Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
ziemlich hoch«, sagte Simony. »Obwohl gar kein Wind weht. Seltsam.«
    Urn betrachtete das Meer in der Nähe. Es war flach und unbewegt.
    »Wie ist es möglich, daß dort drüben Wind weht und hier nicht?« fragte er.
    »Kannst du schwimmen?« wiederholte Om mit etwas mehr Nachdruck.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Brutha.
    »Ich schlage vor, du findest es schnell heraus.«
    Urn sah nach oben.
    »Oh«, sagte er.
    Wolken ballten sich über dem Namenlosen Boot zusammen. Und sie drehten sich im Kreis.
    »Du mußt doch wissen, ob du schwimmen kannst!« rief Om. »Immerhin hast du ein perfektes Gedächtnis!«
    »Als Kinder haben wir in der großen Zisterne unseres Dorfes geplanscht«, hauchte Brutha. »Zählt das?«
    Dunstschwaden lösten sich von der Oberfläche des Meers. In Bruthas Ohren knackte es. Das omnianische Schiff jagte auch weiterhin durch die Wellen.
    »Wie nennt man eine ruhige Zone, die von Wind umgeben ist?« erkundigte sich Urn.
    »Meinst du das Auge des Hurrikans?« erwiderte Didaktylos.
    Blitze zuckten vom dunkler werdenden Himmel herab. Urn zerrte an dem Hebel, der die Schraube ins Wasser hinabließ. Seine Augen leuchteten fast so hell wie die Blitze.
    » Das ist wahre Kraft!« brachte er hervor. »Die Blitze zu bändigen – davon träumt der Mensch.«
    Das Namenlose Boot sauste los.
    »Tatsächlich? Ich träume nicht davon«, meinte Didaktylos. »Im Traum erscheint mir häufig eine riesige Karotte und jagt mich durch ein Hummerfeld.«
    »Ich spreche von metaphorischen Träumen, Meister«, erklärte Urn.
    »Was ist eine Metapher?« fragte Simony.
    »Was ist ein Traum?« erkundigte sich Brutha.
    Eine Säule aus Licht durchstieß den Nebel. Kleinere Blitze knisterten über der sich drehenden Kupferkugel.
    »Das gibt es auch bei Katzen.« Urn schien sich in einer philosophischen Welt zu verlieren, während das Boot weißes Kielwasser hinter sich zurückließ. »Wenn man mit einem Stab aus Bernstein über ihr Fell streicht, kann man kleine Blitze beobachten. Wenn es gelänge, dieses Phänomen millionenfach zu verstärken… Dann wären die Menschen keine Sklaven mehr. Dann könnten wir die Blitze in Krügen und Gläsern aufbewahren und mit ihnen für immer die Nacht besiegen…«
    Wieder gleißte es, diesmal nur wenige Meter entfernt.
    »Wir sitzen hier in einem Boot mit einer Kupferkugel, und wir sind von Salzwasser umgeben«, sagte Didaktylos. »Danke, Urn.«
    »Und wir würden dafür sorgen, daß die Tempel der Götter immer in ruhmvolles Licht gehüllt wären«, betonte der Neffe hastig.
    Didaktylos klopfte mit dem Gehstock an den Rumpf. »Keine schlechte Idee. Aber du bringst nie genug Katzen zusammen.«
    Die Wellen wuchsen höher und höher.
    »Spring ins Wasser!« rief Om.
    »Warum denn?« erwiderte Brutha.
    Eine Woge brachte das Boot fast zum Kentern. Regen zischte an der Kugel und formte Schwaden aus heißem Dampf.
    »Die Zeit genügt nicht, um dir jetzt die Hintergründe zu schildern! Spring über Bord! Es ist zu deinem eigenen Besten! Vertrau mir!«
    Brutha stand auf und hielt sich am Gerüst des Mechanismus fest.
    »Setz dich!« donnerte Urn.
    »Ich mache einen kleinen Ausflug«, sagte Brutha. »Vielleicht bleibe ich für längere Zeit fort.«
    Das Boot erzitterte und schaukelte unter ihm, als er sich mit einer Mischung aus Sprung und Fall dem brodelnden Meer anvertraute.
    Ein Blitz traf die Kupferkugel.
    Brutha kam wieder an die Wasseroberfläche und sah, wie die Kugel weiß glühte. Das Namenlose Boot raste wie ein Komet davon, verschwand in Wolkenfetzen und Regen. Einige Sekunden später übertönte ein dumpfes »Bumm!« das Heulen des Sturms.
    Brutha hob die Hand. Om tauchte auf und stieß durch die kleinen Nüstern Meerwasser aus.
    »Du hast gesagt, es sei zu meinem Besten!« rief Brutha.
    »Und das stimmt auch – wir sind noch am Leben! Halt mich über Wasser! Schildkröten können nicht schwimmen!«
    »Vielleicht sind die anderen tot!«
    »Möchtest du ihnen lieber Gesellschaft leisten?«
    Eine Welle schlug über Brutha zusammen und versteckte die Welt hinter einem nassen, grünen Vorhang.
    »Mit einer Hand kann ich nicht schwimmen!« prustete er.
    »Irgendwie kommen wir mit dem Leben davon! Sie wird es nicht wagen, uns auch zu holen!«
    »Was soll das heißen?«
    Eine weitere Welle zerrte an Brutha, und seine Kutte wurde langsam schwer wie Blei.
    »Om?«
    »Ja?«
    »Ich glaube, ich kann gar nicht schwimmen…«
     
    G ötter sind nicht besonders introspektiv. Eine derartige

Weitere Kostenlose Bücher