Einfach Himmlisch
hier waren? Beinahe hätte er geweint, als er sich vorstellte, dass er sich selbst ihrer annehmen musste.
Er war kein kleines Kind mehr, aber richtig groß war er noch nicht. Nicht so groß wie Jacob oder Luke. Luke war acht, vier Jahre älter als er. Und Jacob war schon sehr groß, dreizehn und herrisch, aber er wusste immer, was zu tun war.
Und Ada ... Er schniefte. Er wollte unbedingt auch bei Ada bleiben.
Doch seine Brüder waren in der Schule, und Ada war einkaufen gegangen. Michael war mit seiner Mom allein im Haus.
Er wusste nicht, was er tun sollte.
„Mikey?" Sie kam zurück. „Ach, Mikey, du hast nichts gepackt. Wir müssen schnell fort."
„Ich will aber nicht. Meine Brüder sind hier. Wenn du Dad nicht mehr magst, kannst du doch von ihm wegbleiben. " Seine Brüder würden ihm helfen, sich um sie zu kümmern. Sie war zwar für Jacob und Luke die Stiefmutter, aber die beiden liebten sie auch. Er konnte sich auf die zwei verlassen. Sie halfen bestimmt, wenn er mit seiner Mom im Haus blieb.
„So einfach ist das nicht, Schätzchen. Hier, du willst doch deine neue Jeans, nicht wahr?" Sie faltete hastig seine Sachen zusammen.
„Das Haus ist groß. Du kannst ins gelbe Schlafzimmer ziehen, drüben im Ostflügel. Du magst Gelb."
„Ach, Mikey." Ihre Hand zitterte leicht. Das kannte er nur zu gut. Bald würde sie wieder trinken.
„Wie selbstsüchtig ich doch bin. Ich verstehe dich ja, Schätzchen." Hastig beugte sie sich zu ihm und gab ihm einen Kuss. Wenn sie so war wie jetzt, bewegte sie sich immer sehr schnell, als wollte sie vor sich selbst fliehen.
„Du bleibst hier, Schätzchen. Er ist kein schlechter Vater, und du hast Jacob, Luke und Ada. Für dich ist es besser, du bleibst. Der Himmel weiß, ich bin keine ... keine ..." Sie stockte und richtete sich wieder auf. „Ich besuche dich bald, in Ordnung? Ich muss nur ... ich muss mich sammeln. Bald geht es mir wieder besser." Sie drehte sich um und ging zur Tür. „Ich muss nur fort von ihm."
„Mama!" Er sprang vom Bett. „Mama, du kannst nicht ohne mich fortgehen!"
„So ist es am besten." Sie griff nach ihrem Koffer und lächelte eine Spur zu fröhlich. „Du wirst es schon sehen, Schätzchen. Ich liebe dich sehr. Sag bitte Jacob und Luke, dass ich sie auch liebe, ja? Ich gehe nicht gern, fort, ohne sie noch ein Mal zu sehen, aber ich muss. Bald geht es mir wieder gut", versprach sie und eilte den Korridor entlang. „Du wirst schon sehen."
„Mama!" Er rannte hinter ihr her. „Mama, geh nicht! Mama!"
Michael riss die Augen auf.
Ober ihm waren Blätter. Er lag auf der Erde. Sein Bein und sein Kopf schmerzten entsetzlich. Das Licht war düster, aber es war noch nicht Nacht. Regenwald ... Jetzt erinnerte er sich. Er war verletzt, und Alyssa hatte ihn verlassen. Sie war ins Dorf gegangen.
Er war allein. Und er würde sterben.
Nein! Er stützte sich auf den Ellbogen. Schon davon wurde ihm schwindelig, und er keuchte. Als ihm schwarz vor den Augen wurde, sank er kraftlos auf die Erde zurück.
Alyssa hatte gesagt, sie würde zurückkommen. Alyssa mit den sanften Händen, den langen schönen Beinen und der beruhigenden Stimme: Könnte er doch noch ein Mal ihre Stimme hören!
Seltsam, er hörte sie nicht, aber er sah sie ... die Begeisterung in ihrem Gesicht beim Anblick der Schmetterlinge. Den Schmutz auf ihrer Wange und die Locke, die ihr immer wieder ins Gesicht fiel.
„Wir sind fast da", sagte A.J. auf Spanisch, während sie einen kurzen steilen Hang hinaufstieg.
Wie hatte Michael es bloß hier herauf geschafft? Ihr Herz raste so, dass sie kaum die Antwort hinter sich hörte. Sie erfolgte ebenfalls auf Spanisch, allerdings in einem Dialekt, den sie kaum verstand.
Der Ton war eindeutig beruhigend und tröstend.
Sie zwang sich dazu, langsamer zu gehen. Schwester Andrew war zwar stämmig, mit einem runden Gesicht und breiten Hüften und Schultern, aber sie war mindestens sechzig. Senor Pasquez, der Dorfälteste, war noch älter und sah aus, als könnte ihn ein Windstoß wegfegen.
Oben auf der Höhe angelangt, sah A.J. sich hastig um. Sie war sicher, dass sie Michael hier zurückgelassen hatte. Wo war er?
Dann sah sie die Decke, die an einem Ast hing. Damit hatte sie ihn zugedeckt.
„Ihr Begleiter war nicht ganz bei sich", sagte Senor Pasquez. „Er wird nicht weit von uns entfernt sein. Wir finden ihn."
A.J. lächelte ihm nervös zu. „Ja, natürlich. Er ... ich sehe ihn!"
Er lag neben dem Weg hinter einem Busch. Sie
Weitere Kostenlose Bücher