Einfach bezaubernd
aus. Dee kannte diesen Geruch aus ihren Zeiten als Fuchs. Der Geruch von Moschus, Kraft und Salz. Ein Hauch Seife, und dazu etwas, das speziell Danny James war. Und etwas Tödliches, das sie nicht genau identifizieren konnte. Wahrscheinlich der unverfälschte Duft von Pheromonen. Und sie saß ihm in einem schweren Wollkostüm und in Schweiß gebadet gegenüber. Äußerst attraktiv.
Sie fühlte, wie sie erneut errötete. Wer hatte das nur für eine
gute Idee gehalten? Ihr gegenüber zog Danny ein kleines Aufnahmegerät aus der Jacketttasche und legte es auf den Tisch.
»Von wegen«, sagte Dee nur mit steinernem Gesicht.
Er zuckte kurz die Schultern und ließ es wieder verschwinden. »Mehr als ›Nein‹ konnten Sie ja nicht sagen.«
»Ich könnte Sie mit Ihrer eigenen Ausrüstung k. o. schlagen.«
Sie könnte sich in eine Wölfin verwandeln und ihm die Nase abbeißen. Aber dazu hatte er ein zu hübsches Gesicht.
»Ach nein, das würden Sie doch nicht tun«, erwiderte er, ohne aufzublicken. »Ich habe doch so ein hübsches Gesicht.«
Dee saß da, ohne sich zu regen. Auf welchen ihrer Gedanken hatte er da geantwortet? Und wenn er ihr zu verstehen gab, dass er ihre Gedanken hörte, warum blendete er sie nicht mit einem Lächeln, das besagte: »Ich weiß, wer du bist«?
Verstohlen schnüffelte sie erneut. Und wieder fing sie den Duft des Mannes, der Seife auf. Und … Herrgott noch mal. Sie hätte es sich denken können. Diese geheimnisvolle Duftnote, das waren nicht einfach Pheromone. Da war ein Hauch von Ozon vor dem Sturm. Das Knistern von Elektrizität. Was immer dieser Kerl war oder nicht war, er war einer von ihnen. Er roch nach magischer Macht.
Dee kämpfte darum, nicht in Schweiß auszubrechen wie eine Angeklagte. Was hatte das zu bedeuten? Warum war er wirklich hier? Und, verdammt noch mal, wieso hatte sie allein dadurch, dass sie die Macht in ihm riechen konnte, schon ein Gefühl, als hätte sie Hummeln im Hintern? Nein, das war nur die kratzige Wolle an ihrem Hintern, den sie plötzlich nicht mehr stillhalten konnte.
Danny James legte ein Notizbuch und einen Kugelschreiber von der Third Virginia Bank auf den Tisch. »Sie sprechen nicht gern über Ihre Eltern?«
Sie blickte sich suchend nach ihrem Martini um, plötzlich
dankbar dafür, dass das Greasy Fork sich zur Lasterhöhle entwickelte. »Was recherchieren Sie eigentlich?«
Schlau, Dee, wirklich schlau .
Er schien nicht im Mindesten irritiert. »Für ein Buch, das Mark Delaney schreibt.«
Sie blickte ihn finster an. »Ja, das hab ich schon mitgekriegt. Aber was könnten meine Eltern mit der ›anderen Seite von Geschichte‹ zu tun haben?« Außer mit der anderen Seite ihrer Geschichte, die sie sich für ihre Familie immer gewünscht hatte. Claire und Cliff Huxtable als ihre Eltern, und ein Haus in einem harmlosen Vorort, wo das Tafelsilber auch Tafelsilber blieb und Stress nichts anderes zur Folge hatte als Kopfschmerzen.
»Mark möchte ein nicht fiktives Werk über Menschen mit übersinnlichen Kräften schreiben«, erklärte er. »Und da Ihre Eltern die berühmtesten waren, dachte er, wir sollten bei ihnen anfangen. Wie Sie sicherlich wissen, bezeichnete man sie manchmal als …«
»Die übersinnlichen Bonnie und Clyde. Ja, Mr. James, ich kenne all die Beschimpfungen.« Wie »Scharlatan«. Sie fragte sich, wann er damit herausrücken würde. »Und halten Sie sich ein bisschen zurück bitte! Ich wäre froh, wenn niemand in Salem’s Fork auf den Gedanken kommt, ich könnte irgendeine Berühmtheit kennen.«
»Ich wusste, dass es Ihnen lieber wäre, wenn ich meine Informationen aus erster Quelle beziehe, und das sind Sie.«
»Nicht wirklich«, entgegnete Dee, die sehnsüchtig beobachtete, wie Maxine ein gefülltes Martiniglas auf ein Tablett setzte. »Es gibt genügend Videoaufzeichnungen über meine Eltern. Ich bezweifle, dass ich dem noch irgendwas hinzufügen könnte.«
»Ich habe die Videos gesehen«, antwortete er. »Ich möchte Sie nicht beleidigen, aber das Ganze erschien mir eher wie eine Mischung aus Märchen und Tingeltangel.«
»Mit einer Prise David Copperfield. Sie wussten, wie man eine Show aufzieht.«
»Tja, das erklärt sicher manches«, gab er zu. »Ihr Aufstieg in die Reihen der Berühmtheiten war ja auch ziemlich märchenhaft. Von kleinen Taschenspielern, die ihre Nachbarschaft beglückten, zu international bekannten Star-Magiern, und das innerhalb von drei Jahren.«
»Na, die Nachbarschaft, in der sie anfingen zu
Weitere Kostenlose Bücher