Einfach Himmlisch
diesem gab es ein Dorf mit ungefähr dreißig Hütten. Menschen arbeiteten auf Feldern und hielten sich zwischen den Hütten auf.
Ein Ruf drang zu ihnen herauf. Es klang so menschlich, fröhlich und normal, dass A.J. Tränen in die Augen traten.
„Es ist sehr abgelegen", sagte Michael. „Vielleicht kommen El Jefes Leute nicht so weit, und wenn doch, werden sie wahrscheinlich nicht nach Ihnen suchen. Das ist Ihre Chance."
Sie fröstelte. „Unsere Chance."
„Ich kann das nicht riskieren."
„Sie riskieren mehr, wenn Sie keine Hilfe suchen." Sie packte ihn an den Schultern. Seine Augen schimmerten nicht mehr, sondern wirkten stumpf, und die Wangen waren eingesunken. „Sie brauchen Ruhe, Essen und Hilfe von diesen Leuten."
Er riss sich los und wandte ihr den Rücken zu. Und er schwankte. „Ich komme klar. Sobald ich Sie in guten Händen weiß, komme ich schneller voran."
Dabei konnte er sich kaum noch bewegen! Frustriert und verzweifelt biss sie die Zähne zusammen.
Er musste sich endlich der Wahrheit stellen. „Michael, ohne Hilfe werden Sie sterben!"
„Wenn ich in dieses Dorf gehe, riskiere ich, El Jefe in die Hände zu fallen. Das darf nicht passieren."
Er wusste es. Er wusste, dass er es wahrscheinlich nicht schaffen würde, und wollte trotzdem allein weiter. „Das Dorf ist abgelegen. Das haben Sie selbst gesagt. Es gibt keine Straße. El Jefe kennt es wahrscheinlich nicht oder kümmert sich nicht darum."
„Ich kann es nicht riskieren."
Zornig versuchte sie, die Tränen zurückzuhalten. Er hatte gesagt, dass er sich nicht fangen lassen würde. Sie hatte jedoch nicht gleich begriffen, was er wirklich meinte.
Ihr lagen alle Menschen am Herzen, die unter El Jefe leiden würden, falls er sie in seinen Kampf hineinzog. Trotzdem wollte und konnte sie Michael nicht für diese Menschen opfern.
Michael dagegen war bereit zu sterben, um diese Menschen nicht in Gefahr zu bringen, Menschen, die seinen Namen niemals erfahren würden. Gab es eine bessere Beschreibung für einen Helden?
In diesem Moment fügte sich ein winziges Teil in ein Mosaik, das plötzlich ein Bild ergab. A.J. hielt den Atem an und schwankte zwischen schmerzlicher Ruhe und Hysterie. Was für ein Augenblick, um zu begreifen, dass alle Vernunft nicht zählte und dass es zu spät für Ängste war.
Sie liebte Michael.
„Also gut", sagte sie. „Sie kennen Ihre Pflichten besser als ich.
Wenn Sie es nicht riskieren können, dann eben nicht. Machen wir jetzt eine Pause, oder gehen wir weiter?"
Er drehte sich zu ihr um und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Wir machen gar nichts. Sie gehen da hinunter und wenden sich an diese Leute."
„Nein."
Er ließ nichts unversucht und erklärte ihr, dass er sie nicht weiter mitschleppen wolle, weil sie für ihn eine Last sei. Es sei wahrscheinlicher, dass sie ihn letztlich das Leben kosten würde, als dass sie ihm helfen könnte.
„Der Meinung bin ich nicht", sagte sie gelassen. „Und es ist mir gleichgültig, was Sie wollen. Ich gehe mit Ihnen."
„Wenn Sie mit mir kommen, werden wir wahrscheinlich beide sterben. Wollen Sie, dass ich in dem Bewusstsein sterbe, Ihren Tod verschuldet zu haben?"
„Vor zwei Tagen haben Sie mir einen guten Rat gegeben. Es ist sinnlos, sich die Schuld an der Entscheidung eines anderen Menschen zu geben. Und dies ist mein Entschluss, nicht Ihrer."
Nach einem letzten wilden Blick wandte er sich ab und ging den Weg zurück, weg von dem Dorf.
A.J. folgte ihm.
Die Entscheidung war ihr sehr leicht gefallen. Michael würde weitergehen, so lange er konnte. Der Wille würde ihn bis zum letzten Atemzug vorantreiben. Vielleicht würde er auch trotz ihrer Anwesenheit sterben. Schließlich verfügte sie nur über begrenzte Fähigkeiten, auch wenn sie alles in ihrer Macht Stehende tun wollte. Wenn es nicht reichte :..
A.J. schluckte schwer. Wenn es nicht reichte, würde er wenigstens nicht allein sterben.
7. KAPITEL
Hitze und Schmerz im Bein. Der Kopf dröhnte wie unter einem Schmiedehammer. Das Herz hämmerte. Michael versuchte, mit jedem Schlag einen Schritt zu machen, doch es wurde immer dunkler.
Verdammte Sonne, dachte er. Sie versteckte sich hinter einer Wolke, obwohl er klare Sicht brauchte. Er durfte nicht stolpern. Wenn er stürzte, würde er bestimmt nicht mehr aufstehen können.
War es vielleicht schon Nacht?
Bei dem verlockenden Gedanken blieb er stehen und überlegte. Schweiß brannte in seinen Augen.
Nacht bedeutete Ruhe und Frieden.
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