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Einer trage des anderen Schuld

Einer trage des anderen Schuld

Titel: Einer trage des anderen Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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bemüht. Sie hörte, wie er mit dem Messer an der Brotkruste sägte.
    Dass er gerade in Gedanken bei Mickey Parfitt war, wusste sie bereits. Monk hatte ihm die wichtigsten Bruchstücke der Wahrheit gesagt; die Details waren nicht so wichtig.
    »Bei Lord Cardew«, antwortete sie und stellte die blauweiße Teekanne zum Wärmen an den Rand der Herdplatte. »Ich fürchte, meine Gefühle sind mit mir durchgegangen, und ich habe ihm meine Hilfe dabei angeboten, etwas für Rupert zu tun.« Sie drehte sich zu Scuff um, denn sie musste wissen, was diese Nachricht in ihm auslöste. Sie sah, wie Angst über sein Gesicht zuckte. Hatte er Angst um sie, Angst davor, die neue, wertvolle Sicherheit wieder zu verlieren?
    »Wie können wir ihm denn schon helfen, wenn er es war, der Mickey Parfitt abgemurkst hat?« Seine Augen bohrten sich in die ihren. »Sie werden ihn hängen. Denen is’ doch egal, dass Parfitt gleich nach seiner Geburt ersäuft gehört hätte.«
    »Nun, es gibt sicher viele Menschen, die froh über Parfitts Tod waren«, begann Hester. »Es ist also möglich, dass es gar nicht Rupert war, der ihn umgebracht hat. Aber selbst wenn er es am Ende doch getan hat, könnte es Umstände geben, die dafür gesorgt haben, dass es kein kaltblütiger Mord war.«
    »Was für welche?« Scuff balancierte den Brotlaib in den Händen, bereit, eine Scheibe herunterzuschneiden, sobald er sich darauf konzentrieren konnte.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher«, gab Hester zu. »Notwehr könnte ein Grund sein. Und manchmal geschieht so etwas aus Zufall. Vielleicht ist es sogar ein richtiger Unfall, weil man nicht genügend aufgepasst hatte, aber nicht wollte, dass jemand stirbt.«
    Er wandte die Augen nicht von ihr. Nervös biss er sich auf die Lippe. »Dann hätte es wirklich ein dummer Unfall sein können, bei dem er ihn irgendwie umgebracht hat?«
    »Nein«, räumte sie ein, »das glaube ich nicht. Sein Vater hat gesagt, dass er die Tat abgestritten hat. Und viele Leute haben Parfitt gehasst wie die Pest.«
    »Glauben Sie ihm also?«
    »Ich weiß es nicht. Sein Vater hat mir erzählt, dass er früher ziemlich üble Sachen angestellt hat, aber nichts, das so schlimm war wie Mord. Ich muss mehr über ihn in Erfahrung bringen, Dinge, von denen sein Vater vielleicht nichts weiß, weil er sich zu sehr schämte, um darüber zu reden. Ich werde in den nächsten Tagen wohl öfter und länger unterwegs sein.«
    »Wen werden Sie alles fragen? Andere feine Pinkel? Werden seine Freunde Ihnen so was erzählen? Ich täte keinen Freund verpetzen, schon gar nich’ an die Frau von ’nem Greifer.« Er merkte, dass er sich in der Wortwahl vergriffen hatte. »Aber wahrscheinlich binden Sie denen ja nich’ auf die Nase, wer Sie sind.«
    Lächelnd nahm sie den dampfenden Wasserkessel vom Herd und gab die Teeblätter in die angewärmte Kanne. »Natürlich nicht. Als Erstes werde ich in die Klinik gehen und den Frauen, die wir gerade im Haus haben, ein paar Fragen stellen. Dort habe ich wenigstens so etwas wie einen Vorteil. Und morgen werde ich dann mein Einsatzgebiet erweitern.«
    Er nickte. »Sie glauben also, dass es eine gute Tat war, dass er Mickey Parfitt abgemurkst hat?«
    »So weit würde ich nicht gehen«, erwiderte sie vorsichtig. »Aber durch und durch schlecht war sie nicht.«
    »Sie ham recht.« Er nickte erneut, heftiger diesmal. »Wir müssen uns da einmischen. Machen Sie jetzt den Tee. Der Kessel verdampft ja schon. Und ich hab Marmelade für Sie.«
    In der Klinik eingetroffen begann Hester, mit Squeaky Robinson die Buchführung durchzusprechen.
    »Uns geht’s gut«, erklärte er sichtlich zufrieden und deutete auf die Ziffer unter dem Summenstrich, bei der nicht einmal ein Griesgram wie er lamentieren konnte. »Und wir brauchen nich’ mehr so viel«, fügte er ergänzend hinzu. »Nur ein paar Teller als Ersatz für die zerbrochenen. Wir haben genügend Bettwäsche, sogar Nachthemden als Reserve, Handtücher. Medikamente sind auch ausreichend da: Quinin, Laudanum, Brandy. Alles.«
    Hester wich seinem Blick aus. »Ich weiß. Das ist großartig.«
    »Was wollen Sie jetzt also unternehmen?«, erkundigte er sich.
    Im ersten Moment wollte sie so tun, als hätte sie nicht verstanden, was er mit seiner Frage meinte. »Es weise verwenden«, sagte sie ausweichend.
    »Unbedingt!«, stimmte er ihr zu. »Jetzt wird ja so bald nix mehr reinkommen. So wie’s aussieht, werden sie den armen Kerl aufknüpfen. Es sei denn natürlich, jemand unternimmt da

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