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Einer kam durch

Titel: Einer kam durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Werra Franz
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ganz sicher!« beteuerte Mr. Spittle. »Als wir durch Retford kamen, war da eine Kontrollstelle der Polizei, und wir wurden gewarnt, daß sich hier noch vier entflohene Jerries in der Gegend herumtreiben. Und ich sage Ihnen, einen davon haben wir im Wagen!«
    »Wieso kommen Sie denn darauf?« fragte der alte Polizist ungläubig.
    »Er stellte sich ziemlich komisch an, als er das Billet löste, und dann, als ich ihm das Wechselgeld herausgab, machte er eine Art Verbeugung, so wie die Deutschen das machen – ich habe das erst neulich mal im Kino gesehen in einem Film über die Nazis. Und dann klickte er mit den Hacken – sehen Sie, so …«
    Und Mr. Spittle machte vor dem erstaunten Polizisten eine klappende und knallende Verbeugung, die bei jedem deutschen Soldaten ein brüllendes Gelächter erregt hätte.
    »Na ja, nun sind wir hier ja nicht im Kino«, meinte der sichtlich skeptische Polizeibeamte, »finden Sie nicht auch, daß eine Verbeugung doch nur ein recht dünner Beweis ist?«
    »Ich sage Ihnen, das ist eine typisch deutsche Angewohnheit. Ich fresse einen Besen, wenn der Bursche nicht ein Deutscher ist!«
    »Na schön, wenn Sie meinen – was soll ich denn nun tun?«
    »Nun, Sie könnten ihn doch nach seiner Identitätskarte fragen!«
    »Hm.«
    »Also hören Sie, wenn Sie nicht wollen, dann kann ich es ja auch selber tun. Ich bin nämlich Hilfspolizist und hab meinen Ausweis dabei. Aber lieber wäre mir, Sie machten das, weil Sie doch in Uniform sind!«
    »Allright, holen Sie ihn heraus, ich will ihn fragen.«
    Der Verdächtige hatte sich inzwischen in dem stehenden Omnibus nach vorn gewühlt. Spittle erschrak, als er ihn erst gar nicht fand. Er rannte noch einmal nach vorn, um sich zu vergewissern, daß er die Tür auch fest verschlossen hatte, und da sah er den jungen Mann im Sportjackett schon ganz vorn im Gang stehen. Er klopfte an die Scheibe und machte Zeichen.
    Manhart sah nach der anderen Seite und tat, als merke er nichts. Der gestikulierende Schaffner spiegelte sich in der Sonnenblende des gegenüberliegenden Fensters, so daß Manhart ihn beobachten konnte. Der lange Disput da draußen mit dem Polizisten hatte ihm natürlich längst gesagt, was die Glocke geschlagen hatte.
    Andere Passanten wurden aufmerksam, und als der Schaffner immer aufgeregter auf Manhart deutete, tippte ihm einer auf die Schulter: »Sie, Herr, Sie werden am Telefon verlangt!«
    Manhart zog seinen Koffer aus dem Gewühl der Beine hervor und schob sich mühsam dem Ausgang zu. Er machte einen völlig unbekümmerten Eindruck.
    »Wohin geht denn die Reise, junger Mann?« fragte der Polizist leutselig.
    »Sheffield.«
    »Und wohin wollen Sie dort?«
    »Sheffield.«
    »Was haben Sie denn dort zu tun?«
    »Sheffield, Sheffield!« sagte Manhart und dachte: »Wenn ich doch dieses verdammte Englisch besser verstünde, der Kerl kann mich doch nicht dreimal dasselbe fragen!«
    »Kann ich Ihre Identitätskarte sehen?« fragte der Polizist.
    Da gab Manhart es auf:
    »Ich komme schon mit«, sagte er auf deutsch und machte ein Gesicht, daß ihn auch die Engländer verstanden. Mr. Spittle und Mr. Winks packten ihn jeder an einem Arm und führten ihn in die gerade gegenüberliegende Polizeiwache. Von dort holte ihn ein Patrouillenwagen der Polizei nach Attercliffe ins Distriktkommando der Polizei. Während der Fahrt gelang es dem begleitenden Polizeisergeanten trotz der erheblichen Sprachschwierigkeiten, klarzustellen, daß Manhart wirklich einer der Ausreißer von Swanwick war.
    Auf der Polizeistation in Attercliffe öffnete man seinen Koffer. Er enthielt sechsundfünfzig Tafeln Schokolade im Gesamtgewicht von vierundzwanzig Pfund.

Für alle Fälle – die Pistole!
    Wenn Franz von Werra geglaubt hatte, man habe ihm vom Flugplatz Hucknall nur deshalb einen Wagen geschickt, weil es ihm bereits gelungen sei, den Adjutanten von seiner Echtheit als Captain van Lott zu überzeugen, dann irrte er gewaltig. Zunächst hatte er gar nicht, wie er meinte, mit dem Adjutanten telefoniert, sondern mit dem ›Offizier vom Dienst‹, der sich während der Nacht im Dienstzimmer des Adjutanten aufzuhalten pflegte. Der Offizier aber hatte den Wagen geschickt, weil er sich diesen merkwürdigen Holländer möglichst rasch einmal ansehen wollte. Er war nämlich aus mehreren Gründen sehr skeptisch.
    Zunächst wunderte er sich, daß der angebliche Holländer sich am Telefon so fließend verständigen konnte. Das widersprach ganz seinen Erfahrungen. Hucknall war

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