Einfach Himmlisch
Kommunion zu spenden. Die Dorfleute wussten nicht, was sie von ihr halten sollten, und nannten sie Senora Kelleher.
Was eine Witwe war, wussten sie hingegen nur zu gut.
An der Quelle trennte A.J. sich von Pilar, ließ den Eimer fallen und hörte das Platschen. Es war schön, Wasser nicht mehr abkochen oder es mit Jod versetzen zu müssen, wie Michael das getan hatte.
Sie liebte ihn so sehr, dass es fast schon schmerzte. Nach diesem Abenteuer würden sie einander nie wieder sehen. A.J. wusste das und akzeptierte es.
Aber es war beängstigend, schwer und schön zugleich, verliebt zu sein.
Sie dachte an die Namen, die er im Fieber genannt hatte, hauptsächlich die seiner Brüder Jacob und Luke. Er hatte auch mit jemandem namens Ada gesprochen. Offenbar war sie wichtig. Eine Stiefmutter, eine Tante? A.J. füllte einen ihrer Eimer mit Wasser.
Oder war sie eine Freundin?
Er hatte nicht nach seinen Eltern gerufen, aber er hatte geweint. Das Fieber hatte ihn in die Zeit zurückversetzt, in der er als kleiner Junge um seine Mutter klagte, die ihn verlassen hatte.
Dann hatte er wieder mit seinen Brüdern darüber gesprochen, dass sie sich um seine Mutter kümmern mussten.
Su novio, el estä mejor hoy?
A.J. kehrte in die Gegenwart zurück. Eine ältere Frau, ein rotes Kopftuch über dem schwarzen Haar, betrachtete sie freundlich und neugierig, während sie geduldig darauf wartete, aus der Quelle schöpfen zu können. „Perdona me, Senora Valenzuela. Si, el estä mucho mejor."
Die Frau hatte sich erkundigt, wie A.J.s Verlobter sich fühlte.
Die Landbevölkerung von San Christóbal ging mit Beziehungen sehr locker um, aber eine Frau, auch eine Witwe, reiste nicht mit einem Mann, mit dem sie nicht verwandt war. Darum war Michael eben A.J.s „novio". Schwester Andrew hatte ihr empfohlen, nicht zu widersprechen.
A.J. füllte auch ihren zweiten Eimer. „Er ist allerdings nicht gewöhnt, krank zu sein", fuhr sie auf Spanisch fort. „Darum ist er so unruhig. Er glaubt, dass er über Nacht gesund werden müsste.
Die ältere Frau lachte leise. „Männer! Wenn sie krank sind, stellen sie sich wie Kinder an. Und was für Mühe sie machen! Bring dies, hol das. Trotzdem fehlen sie uns schrecklich, wenn sie nicht bei uns sind." Sie schüttelte den Kopf.
Senora Valenzuela hatte einen Mann und einen erwachsenen Sohn, die sie gern bei sich gehabt hätte. „Vielleicht kann Rualdo Sie bald besuchen."
„Wenn Gott will", meinte Senora Valenzuela und zuckte mit den Schultern. „Meine Mädchen arbeiten hart, aber sie haben nicht die Muskeln eines Mannes. Wenn doch nur ... ach, was soll's. Mit Jammern bringt man den Topf nicht schneller zum Kochen." Sie trat an die Quelle.
A.J. legte sich das Joch, mit dem sie die Wassereimer tragen konnte, über die Schultern. Sie waren schwer, wenn sie gefüllt waren. Mit ihrer Last ging sie zum größten Gebäude von Cuautepec, dem Waisenhaus.
Sie und Michael hatten unglaubliches Glück gehabt, dass sie vor drei Tagen ausgerechnet auf dieses Dorf gestoßen waren. Verglichen mit anderen im verarmten Norden blühte das kleine Cuautepec.
Die Felder lieferten gute Ernte, weil die Dorfbewohner einen kleinen Fluss alljährlich aufstauten und die Felder überfluteten. Dadurch setzten sich wertvolle Nährstoffe ab. Viele Leute hielten Ziegen oder Hühner. Es gab sauberes Trinkwasser aus einer Quelle und sogar ein kleines Sägewerk, das jetzt nicht in Betrieb war.
Es gab einen doppelten Grund für diese Erfolge - Schwester Andrew und Schwester Constancia.
Die beiden Nonnen hatten hier vor fünfzehn Jahren ein kleines Waisenhaus eingerichtet.
Das hatte ihnen jedoch noch nicht gereicht. Im Lauf der Jahre hatten sie viel getan, um die Lebensbedingungen der Dorfbewohner zu verbessern.
Es fehlte an tüchtigen Männern. Viele junge Männer verließen das Dorf traditionsgemäß jedes Jahr für einige Monate, um auf einer Kaffeeplantage auf der anderen Seite des Flusses zu arbeiten. Dann hatte El Jefe mit Zwangsrekrutierungen begonnen.
Mehrere Männer aus dem Dorf waren einfach mitgenommen worden. Einige waren zurückgekehrt, andere - wie Senora Valenzuelas Mann nicht.
A.J. traf drei Kinder, einen alten Mann, eine Ziege und zwei Frauen, bevor sie das Waisenhaus erreichte.
In dem kleinen Gebäude waren die Nonnen mit ihren Schützlingen untergebracht. Das Dach war dünn, die Fußböden betoniert, die Außenwände bestanden aus Betonblöcken. Es gab vier Zimmer.
Eines nahm die Hälfte der
Weitere Kostenlose Bücher