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Einer trage des anderen Schuld

Einer trage des anderen Schuld

Titel: Einer trage des anderen Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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habe einen großartigen Mann geheiratet. Meine Dankbarkeit dafür zeige ich mit dem Dienst an denjenigen, die nicht so vom Schicksal begünstigt sind, aber ich lasse mich nicht durch Sentimentalität hinsichtlich ihrer Natur – oder ihrer Schwächen – blenden. Manchmal glaube ich, dass Sie das tun.«
    Hester wurde von einer solchen Wut gepackt, dass sie darüber staunte.
    »Ich nehme an, wir beide haben bisweilen Gedanken über andere, die nicht unbedingt schmeichelhaft sind«, presste sie hervor. »Oder auch regelrecht unfreundlich. Ich will wissen, warum Sie Hattie – zumindest – bis zur Tür geführt und zugeschaut haben, wie sie das Haus verließ, obwohl Sie wussten, dass ich sie in der Klinik untergebracht hatte, um sie zu schützen und ihr zu ermöglichen, vor Gericht auszusagen. Warum haben Sie das getan?«
    »Sie reden ja wie ein Polizist!« Margaret schnaubte mit verächtlich gekräuselten Lippen. »Sie maßen sich ein Gebaren an, zu dem Sie keinerlei Recht haben. Ich habe meine Zeit geopfert, um der Klinik zu helfen, weil ich an die Arbeit glaube, die Sie dort leisten. Ich bin nicht Ihre Dienerin, die Ihre Fragen beantworten muss.«
    »Entweder ich bitte Sie darum, oder William tut das!«, knurrte Hester.
    »Dann kann William es ruhig versuchen«, schnappte Margaret. »Ich brauche Ihnen nicht Rechenschaft darüber abzulegen, wohin Hattie gegangen ist, selbst wenn ich es wüsste.«
    »Das brauchen Sie mir auch nicht zu sagen«, begann Hester, die jetzt wütend auf sich selbst war, weil ihre Stimme zitterte.
    »Genau das habe ich Ihnen soeben erklärt.« Margaret lächelte. »Ich habe es nicht nötig …«
    »Weil ich es schon weiß!«, blaffte Hester. »Sie ist nach Chiswick zurückgekehrt, wo sie erdrosselt und ihre Leiche in den Fluss geworfen wurde!«
    Jetzt war Margaret diejenige, die erbleichte und nach Luft schnappte.
    »Vielleicht verstehen Sie jetzt mein Anliegen«, fügte Hester spitz hinzu. »Und auch, warum es gut möglich ist, dass William Sie fragt, wohin sie gegangen ist und warum Sie sie zur Tür gebracht haben.«
    Nur mit Mühe gewann Margaret die Fassung zurück. »Nun, offenbar hat Rupert sie ermordet. Damit sie nicht in den Zeugenstand gerufen werden kann, um zu gestehen, dass sie gelogen hat und sein Halstuch genauso wenig gestohlen hat wie ich. Er hat es nämlich behalten, wie es ohnehin jeder vermutet, und hat später Mickey Parfitt damit erdrosselt, weil er es sich nicht mehr leisten konnte, ihm weiter Erpressungsgeld zu zahlen. Wenn Sie ein bisschen weniger von Ihren Kreuzzügen geblendet wären, hätten Sie das auf den ersten Blick erkannt. Es tut mir leid, dass Hattie sterben musste, nur damit Sie sich endlich der Wirklichkeit stellen.«
    Hester spürte, wie ihre Fingernägel sich in die Handflächen gruben. »Die Wirklichkeit sieht so aus, dass Hattie der einzige Mensch war, der Rupert hätte entlasten können«, zischte sie. »Und Sie haben sie zur Tür gebracht und auf die Straße gehen lassen, fort von dem Ort, wo sie in Sicherheit war, und prompt wurde sie ermordet. Vielleicht war Rupert Cardew der Mörder; genauso leicht hätte es aber auch Ihr Vater sein können. Er war derjenige, dem ihre Aussage geschadet hätte. Und Sie waren es, die sie rausgeschickt hat.«
    Margaret starrte sie mit wütend blitzenden Augen an, das Gesicht weiß. »Wollen Sie etwa meinen Vater – meinen Vater – mit Rupert Cardew vergleichen? Rupert ist ein zügelloser, schwacher, perverser und … und … widerwärtiger Kerl, aber Sie sind aus irgendeinem nur mit Ihrer Moral, Ihrer Erinnerung oder Ihren Bedürfnissen erklärbaren Grund nicht fähig, ihn als das zu durchschauen, was er ist!«
    »Natürlich sehe ich, dass er schwach ist!« Obwohl Hester sich alle Mühe gab, nicht die Beherrschung zu verlieren, wurde sie immer lauter. »Wie zügellos er ist, kann ich nicht beurteilen und Sie ebenso wenig. Aber Ihre Loyalität zu Ihrem Vater verschließt Ihnen die Augen davor, dass er womöglich kein bisschen weniger gierig, grausam und auf seine Weise zügellos ist. Vielleicht schaut er nicht dabei zu, wie kleine Jungen vergewaltigt und missbraucht werden, aber ist er denn besser, wenn er sie einsperrt und veranlasst, dass all das geschieht, nur damit er die erbärmlichen Kerle erpressen kann, die das tun? Ich glaube, das ist noch schlimmer!«
    »Meine Loyalität gibt mir die Gewissheit, dass nichts davon wahr ist!« Margaret keuchte. »Aber so etwas würden Sie nie verstehen. Sie waren auf

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