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Eines Abends in Paris

Eines Abends in Paris

Titel: Eines Abends in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Philosophie und Literatur geführt. Was war dagegen ein kleiner Kinobesitzer, der es gerade mal auf die Titelseite von Le Parisien geschafft hatte und zumindest auf dieser keinen besonders intelligenten Eindruck machte?
    »Paparazzi, verdammt!«, hatte Solène gezischt, als wir am Sonntagabend auf der trügerisch stillen Place Vêndome vor dem Juweliergeschäft von den Blitzlichtern der beiden Photographen überrascht worden waren. »Kommen Sie, Alain. Cool bleiben.«
    Sie hatte mich an der Hand genommen und rasch zum wenige Schritte entfernten Eingang des Ritz gezogen, ohne die beiden Männer in den dunklen Lederjacken zu beachten, die uns bis zum Hotel folgten und die Schauspielerin mit Fragen aus der Reserve zu locken versuchten.
    Ich bewunderte die Souveränität, mit der Solène die Paparazzi ignorierte. Sie schwieg und schaute stur geradeaus, während sie eilig auf den Hoteleingang zustrebte. Dann hatte die Schauspielerin sich noch einmal kurz umgedreht und fein gelächelt.
    »Messieurs, wenn Sie Fragen haben, die meinen neuen Film betreffen, dann kommen Sie doch einfach morgen Nachmittag um zwei Uhr zur Pressekonferenz. Guten Abend.«
    Es war klar, dass diese Herren nicht unbedingt auf Informationen zu einem neuen Allan-Wood-Film scharf waren. Die Frage, wer mit wem schlief, war sehr viel interessanter.
    »Die Schattenseiten des Berühmtseins«, hatte Solène lachend erklärt, nachdem wir wie zwei Kinder, die eine Scheibe eingeworfen hatten, am Portier vorbeigelaufen waren und uns noch für eine Viertelstunde in die Lobby gesetzt hatten. »Ich hatte das für einen Moment fast vergessen.« Sie hob die Hände in gespielter Verzweiflung. »Früher habe ich mich immer fürchterlich aufgeregt, wenn so ein blöder Knipser hinter einer Hecke hervorsprang und anschließend die tollsten Geschichten in der Boulevardpresse standen. Aber man bleibt am besten cool. Publicity gehört zum Geschäft, so ist das eben. Wenn nichts mehr über einen in der Zeitung steht, ist man auf dem absteigenden Ast. Dann kann man gleich in die Frührente gehen oder Tierschützerin werden.« Sie grinste. »Aber wenn diese Pressefuzzis zu frech werden, bekommen sie meinen Anwalt auf den Hals gehetzt.«
    Sie hatte die Beine übereinandergeschlagen und nachdenklich ihren spitzen schwarzen Lackschuh betrachtet. »Sie glauben gar nicht, wen man mir schon alles angedichtet hat – vor drei Monaten war es der Gärtner. Schlagzeile: ›Sie sagt chéri zu ihm. Ist er Lady Chatterley’s Lover?‹« Sie verzog ihren Mund zu einem breiten Lächeln. »Irgendwie süß, oder? Diese Klatschblätter greifen wirklich nach jedem Strohhalm, um die Konkurrenz auszustechen.« Sie warf mir einen verschwörerischen Blick zu. »Ich hoffe, Sie haben sich nicht zu sehr erschrocken, Alain.«
    »So schlimm war’s nun auch nicht«, gab ich zurück und grinste.
    Der Zwischenfall auf der Place Vedôme hatte Solène in die Gegenwart zurückkatapultiert. Ihre Traurigkeit schien verschwunden. Und auch die Paparazzi waren es, als ich mich kurze Zeit später auf den Heimweg machte.
    Ich ließ mich in die hellen Lederpolster des Cafés zurücksinken und studierte amüsiert die Titelseite des Parisien. Es war schon höchst erstaunlich, was die Zeitung in den Schnappschuss hineinfabuliert hatte, der Solène und mich zeigte.
    Ist die schöne Solène Avril ihrem texanischen Großgrundbesitzer untreu geworden? Am Sonntagabend sah man sie mit einem attraktiven Mann vor der Auslage eines Juweliergeschäfts an der Place Vendôme stehen.
    Ich lächelte geschmeichelt. Der attraktive Mann war ich.
    Der Kellner kam und knallte ein Tablett mit einer silbernen Kanne, einem Glas Leitungswasser, einer Tasse und einem Kännchen heißer Milch auf den Tisch. Ich goss mir Kaffee und Milch ein und verbrühte mir fast die Zunge, als ich gedankenlos einen großen Schluck nahm, während ich weiterlas.
    Haben die beiden sich ihre Verlobungsringe ausgesucht? Die Hollywood-Schauspielerin, die in einer Luxusvilla in Santa Monica lebt und mit Regisseur Allan Wood nach Paris gekommen ist, um in den nächsten Wochen einen neuen Film zu drehen, wirkte gelöst und glücklich, als sie mit dem Unbekannten im Hotel Ritz verschwand.
    Ich schüttelte fassungslos den Kopf und legte die Zeitung kurz zur Seite, weil mein Rührei kam. Während ich es zusammen mit etwas Baguette aß, schaute ich auch noch die restlichen Zeitungen durch.
    Auch die anderen Blätter hatten etwas zu Allan Woods neuem Film und seiner

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