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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Rabbi hierher, nach Barnard’s Crossing, holen, in mein und übrigens auch Ihr Gebiet, und von ihm etwas verlangen, was in meinen Augen unrecht ist. Da kann ich nicht wegsehen. Nicht bei dem Präsidenten der Synagoge. Ich muß es verbieten.»
    In seinem rhetorischen Schwung hatte er mehr gesagt, als er eigentlich hatte sagen wollen. Magnuson war plötzlich ganz ruhig geworden. Hier bewegte er sich gewissermaßen in vertrauten Bahnen. Mehr als einmal war es bei der Übernahme einer Firma vorgekommen, daß der Vorbesitzer, der noch Anteile an dem Unternehmen hatte, der Geschäftsführer oder einer der älteren Angestellten mit den von ihm eingeführten Änderungen nicht einverstanden war. Zuweilen war es zu einem Streit im Aufsichtsrat gekommen. In Sachen Unternehmenspolitik kannte er sich aus. Er erhob sich. «Nein, Rabbi, nicht ich werde zurücktreten.» Er machte die Tür auf, dann fiel ihm noch etwas ein. «So wie die Dinge liegen, wäre es mir lieber, wenn Sie von jetzt ab nicht mehr zu den Vorstandssitzungen kämen.»

34
    «Na, dann müssen Sie jetzt wohl den District Attorney anrufen», meinte Lieutenant Eban Jennings melancholisch, als Lanigan ihm von Fran Kimballs Aussage erzählt hatte. Jennings war groß und mager, hatte wäßrig-blaue Augen und einen vorstehenden Adamsapfel, der hüpfte, wenn der Lieutenant aufgeregt war.
    «Darüber wollte ich gerade mit Ihnen sprechen. Woher weiß ich, daß sie die Wahrheit sagt?»
    «In solchen Sachen schwindeln Frauen nicht, Hugh. Daß sie die Nacht mit einem Mann verbracht hat, damit rückt keine freiwillig raus.»
    «Wo lebst du eigentlich, Eban? Seit deiner Sturm- und Drangzeit hat sich nämlich auf diesem Gebiet einiges geändert. Durch die Pille sind sie jetzt völlig ungehemmt. Emanzipation und so. Sie geben sogar damit an – genau wie die Männer. Schau dir die großen Tiere an – Filmstars oder Rocksänger oder Politiker. Heutzutage behaupten die Frauen glatt, sie hätten mit so einem Typ geschlafen, auch wenn’s gar nicht stimmt. Nur um sich großzutun.»
    «Ich hatte nicht den Eindruck, daß dieser Paul Kramer ein großes Tier ist.»
    «Mag sein. Aber ich kann mir vorstellen, daß die Kimball durchaus bereit wäre, ihm einen Gefallen zu tun. Eine Menge in der Antenne, so hat sie sich ausgedrückt. Helle ist er, das muß man ihm lassen. Na schön, mal angenommen, er hat versprochen, ihr bei den Klausurvorbereitungen zu helfen, wenn sie zu mir geht und mir erzählt, daß sie die ganze Nacht bei ihm gewesen ist. Vergiß nicht, daß sich ihre Aussage nicht nachprüfen läßt. Die Mutter können wir nicht fragen, die wird sagen, daß sie bei ihrer Freundin war, bei dieser –» er warf einen Blick auf seine Notizen –. «bei dieser Beth McAllister. Und wenn wir die McAllister fragen, kann sie uns nur sagen, daß Fran Kimball ihr eine Telefonnummer in die Hand gedrückt hat, bei der sie dann nicht hat anzurufen brauchen.»
    «Du könntest natürlich trotzdem die Mutter fragen.»
    «Wonach?»
    «Du könntest sie fragen, ob ihre Tochter Mittwoch nacht zu Hause war.»
    Lanigan schüttelte den Kopf. «Ich schätze, daß sie nicht zu Hause war. Das hätte sie bestimmt berücksichtigt. Gut, dann gehe ich zu Beth McAllister, die vermutlich erst auspackt, wenn wir sie ein bißchen unter Druck setzen. Nehmen wir an, sie geruht zuzugeben, daß sie ihrer Freundin Kimball den Rücken gedeckt hat. ‹Sie hat mir eine Telefonnummer gegeben, bei der ich anrufen sollte.› ‹Welche Nummer?› ‹Weiß ich nicht mehr. Ich hab sie mir irgendwo aufgeschrieben, aber der Zettel ist natürlich weg.›»
    «Und angenommen, Frans Geschichte stimmt?»
    «Das bedeutet, daß der Wagen des Fahrers die Glen Lane bis zum Ende gefahren ist, an der Ecke angehalten hat, ausgestiegen und zu Kramers Wagen gegangen ist, daß er den Scheinwerfer eingeschlagen, die Scherben aufgesammelt und zu seinem Wagen gebracht hat. Daß er gewendet, die Scherben neben der Leiche verstreut und sich davongemacht hat. Wer tut schon so was Verrücktes?»
    «Vielleicht hatte er was gegen Kramer.»
    «Da müßte er schon sehr viel gegen Kramer haben. Denk mal, wie riskant das war. Und Kramer ist neu in der Stadt. Er ist erst seit Anfang des neuen Semesters hier. Wahrscheinlich kennt er überhaupt noch niemanden.»
    Jennings schob die Brille auf die Stirn und fuhr sich mit dem Taschentuch über die Augen. «So riskant war es nun auch wieder nicht. Er fährt die Glen Lane hoch und hält an. Wenn jemand ihn sieht,

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