Einer kam durch
die schöne nagelneue ›Hurricane‹ mit frostglitzernden Tragflächen und – verflucht und zugenäht, der Akku-Wagen stand nicht mehr daneben!
Ein anderer Monteur hatte ihn wohl weggeholt, während er sich in das dämliche Buch eintragen mußte. Na schön. Blieb nur die Hoffnung, daß er mit der Batterie starten konnte. Der Monteur kletterte schon auf die Maschine und schob die Plexiglashaube über dem Cockpit zurück.
Ein paar Sekunden später saß Franz von Werra vor dem Instrumentenbrett, hatte einen Steuerknüppel in der Hand, der sich ungewohnt anfühlte, und starrte auf die Instrumente, deren Sinn und Anordnung er zunächst nicht begriff. Alles war ihm fremd. Über seine Schulter hinweg begann der Monteur sorgfältig zu erklären …
***
Um zehn Minuten vor neun Uhr hatte Oberleutnant von Werra sich auf französisch aus dem Zimmer des Adjutanten verdrückt. Dem Offizier vom Dienst, Oberleutnant T. I. Plant, war das zunächst noch gar nicht als eine Flucht erschienen. Er war zu beschäftigt damit, den Mann in Dyce ans Telefon zu bekommen, der ihm eine richtige Auskunft geben konnte. Außerdem hörte er, wie draußen die Tür des Waschraumes knallte. Gut, sollte sich der Holländer ruhig die Hände waschen, alle anderen Türen waren ja sowieso abgeschlossen.
Die Verständigung mit Dyce war entsetzlich. Endlich hatte der Telefonist am anderen Ende der Leitung begriffen, daß es sich um eine überfällige Wellington-Maschine handelte. Aber anstatt auf die Fragen des Offiziers zu antworten, sagte dieser Kerl jetzt: »Überfällige Wellington? Moment, Sir, ich rufe mal von einer Nebenleitung den Kontrollturm an. Halten Sie die Leitung!« Und fort war er.
Als ob es darum ginge! Thomas Ivanhoe Plant begann langsam zu kochen. Übrigens – vom Waschraum her war nichts zu hören. Weder das Rauschen der Wasserleitung noch die Schritte des Holländers. Das war beunruhigend! Aber als Plant sich gerade entschlossen hatte, rasch einmal nachzusehen, wo sein sonderbarer Gast geblieben war, da meldete sich die Vermittlung mit einem stereotypen Spruch:
»Wird noch gesprochen? Ich trenne!«
»Nein, nein!« rief Plant. Aber da war er schon getrennt. Er trommelte wie verrückt auf die Gabel des Apparats. Als die Vermittlung sofort wieder durchgeschaltet hatte, meldete sich am anderen Ende eine vorwurfsvolle Stimme: »Warum haben Sie abgehängt, Sir?«
»Ich habe nicht abgehängt. Das Mädchen von Ihrer Zentrale hat getrennt …«
»Was? Verstehe kein Wort!«
»Ich – bin – getrennt – worden!«
»Was ist mit der Wellington?« fragte er scharf.
»Keine gelandet.«
Die Verbindung schwankte, atmosphärische Störungen knatterten in der Leitung.
»Wiederholen Sie bitte!«
»Keine Wellington gelandet«, sagte die Stimme plötzlich laut und nahe. »Im Augenblick sind nur Bristol-Blenheim Mark IV in Dyce. Auskunft vom Kontrollturm!«
»Zum Teufel mit dem Kontrollturm! Mit wem spreche ich denn überhaupt?«
»Gefreiter Hunter!«
»Wo ist der Adjutant?«
»… spektion …« Die Verbindung riß wieder ab.
»Muß ihn sprechen!«
»Halten Sie die Verbindung. Ich stelle durch!«
Oberleutnant Plant hielt diesmal die Leitung. Inzwischen aber kletterte der große Zeiger an seiner Uhr immer weiter auf die ›12‹ zu. Seit wann telefonierte er eigentlich? Mindestens seit zehn Minuten. Und wo war der Holländer? Kein Laut von ihm zu hören. Plant bearbeitete die Klingel; aber sein Fahrer hatte sich gerade in diesem Moment entschlossen, rasch in der Kantine eine Packung ›Navy Cut‹ zu kaufen, nachdem er über eine halbe Stunde darauf gelauert hatte, mit gezückter Pistole zur Adjutantur rennen zu müssen. Der Fahrer kam nicht. Draußen begann die Turmuhr neun zu schlagen.
Irgendwo rasselte ein Wecker – vermutlich in der Stube des Wachhabenden. Und auf einmal meldete sich der Adjutant von Dyce bei Aberdeen. Plant erklärte ihm die Lage: »Bei uns hat sich ein abgestürzter Flugzeugführer gemeldet, der behauptet, zu einer von Ihren Staffeln zu gehören.«
»Wie heißt er?«
»Van Lott!«
»McLeod? Den hatten wir mal. Der ist seit vierzehn Tagen überfällig …«
»McLeod? Den hatten wir mal. Der ist seit vierzehn Tagen überfällig …«
»Nein, van Lott. Ich buchstabiere!« Er buchstabierte.
»Nie gehört!«
»Ein Holländer. Dutch!«
»Scotch?« fragte der Adjutant von Dyce. »Haben wir mehrere. Schotten gibt's hier 'ne ganze Menge!«
»Nein, dutch! Verstehen Sie doch …! Ich
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