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Einer kam durch

Titel: Einer kam durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: von Werra Franz
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nächsten vierzehn Tage sämtliche Überführungsflüge gestoppt seien. Aber den Mr. Dorey konnten sie nicht fragen, denn der saß um diese frühe Morgenstunde noch mit seiner jungen Frau beim Frühstück.
    Daß aber dieser holländische Überführungsflieger, Captain van Lott alias Oberleutnant Franz von Werra, überhaupt in das Sperrgebiet hineingeraten war, hatte er weniger seiner Geschicklichkeit zu danken gehabt als der Tatsache, daß jedes noch so sorgfältig ausgebaute Sicherheitssystem irgendwo eine Lücke hat – an die Baustelle auf dem Flugfeld hatte eben niemand gedacht, sie war das Loch im Zaun gewesen, und Werra war ahnungslos hindurchgeschlüpft.
    Kaum aber war Werra erwischt worden, da wäre ihm die Zweigleisigkeit militärischer Abwehrmaßnahmen fast zum Verhängnis geworden. Während nämlich die Werkstattleute gar nicht wußten, welches Staatsgeheimnis da vor ihrer Halle stand, waren die militärischen Dienststellen von Hucknall, und somit auch der Offizier vom Dienst, genau über die Anwesenheit der Hurricane Mark II orientiert. Und deshalb kam der britische Oberleutnant Plant nun gar nicht auf den Gedanken, daß dieser fremde Flieger wirklich nur ein entflohener Kriegsgefangener sein könnte – er hielt ihn für einen Saboteur, für ein Mitglied der geheimnisvollen ›Fünften Kolonne‹, er hielt es jetzt sogar für möglich, daß jeden Augenblick ein deutsches Kommandounternehmen aus der Luft eingreifen könnte. Deshalb hatte er Start- und Landeverbot erlassen – als hätte ein deutsches Invasionskommando beim Kontrollturm angefragt, ob man freundlicherweise die Landung gestatten würde.
    Oberleutnant Thomas Ivanhoe Plant jedenfalls hätte sich gern in diesem Augenblick in den Hintern beißen mögen, daß er den ›Holländer‹ nicht gleich hatte verhaften lassen, als dieser verdächtige Bursche sein Zimmer betrat. Wer wußte denn, was nun noch alles passieren mochte – und wer wußte vor allem, wie es ihm, dem verantwortlichen Offizier vom Dienst, dabei ergehen würde.
    Und so ergab sich das Kuriosum, daß unter den drei Männern, die jetzt das Stabsgebäude betraten, zwei waren, die den Schritt über die Schwelle mit einem unangenehmen Gefühl in der Magengrube taten: Franz von Werra und sein britischer Bewacher Thomas Plant. Nur der Pole sah den Dingen mit Gelassenheit entgegen.
    Im Adjutantenzimmer stand ein Offizier am offenen Fenster, den Werra vorher nie gesehen hatte und dessen Namen er nie erfuhr. Es war der echte Wing Commander Boniface und stellvertretender Adjutant von Hucknall. Als der Offizier sich umdrehte, und als der Flying Officer Plant Meldung machte, verzog sich der Mund des Commanders unter dem buschigen dunklen Schnurrbart zu einem breiten Grinsen. Dem Oberleutnant Plant fiel ein Stein von der Seele.
    »So, das ist er also«, sagte Boniface und kniff ein Auge dabei zu. Er hatte inzwischen telefonisch die Nachricht von dem Ausbruch aus Swanwick erfahren.
    Werra, eben noch in Ungewissheit und Sorge über sein Schicksal, hatte den Unterton von sportlicher Bewunderung in der Stimme des Wing Commanders sofort erkannt. Er nahm die Hacken zusammen, legte die Hand an das Pflaster, das immer noch auf seiner rechten Schläfe klebte, und meldete:
    »Ich ergebe mich. Ich bin Oberleutnant Franz von Werra, Jagdflieger der Deutschen Luftwaffe, letzte Nacht aus dem Lager Swanwick entflohen.«
    Dann, als er die grüßende Hand wieder sinken ließ, riß er gleich das überflüssig gewordene Pflaster mit herunter, und da ein paar Haare daran festklebten, die nun mitgingen, beendete er seine Meldung mit einem unwillkürlichen »au, verdammt noch mal!«
    Wing Commander Boniface lachte jetzt, auch der Offizier vom Dienst brachte ein säuerliches Lächeln zuwege, nur der polnische Major blickte indigniert auf den kleinen Werra herab, der sich nicht scheute, in das Lachen des Engländers einzustimmen.
    »Ich würde vorschlagen, den Mann sofort an den CID zu übergeben, Sir«, riet der Major.
    »Sachte, sachte«, meinte Boniface gemütlich, »der Junge hat doch noch gar nicht gefrühstückt.« – »So, und was ist mit Ihnen?« wandte er sich an den Oberleutnant Plant, »nun stecken Sie erstmal Ihre Kanone weg und lassen Sie dem Jerry ein vernünftiges Breakfast kommen!«
    Und während Thomas Ivanhoe Plant mit dem Kasino telefonierte und Rührei mit Schinken, Toast, Marmelade und Kaffee bestellte, rauchte Commander Boniface mit seinem unfreiwilligen Gast eine Zigarette.
    Inzwischen waren

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