Einfach bezaubernd
…«
Oh Gott, nein. Nichts von gestern Abend. Nicht wenn sie sich für die Begegnung mit Xan stählen musste.
»Habe ich dir wehgetan?«
Dee riss die Augen auf. »Was?«
Sein Blick war sanft und unsicher. Verwundbar. Als glaubte er, dass alles, was geschehen war, irgendwie seine Schuld war.
»Du bist die tapferste Frau, die ich kenne«, fuhr er fort. »Du meine Güte, Dee, du hast deine beiden Schwestern seit deinem sechzehnten Lebensjahr alleine aufgezogen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wovor du weggerannt bist, außer dass ich etwas Schreckliches getan haben könnte. Ich wollte hinter dir her, aber … Ich habe stundenlang vor deinem Haus gestanden. Ich habe gesehen, wie der Freund deiner Schwester auftauchte, und da hätte ich beinahe geklopft …«
Und das brachte den Topf zum Überlaufen. Um Dee war es
endgültig geschehen, wie in einem Schnulzenroman. Wie hätte sie Danny James nicht lieben können?
»Ach, Danny«, stöhnte sie auf und konnte dem dringenden Wunsch, mit den Händen dieses wundervolle Gesicht zu umfassen, nicht mehr länger widerstehen. »Wie kannst du nur denken, dass du je jemandem wehtun könntest?«
»Dann hast du …«
Der Wind wirbelte eine Wolke von Blüten auf und ließ sie wie ein purpurnes und rotes Feuerwerk um sie herum niedersinken. »Das Problem bin ich«, sagte sie. »Es tut mir so leid. Ich würde nie wollen, dass du glaubst, es läge an dir.«
»Schwöre es.«
Tränen, die sie sich noch nie erlaubt hatte, standen in ihren Augen. »Bei meiner Ehre. Und die Mädels könnten dir sagen, dass ich so was sehr ernst nehme.«
Er nahm ihre Hand in seine beiden Hände und hob sie an, um sie zu küssen. »Ich habe noch nie jemanden wie dich kennen gelernt, Deidre Dolores O’Brien.«
Er hatte Xan kennen gelernt. Dee war nahe daran, zu fragen, ob Xan nicht von allem mehr besaß. Mehr Schönheit, mehr verführerische Reize, mehr von allem, was ein Mann begehrte.
»Möchtest du sie jetzt wirklich sofort treffen?«, fragte er und echote damit wieder einmal ihre geheimen Gedanken.
»Ja. Aber zuerst muss ich dich noch etwas fragen.« Sie wurde sich bewusst, dass sie sich an seine Hände klammerte, so stark war jetzt ihre Angst. »Wer war sie?«
»Wie bitte?«
War der Wind eingeschlafen? Es war plötzlich so unheimlich still um sie herum, als hielte alles den Atem an.
»Wie würdest du sie beschreiben? Als Sophia Loren? Susan Sarandon?«
Er dachte nach, und sie klammerte sich noch immer an ihn. »Delilah.«
Und Dee hatte schon geglaubt, sie würde sich über gar nichts mehr wundern. »Delilah?«
Er grinste. »Ich weiß, was du damit meinst, dass sie die Leute dazu bringt, alles zu tun, was sie will. Aber es ist auch etwas … Trauriges an ihr. Etwas Leeres, glaube ich.«
Dee stand starr. Sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Was antwortete man auf eine solche Feststellung? Er hatte natürlich nicht Recht. Xan war nicht traurig. Sie war böse. Aber sie war tatsächlich auch leer . Eine leere Hülle, die aus intriganter Manipulation und Gier bestand.
»Vertraust du mir?«, fragte sie.
Nun streckte er seinerseits die Hände aus, fuhr mit den Fingerspitzen über ihre Wangen. »Ja, komischerweise tue ich das. Anscheinend habe ich eine Vorliebe für Xanthippen.«
Dee wurde steif, bis sie das spitzbübische Glitzern in seinen Augen sah. »Keiner hat mich je so genannt und hat dann lange genug gelebt, um es weiterzuerzählen, mein Herr.«
»Aber ich mag Xanthippen. Oder hast du nicht richtig zugehört?«
Der Atem stockte ihr. Anscheinend war der Wind wieder aufgefrischt, denn sie hätte schwören mögen, dass sie Staub in den Augen hatte. Und der Staub beschwor dieses rasche, strahlende Bild von Danny James herauf, der sie anlächelte. Nur sie . Sie sehnte sich so sehr danach, diesen Moment in der Wirklichkeit zu erleben, selbst wenn sie wusste, dass sie durch eine Konfrontation mit Xan wahrscheinlich ihre letzte Chance dafür verspielte.
Es wird eine Katastrophe geben .
Sie hatte nicht mehr so hart zugeschlagen, seit sie ihre Schwestern damals um drei Uhr nachts in einen Bus geschoben und mit ihnen und dem Schmuck ihrer Mutter das Weite gesucht hatte.
»Also«, meinte sie, als sei alles nur ein Spiel, »diese Xanthippe
muss jetzt mit ihrer Tante Xan sprechen. Willst du mitkommen?«
»Ich kann mir nichts anderes vorstellen.«
Dee kletterte auf das Motorrad, was ihr in Jeans und Sweatshirt viel leichter fiel als zuvor, und schlang ihre Arme um Danny. Der
Weitere Kostenlose Bücher