Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einfach bezaubernd

Einfach bezaubernd

Titel: Einfach bezaubernd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer Dreyer Eileen Stuart Anne
Vom Netzwerk:
stutzte gerade die Hecke, was sie alle zwei Wochen tat. In ihrer Gärtnerschürze und dem großen Strohhut wirkte sie wie eine zum Leben erwachte Gartenfigur. Wie alle anderen weiblichen Wesen in dieser dummen Stadt lächelte sie und erstach sich fast selbst mit ihrer Heckenschere, als sie versuchte, sich mit der Hand über ihr dauergewelltes graues Haar zu fahren. »Ja aber natürlich, mein
Lieber«, zwitscherte sie. »Haben Sie denn die Mädels nicht gefunden?«
    »Doch, habe ich. Vielen Dank.«
    Und dabei hatte Dee Verna immer für eine Freundin gehalten. Dee ließ sich in dem Weidenbaum nieder, der an der Nordwestecke des Hauses stand, und beobachtete, wie Danny mit einem weiteren strahlenden Lächeln in den Augen den seitlichen Fußweg hinauffuhr.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mein Zimmer etwas früher belege?«, fragte er Verna. »Da ich noch warten muss, bis ich meine Interviews machen kann, habe ich gehofft, ich könnte inzwischen duschen und ein paar Anrufe erledigen.«
    »Seien Sie nicht albern«, trillerte Verna und klang fast wie Dee in ihrer Eulenbalz. »Gehen Sie nur rauf. Ich habe Mel gesagt, er soll Ihre Tasche in 3B hinauftragen. Das ist die Lighthorse -Suite, Mr. James. Wir nennen unsere Pension so, weil Harry Lee von der leichten Kavallerie höchstpersönlich auf dem Weg zur Revolution hier durch die Stadt kam und einen Stiefel hierließ. Sehen Sie das da auf der Veranda? Das ist ein originalgetreuer Nachbau.«
    Verna wies auf einen Stiefel, der jetzt rosafarbene Begonien beherbergte, während Dee sich beglückwünschte. Die Lighthorse -Suite war höchstens drei Meter von ihrem Sitzplatz entfernt. Innerlich lächelte sie zufrieden. Das Fenster stand offen. Womöglich eine gute Gelegenheit, nachzusehen, welche Geheimnisse Danny James barg.
    Danny wollte das Haus betreten, doch Verna hörte nicht auf zu reden. »Wollen Sie mir wirklich nicht mal einen winzigen Tipp geben, worum’s da bei den Mädchen geht?«, fragte sie, und Dee war ganz Ohr. »Ich bin sicher, es kann nichts Schlimmes sein. Es sind so liebe Mädchen. Die bringen es nicht mal übers Herz, all die Kaninchen aus ihrem Garten zu jagen, und
so ein großer Garten und das alles. Wirklich herzensgute Mädchen, wissen Sie. Aber ich hab Sie unterbrochen …«
    Lass bitte unsere Deckung nicht auffliegen , flehte Dee stumm. Noch nicht .
    Wie dumm von ihr. Ihre Deckung war ja bereits aufgeflogen. Es gab sicher niemanden in der Stadt, der nicht unter einem Vorwand nachfragen würde, was wohl dieser gut aussehende Fremde um acht Uhr morgens im Haus der O’Briens wollte.
    »Ach, das ist gar kein Geheimnis«, versicherte Danny James der kleinen Frau. »Ich recherchiere nur eine alte Geschichte für ein Buch, und ich hatte gehofft, dass sie mir dabei vielleicht helfen könnten.«
    Verna gab ihm einen bewundernden Klaps auf den Arm. »Na, das ist aber spannend. Vielleicht hätten Sie gern eine Tasse Tee und erzählen mir alles ganz genau?«
    Und natürlich lächelte er und bot ihr seinen Arm. »Was für ein reizendes Angebot, Mrs. Washington.«
    Ausgezeichnet. Verna würde ihn stundenlang festhalten, und währenddessen konnte Dee sein Zimmer durchsuchen. Sie warf einen prüfenden Blick auf das offene Fenster. Verna hatte die ganze Pension mit Rüschen, Spitzen und Chintz ausgestattet, und blicklose Porzellanpuppen saßen auf hohen Regalbrettern. Danny James würde bei Verna zwischen all den rosafarbenen Decken wie ein Panther bei einem Teekränzchen wirken. Sein Gepäck stand im Zimmer neben der Tür und wartete nur darauf, durchsucht zu werden: ein Rucksack und ein Stoffkoffer auf Rädern, beides ungeöffnet. Eine Aktentasche lag verführerisch geöffnet auf der Bettdecke.
    Dee versicherte sich, dass die Luft rein war, dann flatterte sie auf und schlüpfte geräuschlos durch das geöffnete Fenster hinein.
    Anscheinend war sie nicht so vorsichtig gewesen, wie sie dachte, denn kaum war sie ins Zimmer gelangt, da tat es hinter
ihr einen lauten Schlag. Sie wandte sich um und sah, dass der Fensterflügel zugeschlagen war.
    Ach du lieber Gott, sie saß in der Falle. Sie ließ sich direkt neben der Aktentasche auf die Bettdecke sinken und unterdrückte einen Anflug von Panik. Die Tür zum Flur hin stand offen, aber sie bezweifelte, dass eine Eule die Treppe hinunterflattern konnte, ohne bemerkt zu werden. Vielleicht konnte sie sich im Schrank verstecken, bis es Danny James zu warm wurde und er das Fenster wieder öffnete – hoffentlich

Weitere Kostenlose Bücher