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Eines Tages geht der Rabbi

Eines Tages geht der Rabbi

Titel: Eines Tages geht der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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fragte, was ich denn tun sollte, wissen Sie, was er da gesagt hat? Er hat mir geraten zurückzutreten.»
    «Das darf doch nicht wahr sein», sagte Halperin entrüstet, aber da er es als Anwalt gewöhnt war, daß ihm Fakten in leicht entstellter Form präsentiert wurden, vergewisserte er sich: «Was hat er denn genau gesagt?»
    Magnuson berichtete über sein Gespräch mit dem Rabbi. «Daß er die Trauung nicht selbst vornehmen möchte, würde ich noch akzeptieren. Wenn man allerdings bedenkt, daß manche Rabbis es machen, ohne daß ihnen das Amt entzogen wird oder sie aus dem Handelsregister gestrichen werden oder wie man das bei denen nennt, fand ich es doch übertrieben dogmatisch. Ich akzeptiere auch, daß die Trauung nicht in einer Synagoge vorgenommen werden kann. Aber daß er sich auf den Standpunkt stellt, es geht nicht mal in meinem eigenen Haus mit einem Rabbi meiner Wahl, weil das sein Zuständigkeitsgebiet ist, das ging mir denn doch über die Hutschnur. Das kann ich nicht dulden. Sonst kommt er demnächst noch auf die Idee, in meiner Küche nachzusehen, ob wir auch getrenntes Geschirr benutzen.»
    Halperin neigte zwar dazu, Magnusons Partei zu ergreifen, aber als gerecht denkender Mann versuchte er, ihm die Einstellung des Rabbi klarzumachen. «Der Rabbi wollte Ihnen wohl begreiflich machen, daß es unziemlich wäre, die Trauung in Ihrem Haus abzuhalten, weil Sie der Präsident der Gemeinde sind. Aus seiner Sicht ist das, als ob –»
    «Ich weiß, was er mir begreiflich machen wollte», sagte Magnuson scharf. «Teilen Sie seine Meinung?»
    Halperin wurde klar, was Magnuson von ihm verlangte. Er sollte Stellung beziehen. Nach seiner Erfahrung war es der bessere Teil der Tapferkeit, sich nicht festzulegen. Er zuckte leicht die Schultern und lächelte. «Für mich ist es nur eine Zeremonie und nicht einmal eine besonders feierliche. Für mich zählt die Ehe – und nicht, wer was wo bei der Hochzeit sagt. Viel mehr beschäftigt mich die Frage, wer nun eigentlich das Sagen hat – die Gemeinde in Gestalt der von ihr gewählten Vertreter oder der Rabbi. Ich möchte wissen, ob ein Rabbi den Rücktritt des Präsidenten anordnen oder auch nur anregen kann. Wer gibt den Ausschlag – der Rabbi oder die Gemeinde? Mit anderen Worten: Wer feuert wen?»
    Magnuson war nicht dumm, er begriff sofort, worauf Halperin hinauswollte. «Meinen Sie, die übrigen Vorstandsmitglieder würden es so sehen?»
    Halperin überlegte. «Ich glaube schon, man muß es ihnen nur in diesem Sinne klarmachen. Nur – wenn Sie an Ihrem Plan festhalten und einen Rabbi von außerhalb holen, würde wohl Small seinem Mißfallen dadurch Ausdruck geben, daß er zurücktritt. Dann würde er der Gemeinde lang und breit den Grund für seinen Rücktritt auseinandersetzen, und es gibt Zores.»
    «Da haben Sie recht. Aber so braucht es ja nicht zu laufen.»
    «Meinen Sie?»
    «Ich erlebe so was nicht zum erstenmal. Wenn Sie eine Firma übernehmen, und es gelingt Ihnen nicht, wichtige Führungskräfte von Ihrer Firmenpolitik zu überzeugen, bleibt nur die Trennung.»
    «Nur weil der Rabbi bei der Hochzeit Ihrer Tochter nicht amtieren will, können Sie ihn nicht feuern.»
    «Natürlich nicht. Aber wir können ihn entlassen, weil er durch die Forderung nach meinem Rücktritt die Autorität des Vorstands in Frage gestellt hat. Falls der Vorstand mitspielt.»
    «Aber er hat einen Vertrag.»
    «Kein Problem. Wir zahlen ihm einfach das Gehalt weiter, bis der Vertrag ausläuft, und das ist sowieso in Kürze der Fall. Wir könnten ihm sogar eine Pauschalsumme zahlen. Wenn wir von ihm verlangen, daß er zurücktritt, wird er natürlich der Gemeinde – zumindest den Besuchern des Freitagabendgottesdienstes – die Gründe erläutern wollen. Wieviel kommen zum Gottesdienst? Fünfundsiebzig? Hundert? Aber in der Woche darauf würden vermutlich zwei- oder dreihundert kommen, und er würde seine Erklärung noch einmal vom Stapel lassen. Und dann wäre der Teufel los. Aber wenn wir ihn entlassen, weil – weil das Vertrauensverhältnis nicht mehr vorhanden ist, würde er, so wie ich ihn einschätze, keinen Mucks sagen. Höchstens ‹Auf Wiedersehen›. Er ist nämlich verdammt stolz. Höchstwahrscheinlich würde er nicht mal eine Andeutung machen, daß es was mit der Hochzeit meiner Tochter zu tun hat, besonders wenn in dem Entlassungsschreiben davon keine Rede ist. Natürlich wäre es günstig, wenn wir dann auf einen Rabbi zurückgreifen könnten, der gleich den

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