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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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weniger.«
    »Wie? Ich dachte, das sei nur eine Metapher gewesen.«
    »Du lernst dazu, Urn. Ich besorgte mir zehn Sklaven, die lesen konnten, beauftragte sie damit, abends am Bett des Fürsten zu sitzen und dem Schlafenden vorzulesen.«
    »Hat es funktioniert?«
    »Keine Ahnung. Der dritte Sklave rammte Lasgere einen fünfzehn Zentimeter langen Dolch ins Ohr. Nach der Revolution entließ mich der neue Herrscher aus der Haft und erlaubte mir, das Land zu verlassen. Allerdings mußte ich ihm versprechen, daß ich bis zur Grenze nicht denken würde. Wie dem auch sei: Ich bin nach wie vor davon überzeugt, daß jene Idee im großen und ganzen nicht schlecht war.«
    Urn blies ins Feuer.
    »Es dauert eine Weile, bis das Wasser heiß ist«, sagte er.
    Der im Bug sitzende Brutha streckte sich wieder aus. Wenn er sich konzentrierte, konnte er die Flut des Wissens eindämmen. Es kam darauf an, nichts zu betrachten. Selbst eine Wolke…
    … von natürlicher Philosophie geschaffen, um hier und dort Schatten auf die Welt zu werfen und zu verhindern, daß sie zu heiß wurde…
    …mochte Ventile für neue Erkenntnisse öffnen.
    Om schlief tief und fest.
    Wissen, ohne zu lernen, dachte Brutha. Nein. Umgekehrt. Lernen, ohne zu wissen…
     
    N eun Zehntel von Om schlummerten unter dem Panzer. Der Rest trieb wie Nebel durch den Kosmos der Götter, der viel weniger interessant ist als jene dreidimensionale Welt, in der die meisten Menschen wohnen.
    Er dachte: Wir sitzen in einem kleinen Boot. Wahrscheinlich bemerkt sie uns überhaupt nicht. Das Meer ist riesig, und sie kann nicht überall zugleich sein.
    Natürlich hat sie viele Gläubige. Aber dies ist ein kleines Boot…
    Om spürte die Selbstsphären neugieriger Fische an der Schraube. Eigentlich seltsam: Normalerweise neigten Fische nicht dazu, neugierig zu…
    »Ich grüße dich«, sagte die Königin des Meeres.
    »Äh.«
    »Wie ich sehe, gelingt es dir noch immer, an deiner Existenz festzuhalten, kleine Schildkröte.«
    »Ja, ich kann nicht klagen«, entgegnete Om. »Zumindest nicht sehr.«
    Es folgte eine kurze Stille. Wenn die Begegnung zwischen zwei Personen in der menschlichen Welt stattgefunden hätte, so wäre diese Pause mit verlegenem Hüsteln gefüllt gewesen. Aber Götter sind nie verlegen.
    »Vermutlich bist du gekommen, um den Preis zu verlangen«, sagte Om vorsichtig.
    »Das Boot und alle Insassen«, erwiderte die Königin. »Dein Gläubiger mag gerettet werden, wie es die Tradition gebietet.«
    »Was nützen dir die Leute? Einer von ihnen ist Atheist.«
    »Ha! Wenn es mit ihnen zu Ende geht, glauben alle !«
    »Das scheint nicht…« Om zögerte. »Es scheint nicht fair zu sein.«
    Die Königin des Meeres schwieg zunächst.
    »Fair? Was bedeutet das?«
    »Damit meine ich so etwas wie Gerechtigkeit«, erklärte Om und fragte sich, was ihn zu einer solchen Bemerkung veranlaßte.
    »Klingt nach einem menschlichen Konzept.«
    »Oh, sie sind sehr einfallsreich, das muß man ihnen lassen. Nun, ich wollte auf folgendes hinaus: Die Leute in diesem Boot haben nichts getan, womit sie ein solches Schicksal verdienen.«
    »Verdienen? Es sind Menschen. Was hat ›verdienen‹ damit zu tun?«
    Dem konnte Om kaum widersprechen. Er dachte nicht wie ein Gott, und das beunruhigte ihn. »Ich meine nur…«
    »Du hast dich zu lange auf einen Menschen verlassen, kleiner Gott.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Om seufzte. Von jedem Bewußtsein ging mentale Strahlung aus, die die anderen Selbstsphären in der Nähe beeinflußte. Er sah die Dinge zu sehr aus dem Blickwinkel seines Menschen. »Na schön, nimm das Boot, wenn es unbedingt sein muß. Ich wünschte nur…«
    »Wünschst du dir mehr Fairneß?« fragte die Königin des Meeres. Sie schob sich vor, und Om spürte ihre Anwesenheit auf allen Seiten.
    »So etwas gibt es nicht«, fügte sie hinzu. »Das Leben ist wie ein Strand. Und dann stirbt man.«
    Sie verschwand.
    Om kehrte unter seinen Panzer zurück.
    »Brutha?«
    »Ja?«
    »Kannst du schwimmen?«
    Die Kupferkugel drehte sich langsam.
    »Na bitte«, sagte Urn. »Gleich geht’s weiter.«
    »Wird auch Zeit.« Simonys Stimme. »Da nähert sich ein Schiff.«
    »Dieses Boot ist schneller als alles, was von Segeln oder Rudern angetrieben wird.«
    Brutha blickte über die Bucht. Ein schnittiges omnianisches Schiff glitt am Leuchtturm vorbei. Es war noch weit entfernt, aber das Entsetzen des Novizen wirkte wie ein leistungsfähiges Teleskop.
    »Die Geschwindigkeit des Schiffes ist

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