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Eines Greifen Ei

Eines Greifen Ei

Titel: Eines Greifen Ei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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Ferngesteuerten durch Bootstraps Apartments. Sie glichen einer Unmenge von nicht miteinander verbundenen Zellen des Chaos. Er betrat eine davon und las die Worte BUDDHA = KOSMISCHE TRÄGHEIT, die mit etwas an die Wand geschmiert waren, das wie menschlicher Kot aussah. Eine Frau saß auf einem Futonbett und riß Flocken von Füllmaterial heraus, das sie in die Luft warf. Baumwolle bedeckte alles im Raum wie frisch gefallener Schnee. Das nächste Apartment war leer und sauber, und eine glänzende Mikrofabrik stand auf einem Sims. »Hiermit spreche ich deine Verstaatlichung aus, im Namen der Provisorischen Volksrepublik von Bootstrap und aller unterdrückten Massen«, sagte er trocken. Der Ferngesteuerte hob sie behutsam auf. »Bist du mit dem Chip-Diagramm schon fertig?«
    »Es wird nicht mehr lange dauern«, sagte Krishna.
    Sie bauten gerade den Prototyp eines Kontrollapparats. Das Prinzip dabei war, jeden PeCe zu codieren, so daß das KMP den Besitzer identifizieren und zu ihm direkt sprechen konnte. Durch eine Verringerung der Spannung konnten sie die Sendereichweite des PeCes auf anderthalb Meter begrenzen, so daß jeder betroffenen Person individuelle Befehle erteilt werden konnten. Die vorhandenen Chips waren jedoch hochgezüchtete Vollblütler, die nicht für jeden x-beliebigen Energiebereich eingesetzt werden konnten. Sie mußten ausgewechselt werden.
    »Ich weiß allerdings nicht, wie du erwarten kannst, daß man von diesen Kerlen irgendeine brauchbare Arbeit bekommt. Ich meine, was wir brauchen, sind Überwacher. Du kannst nicht hoffen, daß sie zu logischem Denken fähig sind.«
    Krishna war tief über seinen PeCe gebeugt und antwortete zunächst nicht. Dann sagte er: »Weißt du, wie ein Yogi sein Herz zum Stillstand bringt? Wir haben das untersucht, als ich am Gymnasium war. Wir baten Yogi Premanand, ob er sein Herz anhalten würde, während er an unsere Instrumente angeschlossen war, und er stimmte freundlicherweise zu. Wir verfügten über die neuesten Gehirnscanner, doch es stellte sich heraus, daß die interessantesten Ergebnisse vom EKG aufgezeichnet wurden.
    Wir beobachteten, daß sich der Herzschlag des Yogi nicht, wie wir erwartet hatten, verlangsamte, sondern im Gegenteil immer schneller wurde, bis das Organ seine physischen Grenzen erreicht hatte und anfing zu zerfasern. Er hatte sein Herz nicht langsamer werden lassen, sondern beschleunigt. Es hörte nicht auf, sondern bekam einen Krampf.
    Nach unseren Versuchen fragte ich ihn, ob ihm diese Tatsachen bekannt gewesen seien. Er sagte nein und bezeichnete sie als überaus interessant. Er war höflich, doch es war deutlich, daß er unsere Erkenntnisse nicht für sehr bedeutend hielt.«
    »Willst du damit sagen ...?«
    »Das Problem bei Schizophrenen ist, daß in ihren Köpfen zuviel vorgeht. Zu viele Stimmen. Zu viele Ideen. Sie können ihre Aufmerksamkeit nicht auf eine einzige Gedankenkette konzentrieren. Doch es wäre ein Fehler, sie für unfähig zu halten, komplizierte Zusammenhänge zu erfassen. Tatsächlich sind sie hervorragende Denker. Ihre Gehirne arbeiten einfach auf einem solchen Leistungsgipfel, daß sie ihre Gedanken nicht in eine sinnvolle Ordnung bringen können.
    Der Mentalkom-Chip liefert nun noch eine weitere Stimme, allerdings eine lautere, beharrlichere. Deshalb gehorchen sie ihr. Er durchbricht den Lärm, liefert einen Fixpunkt, dient als Grundsubstanz, aus der sich das Denken herauskristallisieren kann.«
    Der Ferngesteuerte öffnete die Tür, die in einen Konferenzraum tief im Innern der Verwaltungstunnel führte. Acht Mikrofabriken standen ordentlich aufgereiht auf dem Konferenztisch bereit. Er fügte den neunten hinzu, drehte sich um und entfernte sich, wobei er die Tür hinter sich zuschloß. »Weißt du«, sagte Gunther, »all diese ausgeklügelten Sicherheitsmaßnahmen sind vielleicht überflüssig. Was immer in Bootstrap angewendet worden sein mag, ist möglicherweise gar nicht mehr in der Luft. Vielleicht war es gar nie in der Luft. Es könnte genausogut im Wasser oder sonstwo gewesen sein.«
    »Oh, es ist schon noch da, millionenfach. Wir haben es mit einer schizomimetischen Maschine zu tun, bei der die Übertragung durch die Luft stattfindet. Sie ist so konstruiert, daß sie bis in alle Ewigkeit erhalten bleibt.«
    »Eine schizomimetische Maschine? Was ist das denn, um Himmels willen?«
    Geistesabwesend leierte Krishna monoton herunter: »Eine schizomimetische Maschine ist eine nichtletale strategische Waffe mit

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