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Einer kam durch

Titel: Einer kam durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Werra Franz
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einen Mann ab, der sich Captain van Lott nennt«, erklärte er ihm. »Er behauptet, Flugzeugführer bei der RAF zu sein. Es ist möglich, daß er lügt. Aber lassen Sie ihn das nicht merken. Behandeln Sie ihn, wie Sie jeden britischen Offizier behandeln. Nur eins schreiben Sie sich hinter die Ohren: Captain van Lott darf weder unterwegs noch irgendwo hier auf dem Flugplatz aussteigen. Er muß von Ihnen persönlich in diesem Zimmer abgeliefert werden!«
    »Notfalls mit vorgehaltener Pistole, Sir?« fragte der Fahrer erwartungsvoll.
    »Wenn er Zicken macht, ja!« knurrte der Offizier. »Aber das ist noch kein Jagdschein für Sie, verstanden?«
    »Yes, Sir!«
    Der Fahrer war verschwunden, da fiel dem Offizier vom Dienst etwas ein: Wahrscheinlich steckt dieser van Lott in einer Fliegerkombination. Die konnte sich schließlich jeder Spion besorgen. Interessanter war, was er unter dem Fliegerdreß trug. Aber wie sollte er den Besucher dazu bewegen, die Kombination auszuziehen, wenn der nicht von selbst auf den Gedanken kam. Dazu auffordern konnte er einen Offizier im Hauptmannsrang nicht gut. Das sähe gleich nach Misstrauen aus; und wenn van Lott echt war, dann wäre er, der Offizier vom Dienst, der Blamierte. Aber nun hatte er eine großartige Idee.
    Mit ein paar Schaufeln Kohle fauchte er den Ofen im Adjutantenzimmer zu einer wilden Glut an, rückte einen Lehnstuhl unmittelbar vor das Feuer und brachte alle anderen Stühle ins Nebenzimmer, bis auf den Stuhl, der hinter dem Schreibtisch stand. In wenigen Minuten herrschte im Zimmer eine Bullenhitze. Wenn der Holländer richtig ins Schwitzen käme, dann würde er seine Kombination schon ausziehen. Und es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn er der Uniform, die der Mann trug, dann nicht ansehen könnte, ob sie echt war.
    Dann ging Oberleutnant Plant auf den langen Korridor und schloß die Türen aller Räume in dem einstöckigen Stabsgebäude ab. Wenn dieser van Lott – oder wie immer er wirklich heißen mochte – einmal das Stabsgebäude betreten hatte, dann würde es für ihn keinen anderen Ausweg mehr geben als durch das Zimmer des Adjutanten.
    Und dort setzte Thomas Ivanhoe Plant sich hinter den Schreibtisch und wartete.
    Im Winter 1940 lag in Hucknall die 16. britische Fliegerschule. Ihr Kommandeur und der Stab waren Engländer, das fliegende Personal und die Stammannschaft waren Polen. Die polnische Exilregierung in London betrachtete Hucknall als ihren ersten Flugplatz auf britischem Boden. Gleichzeitig aber war Hucknall Versuchsfeld für eine streng geheime Abteilung der Rolls-Royce-Flugmotorenwerke, die auf der anderen Seite des Platzes ihre eigenen Werkstätten und Hangars hatten.
    Die Militärflieger und die Werkpiloten der Rolls-Royce-Werke benutzten zwar dieselben Rollbahnen, hatten aber sonst nichts miteinander zu tun. Der Zugang zum Werkgelände war den Angehörigen der Royal Air Force schärfstens untersagt, und zwar sowohl den Mannschaften wie den Offizieren. Beide Parteien hatten ihren umgrenzten Bezirk mit separaten Zugängen, und die Streifen der Militärpolizei und der Werkpolizei sorgten dafür, daß diese Trennung streng eingehalten wurde.
    Daran, daß der Fremde es vielleicht auf die Geheimnisse der Rolls-Royce-Versuchsabteilung abgesehen haben könnte, hatte der Offizier vom Dienst merkwürdigerweise mit keinem Gedanken gedacht – jedenfalls gab er das später zu Protokoll.
    Und von Werra hatte von all dem ja auch gar keine Ahnung …
    Es war noch dunkel, als er Codnor Park Station verließ, nur im Osten lag schon ein rosiger Schimmer. Alles war fahrplanmäßig gegangen. Und nun würde er bei Tagesanbruch auf einem britischen Flugplatz sein. Ein paar Minuten lang kam er sich selber wie ein Teufelskerl vor, aber dann fiel ihm plötzlich der Kalenderspruch von dem Tage ein, als er abgeschossen wurde: »Niemand kann am Morgen sagen, was der Abend bringen wird.« So würde es auch heute wieder sein, und deshalb war es besser, den Dingen, die da kommen sollten, nüchtern und kritisch zu begegnen. Fürs erste wollte er versuchen, aus dem Fahrer ein paar Informationen herauszuziehen, die er brauchte.
    Der Mann war zwar nicht gerade gesprächig, aber als Werra nach dem Namen des Adjutanten fragte, mit dem er telefoniert hatte, erfuhr er immerhin, daß der Adjutant selbst zur Zeit auf Urlaub sei. Kein Wunder übrigens, in drei Tagen war schließlich Weihnachten. Sein Stellvertreter sei der Commander Boniface.
    Der Name hätte ihn fast zum Lachen

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