Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Verleumdung vorgeworfen« platzte es aus ihm heraus.
    »Stimmt nicht!« rief der andere Mann.
    »Stimmt doch! Stimmt doch! Wiederhol noch einmal, was du gesagt hast!«
    »Ich wollte nur die Natur des Paradoxen verdeutlichen, indem ich folgendes ausführte: Wenn Xeno der Ephebianer alle Ephebianer als Lügner bezeichnet…«
    »Na bitte! Na bitte! Er verleumdet schon wieder!«
    »… nein, nein, hör zu. Nun, Xeno ist selbst Ephebianer, woraus sich der Schluß ziehen läßt, daß er lügt, und deshalb…«
    Xeno unternahm einen wirklich ernst gemeinten Versuch, sich loszureißen. Er zerrte vier Philosophenkollegen mit sich.
    »Ich verpasse dir ein Ding, das du so schnell nicht vergißt, Mann!«
    »Entschuldigt bitte?« sagte Brutha.
    Die Philosophen erstarrten und drehten sich langsam zu Brutha um. Ein Teil der Anspannung fiel von ihnen ab, als sie den Novizen sahen. Hier und dort erklang verlegenes Hüsteln.
    »Seid ihr Philosophen?« fragte Brutha.
    Der Mann namens Xeno trat vor und rückte seine Toga zurecht.
    »Ja«, bestätigte er. »Wir sind Philosophen. Wir denken, und deshalb sein wir.«
    »Sind«, korrigierte der Mann, der sich vergeblich bemüht hatte, ein Paradoxon zu erklären.
    Xeno wirbelte herum. »Du stehst mir bis hier, Ibid!« donnerte er und wandte sich dann wieder an Brutha. »Wir sind, und deshalb sein wir«, sagte er voller Zuversicht. »Darauf läuft’s hinaus.«
    Einige Philosophen wechselten interessierte Blicke.
    »Das ist faszinierend«, behauptete jemand. »Die Tatsache unserer Existenz beweist unsere Existenz. Meinst du das?«
    »Halt die Klappe«, entgegnete Xeno, ohne sich umzudrehen.
    »Habt ihr gekämpft?« fragte Brutha.
    Die Mienen der Philosophen brachten schockierte Verblüffung zum Ausdruck.
    »Gekämpft?« entfuhr es Ibid erschrocken. »Wir? Meine Güte, wir sind Philosophen.«
    »Ja, genau«, fügte Xeno hinzu.
    »Aber ihr…«, begann Brutha.
    Xeno winkte ab.
    »Die Hitze der Debatte«, sagte er.
    »These plus Antithese gleich Hysterese«, fügte Ibid hinzu. »Die hartnäckige Untersuchung des Universums. Der Hammer des Intellekts auf dem Amboß fundamentaler Wahrheit…«
    »Klappe«, sagte Xeno. »Was können wir für dich tun, junger Mann?«
    »Frag sie nach den Göttern«, drängte Om.
    »Äh, ich möchte mehr über die Götter herausfinden«, antwortete Brutha.
    »Über die Götter?« wiederholte Xeno. »Damit halten wir uns nicht auf. Ha! Götter sind Relikte eines längst überholten Glaubenssystems.«
    Ein wolkenloser Abendhimmel spannte sich über Ephebe, doch in der Ferne grollte Donner.
    »Bis auf den Blinden Io, Gott des Donners«, fuhr Xeno fort, wobei sich sein Tonfall kaum veränderte.
    Ein Blitz zuckte übers Firmament.
    »Und Cubal, Gott des Feuers«, sagte Xeno.
    Ein Windstoß ließ die Fenster klappern.
    »Auch mit Flatulus, Gott der Winde, ist alles in bester Ordnung«, meinte Xeno.
    Ein Pfeil erschien aus dem Nichts und bohrte sich dicht neben Xenos Hand in den Tisch.
    »Und zu den unvergänglichen himmlischen Größen gehört selbstverständlich auch Fedecks, der Kurier der Götter«, verkündete der Philosoph.
    Ein Vogel trat in die Tür. Wenigstens wies das Geschöpf gewisse Ähnlichkeiten mit einem Vogel auf. Es mochte etwa dreißig Zentimeter groß sein, hatte ein schwarzweißes Gefieder und einen krummen Schnabel. Die besondere Mimik des Wesens wies auf folgendes hin: Seine schlimmsten Befürchtungen schienen sich bereits bewahrheitet zu haben.
    »Was ist das?« erkundigte sich Brutha.
    »Ein Pinguin«, antwortete Om hinter seiner Stirn.
    »Patina, die Göttin der Weisheit«, sagte Xeno. »Eine der besten sakralen Entitäten.«
    Der Pinguin krächzte und watschelte in die Dunkelheit zurück.
    Die Philosophen wirkten verlegen, und schließlich fragte Ibid: »Was ist mit Foorgol, Gott der Lawinen? Wie weit ist die Schneegrenze entfernt?«
    »Etwa dreihundert Kilometer«, antwortete jemand.
    Die Männer warteten. Nichts geschah.
    »Relikt eines überholten Glaubenssystems«, sagte Xeno versuchsweise.
    Nirgends in Ephebe erschien ein Wall aus weißer Kälte.
    »Nur die Personifizierung einer Naturkraft«, ließ sich ein anderer Philosoph vernehmen. Er sprach etwas lauter, und seine Kollegen nickten zustimmend und fanden offenbar zu ihrer alten Selbstsicherheit zurück.
    »Primitive Verehrung der Natur.«
    »Völlig bedeutungslos.«
    »Eine einfache Möglichkeit, um mit dem Unbekannten fertig zu werden.«
    »Ha! Ein erfundener Butzemann, um die Schwachen

Weitere Kostenlose Bücher