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Eines Abends in Paris

Eines Abends in Paris

Titel: Eines Abends in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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überhaupt nichts.«
    Ich dachte flüchtig an den zögernden Blick in Mélanies Augen, als wir vor dem grünen Tor gestanden hatten, und seufzte.
    »Also … nicht dass ich eine Einladung ausgeschlagen hätte, ich habe sie nämlich nach Hause begleitet, weißt du? Aber sie ist keine Frau, die gleich am ersten Abend mit einem Mann ins Bett steigt.«
    »Schade.« Robert schien ein wenig enttäuscht, aber dann gewann sein Pragmatismus wieder die Oberhand. »Na, dann musst du eben dranbleiben«, sagte er. »Bleib dran , hörst du?«
    »Robert – ich bin kein Idiot.« Genervt schnitt ich mir ein Stück von der Rolle mit dem Ziegenkäse und legte es auf mein Baguette.
    »Okay, okay«, lenkte er ein. Dann schwieg er einen Moment. Er schien nachzudenken. »Ich hoffe nur, sie ist nicht eine von diesen Komplizierten. Mit denen kriegt man nämlich keinen Spaß.«
    »Keine Sorge, ich hab schon sehr viel Spaß mit ihr gehabt«, entgegnete ich. »Der Abend war sehr schön, und unsere Geschichte fängt ja gerade erst an …« Ich dachte an den alten Mann mit den Pantoffeln, der uns »Liebespaar« hinterhergekräht hatte, an Mélanies erfrischendes Lachen, das manchmal so unvermittelt aus ihr herausplatzte. Ich hörte es so gern.
    »Wir haben viel gelacht und viel geredet … Weißt du, es passt einfach alles so gut zusammen. Sie liebt die alten Dinge – so wie ich – sie arbeitet sogar in einem Antiquitätenladen mit alten Möbeln und Lampen und Porzellanfiguren, sie mag Katzen und ihr Lieblingsfilm ist Cyrano de Bergerac. Das ist auch einer meiner Lieblingsfilme … Ist das nicht einfach großartig? «
    Robert schien wenig beeindruckt. Mit einem »Gutgut« fegte er rasch über all die wunderbaren Gemeinsamkeiten hinweg, die ich herausgefunden zu haben glaubte. »Trotzdem hoffe ich, ihr habt nicht nur geredet?«
    »Nein, weiß Gott nicht.« Ich lächelte und dachte an die Küsse unter der alten Kastanie. »Ach, Robert, was soll ich sagen. Ich bin unheimlich glücklich. Es fühlt sich alles genau richtig an. Ich kann es kaum erwarten, sie wiederzusehen … Sie ist das zauberhafteste Mädchen, dem ich je begegnet bin. Und sie hat keinen Freund, Gott sei Dank! Der Eiffelturm macht sie immer fröhlich, sagt sie. Oh, und sie liebt Brücken«, fuhr ich mit der Euphorie aller frisch Verliebten fort, die jedes Detail am anderen in den Zustand eines unverhältnismäßigen Entzückens versetzt. »Besonders den Pont Alexandre – natürlich wegen der Belle-Époque-Lampen.«
    »Wissen Sie, wie schön es ist, am frühen Abend über den Pont Alexandre zu gehen, wenn die Lichter der Stadt anfangen, sich im Wasser zu spiegeln, und der Himmel ganz lavendelfarben wird?«, hatte Mélanie gesagt. »Ich bleibe manchmal einen Augenblick stehen unter diesen alten Lampen und blicke auf den Fluss und die Stadt und dann denke ich jedes Mal, was für ein Wunder!«
    »Wenn sie über diese Brücke geht, muss sie immer einen Moment stehen bleiben, sagt sie. Und dass Paris ein Wunder ist.« Ich seufzte glücklich.
    »Du klingst wie ein verdammter Reiseführer, Alain. Bist du sicher, dass die Kleine wirklich hier wohnt? So einen Postkartenkitsch hab ich lange nicht mehr gehört. Ich bin auch schon über den Pont Alexandre gegangen, aber ich bin noch nie stehen geblieben, um das Wunder von Paris in mich aufzunehmen – jedenfalls nicht, wenn ich alleine war. Meine Güte, so viel Aufhebens um ein paar alte Lampen!«
    »Brücken haben nun mal einen ganz besonderen Zauber«, erklärte ich.
    Robert lachte. Sicherlich amüsierten ihn meine Schwärmereien. Wenn Robert ein Mädchen gut fand, dann gewiss nicht wegen ihrer Vorliebe für alte Brücken und Belle-Époque-Lampen.
    »Très bien, das klingt doch alles sehr viel versprechend«, meinte er schließlich jovial. »Wann seht ihr euch wieder?«
    Fünf Minuten später hatte ich Krach mit meinem besten Freund.
    »Du hast die Nummer Ihres Portable nicht?«, rief er fassungslos. »Oh, Mann – wie blöd kann man denn sein? Da redet ihr stundenlang über irgendwelche bescheuerten Filme und Brücken und dann fragst du sie nicht mal nach dem Wichtigsten? Sag mir, dass das nicht wahr ist, Alain!«
    »Es ist aber wahr«, entgegnete ich unwirsch. »Ich hielt es in dem Moment eben nicht für das Wichtigste, so einfach ist das.«
    Ich ärgerte mich über mich selbst. Warum nur hatte ich Mélanie nicht nach ihrer Telefonnummer gefragt? Die unrühmliche Wahrheit war, dass ich es schlichtweg vergessen hatte. An diesem ersten

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