Einfach bezaubernd
hinüber, hüpfte in der kühlen Nachtluft, unbeeinträchtigt von der steifen Brise, die noch immer den nahenden Sturm ankündigte.
Einen Augenblick lang erstarrte Crash und beobachtete den
Becher, wie er vor ihm, immer leicht außerhalb seiner Reichweite, in der Luft schwebte, während Mare den Deckel von ihrem Becher nahm und begann, ihr Eis zu löffeln, als ginge nichts Ungewöhnliches vor sich. Der Becher bewegte sich auf und ab, hin und her, als tanzte er an unsichtbaren Fäden. Es musste ein Trick sein, sagte Crash sich selbst, aber als er näher kam, fuhr er mit den Händen ringsherum und konnte nichts ertasten, was den Becher hielt.
»Du bist gut«, meinte er schließlich. »Wie machst du das?«
»Zauberei.« Mare löffelte ihr Eis.
Er nahm seinen Becher in die Hand und fand immer noch keine Fäden oder Drähte, die ihn gehalten haben könnten. »Du bist wirklich gut. Löffel?«
Der Löffel tanzte ebenfalls von selbst zu ihm hinüber, drehte sich dabei lässig in Kreisen, bis er sich schließlich selbst in den Eisbecher senkte.
Nun ja, das war schon weit mehr als gut. Zugegeben, er konnte nie so ganz klar denken, wenn er mit Mare zusammen war, aber das hier … er blickte zu ihr hinüber.
Sie erwiderte seinen Blick unverwandt, mit Feuer in den Augen.
»Mein Onkel hat früher immer Zaubertricks vorgeführt«, bemerkte er und starrte den Eisbecher und den Löffel an, dann wieder sie. »Aber nichts war so gut wie das hier.«
»Ich habe nicht von ›Tricks‹ gesprochen«, erwiderte Mare vorsichtig. »Ich sagte ›Zauberei‹. Ich habe Zauberkräfte. Meine Familie besitzt Zauberkräfte. Ich habe diese psychokinetischen Fähigkeiten. Dee kann sich selbst verwandeln. Und Lizzie verwandelt alles Mögliche. Im Moment arbeitet sie daran, aus Stroh Gold zu machen. Das ist der Grund, warum manchmal das Dach hier brummt.«
Crash betrachtete den Eisbecher erneut, holte tief Luft und baggerte sich den ersten Löffel voll Eiscreme heraus. Mare war
keine Irre. Sie war ein bisschen verrückt, sie sagte und tat verrückte Dinge, und das war einer der Gründe, warum er sie liebte. Aber das hier … – »Dee verwandelt sich?«
»Meistens in irgendeinen Vogel. Sie liebt das Fliegen. Ich glaube, das ist ein Zeichen für ihr inneres Bedürfnis, die Flucht zu ergreifen, aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung.« Mare leckte ihren Löffel ab, und ihre Stimme klang, als wäre das alles ganz normal, doch er konzentrierte sich auf das Ablecken des Löffels als etwas Vergnügliches und Alltägliches und Verständliches, weil es ihm bei weitem besser gefiel als das »Meine Schwester kann sich verwandeln«.
Mit etwas Überwindung zwang er sich dann dazu, sich wieder mit dem zu beschäftigen, was ihm in Zukunft wohl nicht erspart bleiben würde. »Stroh in Gold.«
Mare nickte. »Das ist Lizzies großes Projekt. Kleinere Sachen macht sie dauernd. Zum Beispiel, wenn sie nervös wird, verwandelt sie alles Mögliche in Kaninchen. An schlimmen Tagen werden wir von Karnickeln direkt überschwemmt. Bei Aufregung erscheinen Schuhe. Normalerweise verwandelt sich alles von selbst wieder zurück. Manchmal auch nicht.«
Py hob seinen dicken Kopf und starrte Crash an, und seine Augen glänzten golden in der Dunkelheit. Gegen seinen Willen begann Crash, es zu glauben, denn diese Augen waren nicht die Augen einer Hauskatze.
»Wo, sagtest du, hat Lizzie Py gefunden?«
»Im Zoo.«
»Richtig.« Er rieb sich die Stirn. »Kannst du mir das vielleicht noch mal ganz von vorn erklären?«
»Wir stammen aus einem alten Geschlecht von Hexen«, begann Mare, als wäre es eine ganz normale Unterhaltung. »Nicht weiter problematisch, abgesehen von diesem seltsamen mittelalterlichen Untertauchen im Dorfteich – und einer von uns, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.« Ihre Stimme wurde
düster. »Wenn es jemals Zeitreisen für uns geben sollte, dann wird jemand dafür bezahlen.«
Crash atmete tief durch. »Ah ja.«
Mare grub in ihrem Eisbecher. »Unsere Tante Xan hatte Dad und Mom dazu überredet, eine Fernsehshow aufzuziehen, den Magischen Abend mit den Fortunes , und so wurden wir die kleinen Miss Fortunes . Nettes Wortspiel, das aber keinem aufgefallen ist. Erst glückte es, und dann miss-glückte es. Tja, zuerst war die Show ein Erfolg, aber dann ging irgendetwas schief, und es gab eine Verurteilung wegen Betrugs, und Mom und Dad baten Xan aus irgendeinem Grund, sie sollte die magischen Kräfte von ihnen nehmen. Sie zapfte ihnen
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