Einfach Himmlisch
eilte zu ihm und schob die Zweige beiseite. Schwester Andrew begleitete sie. Senor Pasquez und sein Esel folgten langsamer.
Michael bewegte sich nicht, aber seine Brust hob und senkte sich. Er lebte! „Michael." A.J. zwang sich zur Ruhe und strich ihm übers Haar. Er fühlte sich heiß an. „Michael, ich habe Hilfe gebracht."
Langsam öffnete er die Augen und lächelte sie an. „Hey", sagte er schwach. „Was sagt man dazu? Jetzt kann ich dich auch hören."
Erneut verlor er das Bewusstsein.
Hände zerrten an ihm Michael tauchte aus dem Meer von Dunkelheit auf und versuchte, sich zu wehren.
„Pst, es ist ja gut. Wir müssen dich bewegen. Der Esel von Senor Pasquez wird dich ziehen, aber vorher müssen wir dich auf die Trage legen."
Alyssas Stimme? Sie wollte ihn bewegen. Richtig, es fiel ihm wieder ein. Er sollte sich bewegen.
Er versuchte es. Das verletzte Bein machte nicht mit, aber mit dem anderen konnte er sich abstoßen.
Starke Hände packten ihn unter den Armen und zogen an ihm. Es tat weh. Er biss die Zähne zusammen. Musste er noch immer still bleiben? Er wusste es nicht. „Alyssa?"
„Ich bin bei dir", sagte sie. „Es dauert eine Weile, bis wir das Dorf erreichen, und du wirst leider durchgerüttelt werden. Aber sie haben Penicillin. Schwester Andrew hat auch eine medizinische Ausbildung, und sie kennt die Naturheilmittel der Gegend. Sie wird dir helfen."
Michael erinnerte sich an die Nonne Elena. Wieso sprach Alyssa von Andrew? Das war der Vorname von Scopes. War Scopes hier?
Nein, Unsinn. Michael schloss die Augen wieder. Wenn er schon Halluzinationen hatte, wollte er von einem weichen Bett und einer Klimaanlage träumen, nicht von diesem harten Rütteln. Es tat schrecklich weh.
Irgendwann hörte der Schmerz auf. Leute waren da. Er hörte Stimmen, verstand aber nichts. Waren da auch Kinderstimmen?
Wo befand er sich?
Nur undeutlich nahm er Leute, Licht und Bewegungen wahr.
Er spürte Alyssas Gegenwart. Sie hielt seine Hand, während er hochgehoben und getragen wurde.
Dann lag er auf einer glatten Fläche und eine Hand stützte seinen Kopf. Eine Tasse wurde an seine Lippen gehalten. Er trank kühles Wasser. Hände zogen an seiner Hose. Michael runzelte die Stirn.
„Die Schwester muss sich die Wunde ansehen", erklärte Alyssa.
„Warum bist du zurückgekommen?"
„Ich konnte dich nicht verlassen. Alles wird gut, Michael, du wirst schon sehen. Das sind anständige Menschen. Sie haben verlangt, dass ich dich herbringe, damit die Schwester dich versorgen kann." Sie drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Du wirst wieder gesund."
In diesem Moment wusste er, dass er sich nichts einbildete.
Alyssa war wirklich bei ihm, in einer Hütte, im Dorf. Sie hatte genau das getan, was er nicht wollte, und gefährdete seine Mission.
Sie war zu ihm zurückgekommen, und jetzt waren sie beide in Sicherheit.
Er war so erleichtert, dass ihm erneut schwarz vor Augen wurde.
8. KAPITEL
Das kühle Wasser reichte A.J. bis zur Taille. Zwischen den Zehen fühlte sie Schlamm, während sie summend Seife ins Haar rieb. Vögel sangen, und es roch nach Wasser, Erde und Pflanzen. Bäume neigte sich über den Bach, doch sie konnte einen Streifen Himmel sehen.
A.J. blickte zum Himmel hoch und dachte an Michael.
Gestern war das Fieber gesunken. Letzte Nacht hatte es allerdings den Gipfel erreicht. Im Delirium hatte er dauernd geredet. Nicht alle Versprechen werden gehalten, dachte sie traurig. Sie hatte einige Eindrücke von Michaels Kindheit erhalten.
Sie ließ sich ins Wasser sinken und tauchte wieder auf.
„Sie sehen sehr sauber aus, Senora."
A.J. lächelte dem vierzehnjährigen Mädchen zu, das sie an den Fluss begleitet hatte. Wahrscheinlich galt es als unsicher oder unschicklich, allein zu baden. „Ja, jetzt bin ich sauber."
Pilar reichte ihr ein Stück Stoff, das als Handtuch diente.
Sie zog sich rasch an. Die Luft war warm, aber A.J. war nicht daran gewöhnt, im Freien nackt zu sein, obwohl sie durch die Bäume von den Hütten und Feldern abgeschirmt waren.
Pilar plauderte fröhlich auf dem Rückweg nach Cuautepec.
Das Mädchen hatte sich genau wie die anderen Dorfbewohner mit A.J.s Gewohnheiten abgefunden.
Ihr häufiges Baden wurde als seltsam empfunden, ebenso wie ihr Beruf. Wer hatte schon jemals von einem weiblichen Priester gehört? Sie war keine heilige Frau wie die Schwestern, und sie war nicht wie die Priester, die alle zwei Jahre ins Dorf kamen, um zu trauen, zu taufen und die
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