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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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für Magnuson nahe, sich mit Halperin zu beraten, ehe er mit Rabbi Small Lauras Hochzeitspläne besprach. Die Halperins hatten zwar ins Kino gehen wollen, aber Morris beteuerte: «Nein, ich bin heute abend frei, ich kann jederzeit vorbeikommen.» Er brauchte auch seiner Frau keine Erklärungen abzugeben oder sich bei ihr zu entschuldigen. Auch sie wußte, wie wichtig die Verbindung mit Magnuson war, nicht nur wegen der finanziellen, sondern auch wegen der gesellschaftlichen Vorteile. Es lohnte sich, auf einen Film zu verzichten, wenn man im Telefongespräch mit einer Freundin einflechten konnte: «Eigentlich wollten wir ins Kino gehen, aber Howard Magnuson – ein Mandant von Morris, weißt du – wollte ihn in einer dringenden Angelegenheit sprechen, die keinen Aufschub duldete. Und du kennst ja Morris – seine Mandanten haben immer Vorrang.»
    Magnuson seinerseits wußte sehr wohl, daß Halperin ihm dankbar war und auch Grund dazu hatte, ließ es sich aber immer angelegen sein, ihm zu zeigen, daß der Anwalt ihm mit seinen Besuchen einen großen Gefallen tat. Er begrüßte ihn mit betonter Herzlichkeit. «Hereinspaziert! Wirklich nett, daß Sie vorbeigekommen sind. Ich habe es einfach mal probiert …»
    «Und das hat ja auch geklappt, Howard. Ist mir ein Vergnügen.»
    «Ich wollte Sie konsultieren, weil … Nein, das ist schlecht ausgedrückt. Es geht nicht um juristische Fragen und auch nicht eigentlich um die Synagoge, wenn es auch am Rande etwas damit zu tun hat. Im Grunde ist es eine persönliche Angelegenheit, zu der ich gern Ihre Meinung hören würde.»
    «Sie möchten einfach mal drüber sprechen.»
    «Genau. Sehen Sie, meine Tochter Laura will heiraten.»
    «Herzlichen Glückwunsch. Massel tov. »
    «Äh … ja, besten Dank. Aber es gibt da ein Problem. Der junge Mann ist kein Jude …»
    «Und er will konvertieren?»
    «Nein, das heißt, ich glaube nicht. Nein, sogar ganz bestimmt nicht. Ich habe mit ihm noch nicht darüber gesprochen, aber wenn ich Laura recht verstanden habe, kommt das nicht in Frage. Sie hält es für politisch schädlich. Sagte ich schon, daß er Politiker ist? Was soll ich ein Geheimnis daraus machen – es ist John Scofield, der gerade zum republikanischen Kandidaten für den Senat gewählt worden ist. Laura meint, daß er gute Aussichten in der Politik hat und –» Er sah seinen Besucher fragend an.
    Halperin nickte. «Ja, ich kenne John flüchtig. Und ich weiß natürlich, daß Ihre Tochter sich sehr für ihn eingesetzt hat. Juden haben es immer schwerer, in der Politik ihren Weg zu machen, zumindest hier in Massachusetts. In New York oder in Florida mag das anders sein. Ich kann verstehen, daß Ihre Tochter meint, es könnte ihm politisch schaden, wenn er konvertiert. Und daß sie konvertiert, möchten Sie sicher nicht …»
    «Laura möchte es nicht. Natürlich bin ich auch dagegen, aber Laura ist da ganz hart.»
    «Bleibt also nur eine Ziviltrauung.»
    «Und da liegt eben der Hase im Pfeffer. Laura besteht darauf, von einem Rabbi getraut zu werden. Nein, nicht der Religion wegen», setzte er hinzu, als Halperin die Augenbrauen hob. «Sie hat es ihrer Großmutter – meiner Schwiegermutter – versprochen, die einen recht großzügigen Treuhandfonds für sie angelegt hat.»
    Halperin lehnte sich vor. Er witterte juristische Fußangeln. «Und das Vermögen war an die Bedingung gebunden, daß sie einen Juden heiratet?»
    «Nicht direkt. Laura muß damals etwa sechzehn gewesen sein. Wir waren alle miteinander zu einer Hochzeit eingeladen – die Cousine meiner Frau heiratete einen Nichtjuden, einen feinen Menschen, und es ist eine gute Ehe geworden. Sie haben drei Kinder. Sie wurden von einem Pfarrer getraut, aber die Zeremonie war nicht an eine besondere Konfession gebunden. Ich meine, es war nicht von Jesus oder dergleichen die Rede, und die Trauung war auch nicht in der Kirche, sondern im Haus der Braut, genaugenommen im Garten. Meine Schwiegermutter hat sich aber trotzdem sehr darüber aufgeregt. Damals hat sie sich wohl Laura vorgenommen und verlangt, daß sie sich nur von einem Rabbi trauen lassen würde. Laura hat es ihr versprochen. Sie hing sehr an ihrer Großmutter Beck. Dann sagte ihr meine Schwiegermutter, daß sie einen Treuhandfonds für sie anlegen würde, über den sie verfügen könne, sobald sie einundzwanzig sei.»
    «Und der war an die Bedingung geknüpft, daß sie sich von einem Rabbi trauen lassen würde?»
    «Juristisch wohl nicht, aber seit Laura vor

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