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Einer kam durch

Titel: Einer kam durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Werra Franz
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unter diesen Leuten oft auch Ausländer, meist waren es Flugkapitäne der alliierten Fluggesellschaften, deren Post- oder Passagierlinien durch den Krieg zum Erliegen gekommen waren. Daher also der Titel ›Captain‹ – kein Zweifel, der Mann wollte augenscheinlich eine der Maschinen abholen und konnte nur nicht genügend Englisch, um sich klar verständlich zu machen.
    Daß der Holländer sich einweisen lassen wollte, war nicht weiter verwunderlich. Wer nicht perfekt englisch spricht, ist erst recht nicht imstande, gedruckte englische Anweisungen zu lesen, und noch dazu bei einem neuen Flugzeugtyp. Aber so einfach, wie der Junge sich das vorstellte, ging es nun auch wieder nicht.
    »Yeah –«, sagte er daher und fuhr sich mit der ölverschmierten Hand durch die Haare, »jetzt komme ich also endlich dahinter. Sie sind ein Ferry-Pilot!«
    Werra hatte keine Vorstellung, was dieses Wort bedeutete. Aber er nickte zustimmend. »Natürlich«, sagte er. »Exactly! Ein Ferry-Pilot!«
    »Das ist natürlich was anderes«, meinte der Engländer erleichtert. »Dann kann ich Ihnen … aber haben Sie denn schon mit dem Boss von der AID gesprochen?«
    »Äh-Ei-Dieh?« wiederholte Werra fragend. Die Sache wurde von Minute zu Minute komplizierter. »Nein, aber das wird ja wohl noch eine halbe Stunde Zeit haben, bis Sie mir die Maschine erklärt haben. Bin richtig neugierig auf den Vogel!«
    Aber wenn der Monteur Edward Crossfield auch einen zivilen Schlips trug, so hatte er doch eine Art militärischer Dienstauffassung. Schließlich waren die Rolls-Royce-Werke ein Rüstungsbetrieb, und man hatte seine Vorschriften.
    »Tut mir leid, Sir«, sagte er und schüttelte bedauernd den Kopf, »aber solange Sie sich nicht ins Werkstattbuch eingetragen haben, kann ich Ihnen überhaupt nichts zeigen.« Und mit einem wohlwollend nachsichtigen Blick auf den Holländer fuhr er fort: »Bei uns in England hat eben alles seine Ordnung, Sir. Ist zwar Papierkrieg, aber muß wohl so sein!« In Werras Hirn kreiste der Uhrzeiger. Ob ›Mister Boniface‹ inzwischen die Verbindung mit Dyce bekommen hatte? Wieviel Minuten mochten vergangen sein? Und wieviel Zeit würde ihm noch bleiben? Vielleicht waren sie ja schon hinter ihm her! Nervös fuhr er sich mit der Hand durch die Haare, erschrak, als er plötzlich das Pflaster spürte … was war das? … ach ja, das Pflaster … wenn diese Engländer doch bloß nicht alle so stur wären … ob er dem Mann …
    »Hören Sie zu, Captain«, unterbrach Crossfield seine Gedanken, »Sie kennen sich hier nicht aus – vielleicht gehe ich selbst mal eben den Chefmonteur holen. Ich werde ihn hier schon irgendwo finden.«
    »Ja, aber …« wollte ihm Werra ins Wort fallen, doch da war der Mann schon von seiner Tragfläche gesprungen und in der Halle verschwunden.
    »Aus – aus und vorbei!« dachte Werra. Welche Chance gab es für ihn noch, wenn der ganze Zirkus jetzt von neuem begann, während ›Mister Boniface‹ jede Sekunde auf den Alarmknopf drücken konnte. Die Chance war gleich Null!
    Überhaupt, die Geschichte, auf die er noch vor zehn Minuten so stolz gewesen war – diese Geschichte war eben doch nicht gut! Er hatte bisher einfach Glück gehabt, unverschämtes Glück – das war alles. Die Leute, denen er bisher begegnet war, hatten alle nicht richtig geschaltet – selbst ›Mister Boniface‹ war bei seinem Bericht über die Notlandung nicht auf den simplen Gedanken gekommen, den Luftwarndienst anzurufen, ob eine von See her niedrig einfliegende Maschine gemeldet war. – Oder er hätte ihn bluffen können, indem er dem Fahrer Anweisung gegeben hätte, den holländischen Dolmetscher zu holen – selbst wenn es gar keinen holländischen Dolmetscher in Hucknall gab! Was hätte Werra da denn wohl tun sollen, wo er doch kein Wort Holländisch sprach?
    So etwas ging eben immer nur eine Zeitlang gut. Aber irgendwann würde einer kommen, der nur einen Moment ruhig nachdachte und ihm dann ins Gesicht lachen würde: »Solche Geschichten können Sie Ihrer Großmutter erzählen, Mr. van Lott, oder wie immer Sie heißen mögen! Nicht mir. Sie sind entweder verrückt oder ein Spion!«
    Die Zeit verstrich. Werra lehnte sich an die Maschine und blickte über den Platz. Noch nichts zu sehen von Polizei, von Wachmännern oder polnischen Suchtrupps. Wie lange noch? Wenn sie ihn hier fassen – was würden sie tun?
    Sein nasses Unterzeug klebte an der Haut, ihm war kalt und übel. Irgend etwas juckte ihn

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