Einfach bezaubernd
mich wegen deiner Schwestern aufgeben?«
»Aufgeben, nein. Höchstens für eine Weile verschieben. Ich bin verantwortlich für sie, Danny. Weißt du, bis jetzt konnte Lizzie nicht mal einen Job durchhalten.«
»Warum nicht?«
Sie zuckte die Schultern. »Sie ist abgelenkt, weil sie immer versucht, Stroh in Gold zu verwandeln. Sie meint, das würde uns alle retten. Ich glaube, Lizzies größte Gabe ist, uns so sehr zu lieben, dass sie es unbedingt versuchen will.«
»Und Mare?«
»Mare würde schon zurechtkommen. Aber wenn ich hierbleibe, könnte ich sie unterstützen.«
»Wenn ich also meine Tätigkeit von Salem’s Fork aus betreibe, dann würdest du mich heiraten?«
»Schneller, als du mich fragen kannst. Ich weiß ja, dass es nicht leicht wäre. Keiner von uns verdient viel Geld, und du musst immer wieder auf Reisen gehen. Aber wir würden das schon hinkriegen.« Sie wusste, dass ihr angespanntes Lächeln ihre Angst verriet. Sie wusste nicht, ob sie eine Ablehnung ertragen würde.
»Und was ist mit mir?«, fragte er sehr ruhig.
»Wenn du hier wärst«, erwiderte sie, »dann hätten wir mehr Zeit für spontane Dinge. Ich meine, wir sind hier ja nicht wirklich aus der Welt. Und ich kriege bei der Bank drei Wochen Urlaub.«
»Und was ist mit deiner Malerei?«
Sie schloss kurz die Augen. »Ich möchte meine Anonymität nicht verlieren.«
»Wenn ich dir garantieren könnte, dass du sie nicht verlierst?«
Sie runzelte die Stirn. »Es gibt aber kein Künstler-Schutzprogramm, Danny.«
»Ich habe Verbindungen.«
Sie dachte nach. »Ich wollte eigentlich meine Visionen schon immer mit anderen teilen. Ich kann nur den Gedanken nicht ertragen, dass Fremde in mein Leben eindringen. Verstehst du das?«
Danny zog sie zu einem kurzen, liebevollen Kuss zu sich hinab. »Besser, als du ahnst, mein Herz. Wenn ich also hierher ziehe und verspreche, deine Anonymität zu bewahren, dann wärest du einverstanden, von meinem nicht gerade astronomischen Gehalt zu leben, bis du so weit bist, Bilder zu verkaufen?«
»Es wäre mir lieber, wenn wir uns auch die Lasten und Pflichten teilen. Aber wenn du meinst, dann tue ich das. Obwohl du diese Bilder als Einkommensquelle sicher zu hoch einschätzt.«
»Nein, das glaube ich nicht.« Wieder küsste er sie. »Na gut, mein Fräulein. Abgemacht. Wann fragen wir deine Schwestern um Erlaubnis?«
»Sobald Mare ein graues Kostüm trägt. Nein, keine Sorge. Sie lieben dich schon jetzt. Mare wird sich ein Bein für dich ausreißen, wenn es dir gelingt, mich ein wenig von ihr abzulenken. Hey, meinst du, du könntest mir dabei helfen, sie zum College zu überreden?«
Danny lachte. » Mare? Ach Dee, verschwende doch nicht deine Zeit darauf. Mare wird mal etwas wunderbar Bizarres erschaffen, zum Beispiel, äh, ein interaktives Filmbetrachter-Spiel, auf das alle ganz scharf sein werden, und sie wird ein Kultur-Genie werden.«
Dee seufzte und machte es sich wieder an Dannys Brust bequem. »Na gut. Schon wieder überstimmt.«
»Aber eines werde ich für dich tun.«
»Was denn?«
»Dir zeigen, wozu ich die Federboa besorgt habe.«
Ihre Stimmung stieg sprunghaft, und sie strahlte. »Boas finde ich heiß.«
Danny James grinste selbstgefällig. »Wusste ich doch, dass es so ist.«
Lizzie öffnete die Augen und wartete, bis sie sich langsam an das frühe Dämmerlicht gewöhnten. Sie lag quer über Elrics wundervollem Körper, vollkommen entspannt und vollkommen glücklich. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wann und wie und wohin sie sich mit ihm begeben hatte – irgendwann waren sämtliche Regenbogenfarben wie Speere durch ihren Körper geschossen, hatten ihn in kleine, glitzernde Scherben von Karmesinrot, Blau und Gold verwandelt, in Märchenstaub, der sich im ganzen Universum ausbreitete, bis er sich zu Lavendel wieder zusammensetzte und dann wieder zu Fleisch wurde. Es war eine endlose, fantastische Reise gewesen, und instinktiv verstärkte sie ihren Griff um Elrics Schulter in der Furcht, er könnte fort sein.
Schläfrig murmelte er etwas, aber sein Arm lag so fest um ihren Rücken, dass sie nicht hätte entkommen können, keine Chance. Sie wollte auch nicht entkommen, keine Chance.
Ihre Zimmertür stand offen. Jemand musste wohl in der Nacht hereingekommen sein, um nach ihr zu sehen, und sie konnte nur vermuten, dass sie niemanden vorgefunden hatten. Lizzie und ihr Phantomgeliebter waren verschwunden, zumindest für eine Zeitlang, und das war wohl auch gut so. Sie war sich nicht
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