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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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versuchten.
     
    M an brachte die Omnianer in kleinen Zimmern an einem zentralen Hof unter. In der Mitte des Platzes sprudelte ein Springbrunnen, umgeben von einigen duftenden Kiefern. Die Soldaten wechselten bedeutungsvolle Blicke. Viele Leute glauben, daß Berufssoldaten viel ans Kämpfen und so denken, aber wirkliche Profis unter den Berufssoldaten denken mehr ans Essen und einen warmen Platz zum Schlafen. Solche Dinge sind meistens rar, während sich viel zu häufig Gelegenheiten ergeben, in den Kampf zu ziehen.
    In Bruthas Kammer stand eine Schale mit Obst auf dem Tisch, neben einem Tablett mit kaltem Fleisch. Doch eins nach dem anderen. Zuerst holte er den Gott aus dem Bastkorb.
    »Hier gibt es Obst«, sagte er. »Was hat es mit den Beeren auf sich?«
    »Man nennt sie ›Trauben‹«, erwiderte Om. »Das Rohmaterial für Wein.«
    »Das Wort habe ich schon einmal gehört. Was bedeutet es?«
    Draußen erklang ein Schrei.
    »Brutha!«
    »Das ist Vorbis. Ich muß zu ihm.«
    Der Exquisitor stand in seinem Zimmer.
    »Hast du etwas gegessen?« fragte er.
    »Nein, Herr.«
    »Obst und Fleisch, Brutha. Obgleich heute ein Fastentag ist. Man will uns beleidigen!«
    »Äh«, sagte der Novize. »Vielleicht wissen die Ephebianer gar nicht, daß wir heute einen Fastentag achten müssen.«
    »Schon Unwissenheit ist Sünde«, verkündete Vorbis.
    »Ossory VII, Vers 4«, fügte Brutha automatisch hinzu.
    Vorbis lächelte und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Du bist ein wandelndes Buch. Das Septateuch perambulatus.«
    Brutha blickte auf seine Sandalen hinab.
    Er hat recht, dachte er. Ich habe es ganz vergessen. Besser gesagt: Ich wollte mich nicht mehr daran erinnern.
    Unmittelbar darauf vernahm er die eigenen Gedanken wie ein Echo: Es ist Obst, Fleisch und Brot, weiter nichts. Fastentage und Festtage, Tage des Propheten und Tage des Brotes… Wen kümmert’s? Etwa einen Gott, dessen einzige Sorge darin besteht, daß sich die Nahrung für ihn nicht zu weit über dem Boden befindet? Ich wünschte, Vorbis würde mir nicht dauernd auf die Schulter klopfen.
    Der Exquisitor wandte sich ab.
    »Soll ich die anderen auf den Fastentag hinweisen?« fragte Brutha.
    »Nein. Unsere geweihten Brüder brauchen nicht daran erinnert zu werden. Was die Soldaten betrifft… So fern der Heimat können wir vielleicht ein Auge zudrücken.«
    Brutha kehrte in seine Kammer zurück.
    Om lag auf dem Tisch und starrte auf die Melone.
    »Ich hätte mich fast zu einer schrecklichen Sünde hinreißen lassen«, sagte der Novize. »Ich war bereit, Obst an einem Fastentag zu essen.«
    »Schrecklich, schrecklich«, meinte Om. »Und nun schneid die Melone auf.«
    »Das ist verboten!« schnaufte Brutha entsetzt.
    »Nein, ist es nicht«, widersprach Om. »Schneid das Ding auf.«
    »Das Verspeisen von Obst brachte die Leidenschaft in unsere Welt«, gab Brutha zu bedenken.
    »Das Verspeisen von Obst bringt höchstens Blähungen«, meinte Om. »Die Melone! Schneid sie auf!«
    »Du führst mich in Versuchung!«
    »Nein. Ich erlaube dir hiermit ausdrücklich, den Fastentag zu ignorieren. Ich gebe dir eine Art Sondergenehmigung.«
    »Nur ein Bischof oder jemand, der einen noch höheren Rang bekleidet, darf…« Brutha unterbrach sich plötzlich.
    Om sah ihn an.
    »Ja, genau. Und nun zur Melone.« In einem etwas sanfteren Tonfall fuhr Om fort. »Ich erkläre die Melone zu Brot, wenn du dich dadurch besser fühlst. Immerhin bin ich zufällig ein Gott. Ich kann Melonen nennen, wie ich will. Sie ist Brot, klar? Und nun schneid die verdammte Melone auf.«
    »Den Laib«, berichtigte Brutha.
    »Meinetwegen. Und gib mir ein Stück ohne Körner.«
    Brutha kam der Aufforderung ein wenig widerstrebend nach.
    »Iß schnell«, riet ihm Om.
    »Damit Vorbis uns nicht ertappt?«
    »Weil du gleich aufbrechen und mit der Suche nach einem Philosophen beginnen mußt«, sagte Om. Er sprach mit vollem Mund, was jedoch ohne Einfluß auf seine mentale Stimme blieb. »Weißt du, Melonen wachsen auch wild. Aber sie sind kleiner als diese Exemplare hier. Kleiner und grün. Mit einer Schale wie Leder. Kann sie nicht durchbeißen. Jahrelang mußte ich mich von Blättern ernähren, die selbst eine Ziege ausspucken würde. Obgleich Melonen in der Nähe lagen. Diese Dinger sollten dünnere Schalen haben.«
    »Ich soll einen Philosophen suchen?«
    »Ja. Jemanden, der sich mit dem Denken auskennt. Jemanden, der mir helfen kann, mein Dasein als Schildkröte zu beenden.«
    »Aber… Vielleicht hat Vorbis

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