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Einfach bezaubernd

Einfach bezaubernd

Titel: Einfach bezaubernd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer Dreyer Eileen Stuart Anne
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Himmel über den Bäumen hatte sich verschleiert, und ihr Blätterwerk hing schlaff herab. Die Luft schien dick und schwer und versprach Blitz und Regen. Ein Sturm, ja? , dachte sie. Sie würde Xan schon einen Sturm verpassen.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Danny fünf Minuten später, als sie mit Verna auf der Veranda des Lighthorse standen. »Heute Morgen war sie in Zimmer Nr. 2A. Ich bin ganz sicher.«
    »Nein, mein Lieber«, protestierte die kleine Frau. »Wir haben dieses Zimmer verschlossen, weil es neu eingerichtet wird. Vielleicht haben Sie das alles nur geträumt?«
    »Nein. Sie trug ein weißes Kleid, und …«
    Weiß. Ach, Xan, welchen Illusionen gibst du dich hin . Dee packte Danny am Arm und steuerte ihn zu den Stufen. »Muss wohl an der Zeitverschiebung liegen«, erklärte sie leichthin. »Danke, Verna.«
    Danny wandte sich ihr zu. »Aber ich habe sie gesehen.«
    »Das weiß ich. Wir werden jetzt herausfinden, wohin sie sich zurückgezogen hat, und sie hervorzerren, bevor sie eine Katastrophe anrichtet.«
    Zwei Schritte vor dem Motorrad blieb er stehen und wandte sich ihr zu. »Dee, sie ist doch nur eine Frau. Lass sie doch gehen. Ich meine, was kann sie dir denn schon tun?«
    Dee blickte in dieses liebe, ehrliche Gesicht auf und kämpfte erneut mit der Wahrheit. Aber sie hatte jetzt keine Wahl mehr. Sie musste wenigstens versuchen, ihm alles so zu erklären, dass er es verstand, auch wenn ihn das dazu bringen würde, schreiend davonzulaufen. Nun ja, er wäre sowieso früher oder später
schreiend davongelaufen, also konnte sie es auch jetzt gleich hinter sich bringen.
    »Nein, Danny«, entgegnete sie ihm und umklammerte weiter seine Hand. »Sie ist nicht einfach nur eine Frau. Sie hat viel mehr Macht.«
    »Jetzt aber, Dee …« Er wollte sich schon abwenden, aber sie konnte es nicht mehr sein lassen. Jetzt nicht mehr.
    »Sie hat meine Eltern umgebracht, Danny.«
    Er erstarrte. »Du hast doch gesagt, sie seien an Unterkühlung gestorben.«
    »Das war gelogen.« Sie schüttelte den Kopf in ihrer Verzweiflung über all die Dinge, die sie wusste, und die er sich, wie ihr klar wurde, bestimmt nicht anhören wollte. Herrgott, nicht einmal Mare wollte sie sich anhören. »Der offizielle Befund lautete ›Unterkühlung‹. Das passte zu den Indizien. So kalt. Oh Gott, waren sie kalt …« Wie Wachspuppen, die von einem unartigen Kind beiseitegeworfen wurden. Sie hatte gedacht, ihr würde nie mehr warm werden, nachdem sie ihre Mutter gehalten hatte. »Ich fand Xan über sie gebeugt, und ich schrie, und alle kamen herbeigerannt, aber sie konnten nichts mehr tun. Xan überzeugte die Untersuchungsbeamten, dass sie versucht hatte, sie zu retten, aber ich weiß es besser. Ich weiß nicht, wie sie es getan hat, aber sie …« Dee stieß ein kurzes Lachen der Verzweiflung aus, denn sie wusste, wie unglaublich ihre Worte klingen mussten. Trotzdem straffte sie sich und blickte Danny an. »Irgendwie, glaube ich, hat sie das Leben aus ihnen herausgesogen.«
    »Das glaubst du doch nicht im Ernst.«
    »Und jetzt ist sie hinter uns her.«
    Danny wurde steif wie ein empörter Pfarrer. »Also wirklich, Dee …«
    Es blieb ihr nichts anderes übrig, sie musste es ihm zeigen. »Komm mit«, forderte sie ihn auf. »Wir werden jetzt zu einem Ort gehen, wo wir wirklich reden können.«

    Sie leitete ihn zu einem brachliegenden Feld am nördlichen Rand des Städtchens, wo die alte Kirchstraße einen kaum noch zu erkennenden Pfad kreuzte, der einst ein Indianerpfad gewesen war. Unkraut überwucherte das sich selbst überlassene Feld, auf dem niemand etwas anbauen wollte, und eine einzelne bizarre Baumwollpflanze schob gerade neue Blätter hervor. Der Himmel schien plötzlich düsterer, die Wolken dräuten dichter und der Wind blies kälter. Dee hasste diesen Ort. Sie schob Danny direkt dort hin und ließ ihn sich in den Mittelpunkt stellen, genau dorthin, wo die Pfade sich kreuzten.
    »Was?«, fragte er und blickte sich um. »Ist sie hier?«
    »Was hörst du?«, fragte Dee ihn, die darauf achtete, abseitszustehen.
    Danny schob die Hände in die Taschen seines Jacketts. Er öffnete lauschend den Mund. Schüttelte den Kopf, als traute er seinem Gehör nicht.
    »Schreie.«
    Er wollte den Platz verlassen, aber Dee packte ihn und hielt ihn fest. »Was sonst noch?«
    »Das ist doch …«
    »Was sonst noch, Danny?«
    »Hohn- und Spottrufe. Und diese … Schreie .« Sein Gesicht hatte etwas von seiner Farbe verloren, und in seinen Augen

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