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Einer kam durch

Titel: Einer kam durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Werra Franz
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buchstabiere!« Er buchstabierte.
    »Haben keine Holländer. Was ist das für ein Mann?«
    »Flugzeugführer von einer Wellington. Er sagt, er gehöre zu einer ›Mixed Special Squadron‹«.
    »Ich kenne keine ›Mixed Squadron‹ – außerdem liegen bei uns nur Blenheim-Bomber. Der Mann ist bestimmt nicht von uns. Ich will Ihnen was sagen – seien Sie vorsichtig, das ist wahrscheinlich ein Agent …«
    Flying Officer Thomas Ivanhoe Plant knallte den Hörer auf die Gabel und machte einen Sprung zur Tür. Er raste hinaus. Die Tür zum Waschraum. Er riß sie auf. Leer! Wo war der Kerl? Fast wäre er hinter ihm hergelaufen. Aber dann besann er sich darauf, daß eine Verfolgung besser vom Dienstzimmer aus zu führen war. Er drücke alle Klingelknöpfe zugleich. Er nahm die Liste mit dem Telefonverzeichnis und begann systematisch alle Dienststellen des Flugplatzes anzurufen, die über Soldaten verfügten. Jedem sagte er dasselbe.
    »Adjutant. Großalarm. Alle Männer einsetzen, sofort Razzia einleiten nach deutschem Spion auf dem Flugplatz. Beschreibung: Klein, schlank, Figur wie ein Jockey, blaue Augen, Kombination graugrün, schräger Reißverschluss, Pelzhandschuhe, Pelzstiefel, karierter Schottenschal, keine Mütze. Wiederholen!«
    Der Kommandeur der Fliegerschule, Group Captain Hughes Chamberlain, betrat den Raum und hörte zu. Er war ein großer, ernster Mann mit einem scharfgeschnittenen, intelligenten Gesicht. Nachdem er herausgefunden hatte, was hier gespielt wurde, trat er an die Karte des Flugplatzes, die hinter dem Schreibtisch des Adjutanten an der Wand hing. Als Plant melden wollte, winkte er ab.
    »Schon kapiert. Haben Sie daran gedacht, daß der Kerl an unseren alten Mühlen wohl kaum interessiert ist? Wo stehen die neuen Maschinen? Drüben! Er steckt bei den Rolls-Royce-Werken. Haben Sie dort angerufen?«
    »Keine Querverbindung mit Rolls-Royce, Sir. Wir müssen es über die Stadtleitung machen. Und die ist gerade besetzt.« Plant warf einen Blick auf das kleine schwarzweiße Fensterchen an seinem Telefon. »Wahrscheinlich die Küche. Sobald …«
    Doch der Kommandeur hob die Hand. »Nehmen Sie meinen Wagen. Steht vor der Tür. Fahren Sie rüber. Ich sage der Wache Bescheid. Schicken Sie Fahrer und Wagen sofort zurück. In drei Teufels Namen, wie konnte das passieren! Nein, keine Erklärung. Fahren Sie, Plant!«
    Der Fahrer erschien in der Tür. Er hatte endlich das Läuten gehört. Oberleutnant Plants Pistole trug er in der Hand. Der Offizier riß sie ihm aus den Fingern, lud sie im Laufen durch, sprang in den Wagen seines Chefs. Der Fahrer war ihm gefolgt.
    »Los, ich fahre selbst!«
    Auf zwei Rädern raste er um die Ecke des Verwaltungsgebäudes.
    Das Tor der Wache stand bereits offen. Um elf Minuten nach neun hielt er mit qualmenden Reifen vor dem Eingang der Rolls-Royce-Werkstätten. Aber hier passierte ihm eine neue Panne. Offenbar war es dem Kommandeur noch nicht gelungen, die Werkzentrale von Rolls-Royce anzurufen. Der Polizist am Tor zeigte sich sehr reserviert.
    »Sorry, Sir, darf keine RAF-Offiziere ohne Sonderausweis ›R‹ einlassen. Befehl.«
    »Mann, verstehen Sie doch! Ich muß …«
    »Tut mir leid, Sir, ich verliere meine Stellung!«
    »Es geht doch nicht um Ihre … Mann, in Ihrem Bezirk ist ein deutscher Agent!«
    Der Polizist wurde direkt feindlich. Er fühlte sich in seiner Ehre gekränkt. »Ausgeschlossen. Kein Deutscher bei mir durchgekommen.«
    »Nein, er ist über den Flugplatz gegangen!«
    »Dann müßte Ihre Wache ihn ja erst reingelassen haben, Sir.«
    »Ja. Er ist innerhalb des Stacheldrahtes.«
    »Warum verhaften Sie ihn dann nicht?«
    »Mann, jetzt ist doch keine Zeit für Erklärungen. Lassen Sie mich durch!«
    »Ich habe meine Befehle. Kein RAF-Offizier ohne Sonderausweis ›R‹ gelb mit Monatsstempel …«
    »Und wenn er inzwischen den ganzen Laden in die Luft sprengt? Ein Agent, Mann! Ein Saboteur. Einer von der Fünften Kolonne. Mensch, ich mache Sie verantwortlich, wenn …«
    Sein Drohen mit der Verantwortung hatte Erfolg. Der Polizist wurde weich. »Können Sie uns denn nicht sagen, wie er aussieht, wenn Sie es so genau wissen? Dann kann ich ja reingehen und ihn festnehmen.«
    »Mann Gottes, es kommt auf jede Sekunde an.«
    Der Uhrzeiger zeigte auf neun Uhr dreizehn!
    »Also gut«, sagte der Werkpolizist. »Aber ich schreibe eine Meldung. Geben Sie mir Ihre Zwölf-Fünfzig, dann dürfen Sie rein.«
    Der Oberleutnant warf seinen Dienstausweis auf den

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