Einfach bezaubernd
helle Sonnenlicht, und das war gar nicht so einfach, denn die Welt begann wieder, um sie herum zu schwanken.
Xan stellte die flache silberne Schale vor den Seher-Kristall, das jetzt wie ein Spiegel an ihrer mit Silber überzogenen Wand hing. Als sie ein vergoldetes Kistchen von dem Regal daneben herunternahm, änderte sich der Lichteinfall, und sie erblickte ihr eigenes Spiegelbild. Das Tageslicht war nicht freundlich zu einer Frau in der Mitte ihres Lebens, dachte sie.
Sie betrachtete sich näher. Trotz Zauberei und Schönheitsoperationen verlor die Haut ihre Elastizität. Gestern Abend im Restaurant hatte Vincent sich zu ihr vorgebeugt, sein weißes Haar perfekt gestylt, und hatte gemurmelt: »Wir sollten immer bei Kerzenlicht dinieren«, und sie war sich ziemlich sicher, dass in seiner Stimme ein Hauch von Häme mitschwang.
Aber schließlich war Vincent schon immer ein gemeiner Bastard gewesen. Ein äußerst attraktiver, wenn man vornehm ergrauende Männer mochte, die in jeder Fernsehshow den Moderator hätten spielen können, und ebenso gut im Bett, wenn man einstudierte Methoden und einen Mann, der ständig im Spiegel seine eigene Technik bewunderte, mochte. Doch franste sein Charme allmählich ziemlich stark aus. Gott sei Dank war sie mehr oder weniger fertig mit ihm, und es würde ihr großes Vergnügen bereiten, mit Vincent Schluss zu machen, besonders
vor den Augen all derer, die gestern Abend schadenfroh zugesehen hatten, wie er mit einer blutjungen braunhaarigen Hexe namens Jennifer flirtete, die ihr Körpergewicht zum größten Teil in ihrem Busen und ihrem Hintern konzentrierte. Dort saß offensichtlich auch ihr Gehirn, wenn sie glaubte, dass Vincent ein guter Fang für sie wäre. Xan hatte dazu gelächelt, nach außen hin amüsiert, innerlich aber kochend vor Wut darüber, dass dieser Schwachsinnige sie in ihren eigenen Kreisen lächerlich machte. Eigentlich sollte es ihr egal sein, was die anderen dachten, denn sie war die Mächtigste von ihnen allen, die anderen waren nicht viel mehr als ihr Hofstaat …
Sie war die Mächtigste von ihnen allen gewesen.
Das Alter , dachte sie. Im Alter wird man weise. Wer zum Teufel will schon Weisheit?
Jugend und Macht. Das war …
Jemand nieste hinter ihr, und sie schrak hoch. »Himmel noch mal, Maxine, wie bist du hier wieder hereingekommen?«
»Das Portal …«
»Ich habe das Portal geschlossen.«
»Na ja, da war so ein kleiner Lichtspalt, und irgendwie hab ich …«
Ich werde dich schlachten und ausstopfen lassen . »Was willst du, Maxine?«
»Ach ja, richtig. Na ja, Freitagabend ist die Hölle los. Und ich könnte Martinis echt gut …«
»Maxine, du wirst bis Montag nichts tun, was die Aufmerksamkeit auf dich oder auf das Diner -Restaurant lenkt.« Xan setzte das vergoldete Kistchen ab und begann, die Hand zu schwenken.
»Nein!«, stieß Maxine hervor und wedelte abwehrend mit ihren beiden Händen. »Warten Sie! Ich habe Neuigkeiten! Da ist ein neuer Video-Laden-Typ namens Jude aufgetaucht. Das ist Ihr Kerl für Mare, stimmt’s?«
»Ja?«, machte Xan und hielt mitten in der Handbewegung inne.
»Na, der ist wirklich süß «, fuhr Maxine fort. »Sieht genauso aus wie Jude Law. Aber über wen die Leute wirklich reden, das ist der Schriftsteller-Typ mit dem Motorrad. Oh Gooott. Mit dem hat Dee wirklich das große Los gezogen.«
»Danke«, erwiderte Xan eisig.
»Den Dritten hab ich noch nicht gesehen. Den für Lizzie.«
Elric . Neben ihm wirkte Vincent wie ein Vorstadtflegel. »Er ist schon dort.«
»Aha. Na gut.« Maxine zögerte.
Xan seufzte. »Was ist, Maxine?«
»Na ja, ich weiß wirklich nicht, was ich Ihnen erzählen soll und was nicht. Es wäre vielleicht besser, wenn ich wüsste, was diese Typen in der Stadt vorhaben.«
Xan dachte kurz daran, Maxine auf der Stelle in ein Kaninchen zu verwandeln, aber sie brauchte sie noch. »Also gut.«
Maxine kam näher heran und warf einen Blick auf die magische silberne Schale und die Flüssigkeit, die darin brodelte, und hätte wohl am liebsten gefragt, was das war, hielt jedoch klugerweise den Mund. Selbst Maxine hat eine Lernkurve .
Xan lächelte sie an. »Ich bin eben um meine Nichten besorgt, deswegen habe ich einen Zauberspruch getan, um ihnen ihre große Liebe zu bringen.«
Maxines Unterkiefer sackte herab. »So was können Sie?« Als sie Xans Blick auf sich bemerkte, nickte sie heftig. »Ja klar können Sie das, Sie können ja alles , aber ich meine, herrje, wissen Sie, wie viel Geld
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