins Toilettenfenster eben noch rechtzeitig, aber der Posten auf dem Wachturm schien ein Geräusch gehört zu haben und begann mit dem Handscheinwerfer die Rückfront des Gartenhauses abzutasten. Der kleine Beigel mußte gut fünf Minuten reglos am Boden liegen, ehe er seinen Kameraden folgen konnte.
    Mittlerweile war drinnen der Aufruf bei dem Buchstaben R angelangt. Da Fähnrich Beigel scheinbar abhandengekommen war, wurde der Oberleutnant Rodemann vom Stukageschwader 3/1 bestimmt, den geflohenen Wilhelm zu doubeln. Aber das Ergebnis war, daß sich jetzt gleich zwei als ›Leutnant Wilhelm‹ bei dem Schreiber meldeten, denn inzwischen war auch Fähnrich Beigel wieder angekommen, und als er gerade aus der von einigen größeren Gefangenen abgedeckten Klosettür herausschlüpfte, da hörte er auch schon den Namen ›Wilhelm‹ und rannte zu dem Schreiber, ehe ihm jemand sagen konnte, daß dort bereits ein Ersatzmann für den Ersatzmann aufgetreten war.
    Rodemann und Beigel wurden sofort festgenommen, Saftnase schrie, er würde sie einsperren lassen, er würde überhaupt alle einsperren lassen, bei Wasser und Brot würde er sie einsperren, und Gott solle ihn verdammen, wenn er diese verfluchten Nazis nicht durch den Wolf drehen und zu Wurst verarbeiten würde, falls die Ausbrecher nicht bis morgen wieder eingefangen wären.
    Dann brüllte der Feldwebel, dessen überdimensionales Riechorgan inzwischen eine dunkelrote Färbung angenommen hatte, seine Schreiber an. Er schien über einen umfangreichen zoologischen Wortschatz zu verfügen, und jeder deutsche Spieß hätte ihn als ›Kameraden von der anderen Seite‹ ansehen müssen, wie er da die gewagtesten Kombinationen hinausschrie, unter denen ›du Sohn einer Hündin und eines Schakals‹ noch die zivilste war. Endlich kam er dahinter, daß ein Sergeant eben alles allein machen müsse.
    Um viertel nach fünf hatte Saftnase jeden Gefangenen einzeln gezählt, identifiziert und auf seinen Listen gestrichen. Die fünf Steckbriefe konnten an die Polizei weitergegeben werden.

Captain van Lott – alias von Werra
    Immerhin, die Suchaktion war schon eine Stunde im Gange gewesen, als Franz von Werra sich gegen drei Uhr aufgemacht hatte, um ein Flugzeug zu finden, mit dem er nach Deutschland fliegen könnte, in den Grafschaften Derby und Nottingham erfolgte die Entwarnung gegen halb fünf. Um diese Zeit war Werra schon viele Meilen querfeldein gegangen und hatte zwei Dörfer passiert, ohne einem Menschen zu begegnen.
    In dreieinhalb Stunden mußte die Dämmerung kommen. Bis dahin wollte er einen Militärflugplatz erreicht haben. Aber wo sollte er einen finden? Vielleicht lief er in der falschen Richtung! Er überlegte gerade, ob er einfach die Bewohner eines Einzelstehenden Hauses wecken und sie als Captain van Lott um ihre Unterstützung bitten sollte, als er an eine Eisenbahnbrücke kam. Wenn er nun die Schienen entlanggehen würde, dann müßte doch irgendwann ein Bahnwärterhaus oder gar eine

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