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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Außerdem ein Strick mit insgesamt drei Knoten drin. Und dann noch neun Münzen. Neben einem silbernen Becher, der die Symbole von Aphazienblättern aufwies. Und ein langer Dolch. Aus Stahl, glaube ich. Der Griff schwarz, mit sieben Kerben darin. Ein schwarzer Stoffetzen. Ein Stift. Eine Schieferplatte…«
    »Beschreib mir die Münzen«, sagte Vorbis.
    »Drei von ihnen waren Zitadellenpfennige«, antwortete Brutha sofort. »Zwei zeigten Hörner, eine die siebenzackige Krone. Vier von ihnen erschienen mir kleiner und bestanden aus Gold. Sie trugen Buchstaben… Ihre Bedeutung blieb mir verborgen, aber vielleicht könnte ich sie zeichnen…«
    »Dahinter steckt doch irgendein Trick, oder?« fragte der Dicke.
    »Dem Jungen hätte vermutlich eine Sekunde genügt, um das alles zu erkennen«, erwiderte Vorbis. »Brutha… Wie sahen die restlichen Münzen aus?«
    »Sie waren groß und aus Bronze: ephebianische Derechmi .«
    »Woher weißt du das? Hier in der Zitadelle sind sie recht selten.«
    »Ich habe sie schon einmal gesehen, Herr.«
    »Wann?«
    Brutha schnitt eine Grimasse, als er nachzudenken versuchte.
    »Ich weiß es nicht genau…«, sagte er.
    Der Dicke sah Vorbis an und strahlte.
    »Ha!« triumphierte er.
    »Ich glaube…« Brutha legte eine kurze Pause ein. »Ich glaube, es war am Nachmittag. Oder vielleicht am Morgen. Oder gegen Mittag. Am dritten Gruni, im Jahr des Verblüfften Käfers. Einige Händler kamen in unser Dorf.«
    »Wie alt warst du damals?« fragte Vorbis.
    »Zwei Jahre und elf Monate, Herr.«
    »Das ist gelogen«, hauchte der Dicke.
    Brutha öffnete den Mund – und schloß ihn gleich wieder. Wieso behauptete der korpulente Mann so etwas? Er war zu jenem Zeitpunkt überhaupt nicht im Dorf gewesen!
    »Vielleicht irrst du dich, Sohn«, sagte Vorbis. »Inzwischen bist du ein großer Junge und… wie alt? Siebzehn? Achtzehn? Wir können uns kaum vorstellen, daß du dich so genau an eine Münze erinnerst, die du vor fünfzehn Jahren gesehen hast.«
    »Wir glauben, du erfindest das alles«, fügte der Dicke hinzu.
    Brutha schwieg. Warum sollte er es erfinden? Es war doch alles in seinem Kopf.
    »Erinnerst du dich an jedes Ereignis, an dem du irgendwie beteiligt gewesen bist?« fragte der kleine stämmige Mann, der bisher geschwiegen und Brutha aufmerksam beobachtet hatte.
    Der Novize war dankbar für die Ablenkung.
    »Nein, Herr. Nicht an jedes. Nur an die meisten.«
    »Vergißt du Dinge?«
    »Äh. Manchmal gibt es etwas, an das ich mich nicht erinnere.« Brutha hatte von der Fähigkeit des Vergessens gehört, ohne sich etwas darunter vorstellen zu können. Andererseits… Es gab Phasen in seinem Leben, insbesondere ganz zu Anfang, die leer blieben. Gewissermaßen handelte es sich um verschlossene Räume im Gebäude der Erinnerung. Mit Vergessen hatte das nichts zu tun: Verschlossene Zimmer existierten nach wie vor; man konnte sie nur nicht betreten.
    »Worin besteht deine erste Erinnerung, Sohn?« fragte Vorbis freundlich.
    »Helles Licht flutete mir entgegen, und dann schlug mich jemand«, sagte Brutha.
    Die drei Männer musterten ihn sprachlos. Nach einer Weile wandten sie sich einander zu und flüsterten.
    »Was gibt es zu verlieren?«
    »Töricht und vielleicht auch teuflisch…«
    »…steht eine Menge auf dem Spiel…«
    »…dürfen wir auf keinen Fall das Überraschungsmoment verlieren…«
    Und so weiter.
    Bruthas Blick wanderte durchs Zimmer.
    Einrichtung und Mobiliar gehörten nicht zu den Prioritäten in der Zitadelle. Regale, Stühle, Tische… Bei den Novizen kursierten Gerüchte, die behaupteten, Priester ganz oben in der Hierarchie hätten goldene Möbel. Aber hier deutete nichts darauf hin. Dieses Zimmer wirkte ebenso schlicht wie die Schlafsäle. In gewisser Weise zeichnete es sich durch eine Art prunkvolle Schlichtheit aus: Sie basierte nicht etwa auf Armut, sondern auf fester Absicht.
    »Sohn?«
    Bruthas Blick wandte sich zum Exquisitor.
    Vorbis wandte sich an seine Begleiter. Der Stämmige nickte. Der Dicke zuckte mit den Schultern.
    »Du kannst jetzt zurückkehren, Brutha«, sagte Vorbis. »Bevor du gehst, gibt dir einer der Bediensteten zu essen und zu trinken. Morgen früh meldest du dich am Tor der Hörner und begleitest mich nach Ephebe. Weißt du von der Delegation, die morgen aufbricht?«
    Brutha schüttelte den Kopf.
    »Nun, das überrascht mich nicht«, meinte Vorbis. »Wir erörtern politische Angelegenheiten mit dem Tyrannen. Verstehst du?«
    Brutha schüttelte den

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