Einfach bezaubernd
mich einfach mit Sex ablenken können. Außer natürlich, Sie wollen gar nicht …«
»Wagen Sie es nicht, in diese Richtung zu gehen.« Seine Stimme war leise und gefährlich.
»In welche Richtung?«
»Sie wissen genau, was ich meine.«
Die vergangenen vierundzwanzig Stunden waren voller aufwühlender Gefühle und Frustrationen gewesen, Gefühle, die sie nicht einmal annähernd verstand. Und plötzlich brach etwas in ihr, und der Rest ihrer Nervosität verschwand. Sie blickte ihn an und ging direkt auf ihn zu, während er noch immer ihre Zimmertür ausfüllte. »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Ich weiß nicht, warum Sie geblieben sind, nachdem Sie uns schon gefunden hatten, und ich weiß nicht, warum Sie beschlossen haben, mich diese Dinge zu lehren, warum Sie Charles weggeschickt haben. Ich weiß nicht, warum Sie eine solch verrückte Wirkung auf mich haben.«
»Sicher wissen Sie das«, entgegnete er, und seine Hand glitt um ihren Nacken und hob ihr Gesicht zu ihm auf. »Sie wissen es verdammt gut.«
Diesmal war sie vorbereitet. Er würde sie küssen, und sie stählte sich, denn sie wollte den Kuss nicht erwidern. Warum sollte sie?, dachte sie. Sie mochte ihn nicht, sie war gerade erst mit einem anderen Mann verlobt gewesen, und außerdem fand sie keinen besonderen Geschmack am Küssen. »Vielleicht sind Sie nur nicht von dem richtigen Mann geküsst worden«, murmelte er.
Sie fuhr zurück. »Sie können doch keine Gedanken lesen!« Sollte er in den vergangenen vierundzwanzig Stunden ihre Gedanken gelesen haben, dann steckte sie tief in der Tinte.
»Ach, kann ich das nicht?« Er schien nicht verstörter, als wenn ihm eins ihrer verwandelten Kaninchen außer Reichweite gehoppelt wäre. »Nein, normalerweise kann ich das nicht. Aber hin und wieder gewinne ich doch einmal einen Eindruck von dem, was in Ihrem verstörten Kopf so vor sich geht, und das erschreckt mich.«
»Nichts erschreckt Sie«, widersprach sie. »Was wollen Sie
eigentlich von mir? Sie haben Ihre Aufgabe doch erfüllt. Xan kommt. Wozu sind Sie immer noch hier?«
Er schob sich das dunkelblonde Haar aus dem Gesicht. Der silberne Ohrring blitzte an seiner Haut auf, und seine rauchigen Augen schienen bekümmert. Seltsam, denn er schien nicht die Sorte Mann, die sich leicht bekümmern ließ. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich es selbst so genau weiß.«
»Dann gehen Sie doch, und kommen Sie nie wieder.«
Er blickte sie unverwandt an. »Wollen Sie das wirklich?«
»Das will ich wirklich«, antwortete sie. Denn wenn er blieb, würde er sie wieder küssen, und sie konnte es sich nicht leisten, dass das passierte.
Es war so einfach. In dem einen Augenblick lehnte er im Türrahmen, reine goldene Schönheit und schillernde Farben, und im nächsten Augenblick war er fort. Sie streckte die Hand aus und wusste, sie würde ihn fühlen, falls er nur ihre Wahrnehmung verändert hatte – aber da war nichts. Er war wirklich und wahrhaftig fort. Für immer, so wie sie es gewünscht hatte.
Sie brach in Tränen aus.
Lizzie arbeitete an Verwandlungen und brachte absichtlich die Stoffe des Universums durcheinander, bis sie sich schließlich eingestehen musste, dass er nicht zurückkommen würde. Als die Erkenntnis sie schließlich mit ganzer Härte traf, floh sie. Sie schlüpfte in das erste Paar Schuhe, das sie fand, ein Paar federgeschmückter Maultierpantoffeln, die Mare einmal angeschleppt hatte, dann griff sie sich ihre Tasche und stürzte aus dem Haus, wobei sie die Haustür krachend hinter sich ins Schloss warf. Der Tag war finster und bedeckt, ungewöhnlich warm, und sie fühlte, wie sich der Sturm zusammenbraute, der Sturm, der schon seit gestern über ihren Köpfen drohte. Der Wind war abgeflaut, und es herrschte eine dicke Luft, die Lizzies
seelischen Zustand nicht gerade erleichterte. Sie hätte eine kühle, klare Frühlingsbrise nötig, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, stattdessen überfiel sie die schwüle Vorankündigung eines Sturms, die schon fast tropisch wirkte.
Sie hatte keine bestimmte Vorstellung, wohin sie wollte, und die Schuhe stellten sich als ungünstig heraus. Hochhackige Maultierpantoffeln waren nicht gerade Wanderschuhe, und sie blieb stehen und blickte frustriert auf sie hinab. Wenn sie versuchte, sie zu verändern, könnten sie sich in Frettchen verwandeln, und schließlich konnte sie wohl kaum mit lebendigem Viehzeug an den Füßen in die Stadt gehen.
Fast konnte sie seine Arme um sich gelegt fühlen, wie sie
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