Einfach Königlich2
zwang die Erdbeere hinunter. „Stimmt. Okay.“ Sie hustete. „Ich meine … ist eigentlich okay. Vielleicht wird es dir … vielleicht gefällt es dir ja sogar.“
„Vielleicht.“ Alex wandte sich an Jenny. „Jenny, sagen Sie Stacy bitte Bescheid, dass ich mit ihr über meine Reisegarderobe sprechen möchte?“
„Sofort, Euer Hoheit. Und darf ich Sie daran erinnern, dass Sie in dreißig Minuten eine Pressekonferenz haben?“
„Na schön.“
Unter anmutigem Rascheln von Seide und Leinen erhob sich Jenny, sammelte ihre Papiere ein, neigte grüßend den Kopf und eilte hinaus. Sie ließ einen schwachen Duft von Flieder zurück.
„Ihh!“, machte Chris und sah auf ihre praktischen Klamotten herunter. „Ich bin froh, dass du fährst. Muss aber sagen, dass ich das ganze Brimborium vorher furchtbar krampfig finde. Besprechungen wegen Klamotten, Besprechungen wegen des Hofprotokolls, Besprechungen wegen des Reiseplans, dann den ganzen Salat den Reportern verklickern, die auch noch darüber schreiben …“
Alex strich den Aufschlag ihres marineblauen Travis-Avers-Jacketts glatt. Christinas Klagen über das Thema waren ihr nicht neu, obwohl sie Alex ein wenig befremdeten. Besprechungen und Pressekonferenzen und Reisepläne gehörten nun mal zu ihrem Leben. Nichts war umsonst … auch wenn das Konterfei ihres Vaters auf sämtlichen Geldscheinen des Landes prangte. „Deshalb finden wir dich ja auch so niedlich.“
„Fang bloß nicht so an, Prinzessin Alex.“
Sie musste lachen. „Tu ich auch nicht, wenn du nicht anfängst, meine liebe plebejische Schwägerin.“
„Snob.“
„Nervensäge.“
„Egoistin.“
„Wichtigtuerin.“
„Großkotz.“
„Ich werd unsere Lunches vermissen.“
„Ach, Alex …“ Christinas Augen schienen für einen Moment überzuquellen, und in einer seltenen Anwandlung von Zärtlichkeit beugte sie sich vor und küsste Alex auf die Stirn. „Schlaf gut.“
„Aber nicht jetzt, natürlich. Hab noch viel zu viel zu tun.“
Christina seufzte nur.
5
„Schön. Sie fährt also nach Arizona oder wohin auch immer –“
„North Dakota, Euer Majestät.“ Edmund, der einen Meter links vom König Habtachtstellung bezogen hatte, wirkte so steif, als sei er aus einem Eimer Wäschestärke emporgewachsen. Er war ein großer Mann, wie der König selbst, dabei aber so dünn, dass man ihm am liebsten Milchshakes in rauen Mengen verordnet hätte. Sein schwarzes Haar war aus einem Gesicht gekämmt, das sehr edel, wenn nicht gar königlich wirkte. Große Augen, Adlernase, starkes Kinn … es geschah nicht selten, dass Edmund für ein Mitglied der königlichen Familie gehalten wurde. Er kümmerte sich seit Jahrzehnten um das Wohl der Baranovs. „Doch Sie waren nahe daran.“
Christina schritt nervös im Zimmer auf und ab, während der regierende Herrscher Alaskas, Alexander Baranov IL, ungerührt am Schreibtisch saß und sich einem Wortsuchspiel widmete. Durch die großen Erkerfenster fiel das Sonnenlicht des Spätnachmittags in das Privatbüro und überzog alles – Schreibtisch, Papiere, Fußboden, Christinas Profil und Edmunds Nase – mit einem goldenen Schein.
„Genau, North Dakota. Wollte ich sowieso sagen. Na, der Winter dort wird ihr nicht so fremd vorkommen.“
„Wir haben aber Frühling, Sir.“
„Ja, ja, wie auch immer“, murrte Christina. „Alex fährt also nach North Dakota – und was dann? Alles läuft wunderbar, und sie schafft es endlich, sich selber zu verzeihen?“
König AL blickte auf und sagte für seine Verhältnisse ziemlich barsch: „Sie hat sich gar nichts zu verzeihen. Sie hat doch das Richtige getan. Sie war mein tapferes Mädchen, und wenn sie den Kerl nicht in den Arsch getreten hätte –“
„Der Kerl hieß Devon, Majestät.“
„Genau, Devon. Man sollte meinen, dass ich mich an seinen Namen erinnern müsste, aber irgendwie gehört das zu den Dingen, die ich mir einfach nicht merken kann. Jedenfalls hätte ich ihn –“
„Aus deinem Koma heraus in den Arsch getreten“, vollendete Christina verächtlich. „Aber sicher!“
„Doch, das hätte ich getan. Und du halt deine Zunge im Zaum, Miss. Einer von uns dreien hier hat das Kommando, und du bist es bestimmt nicht.“
Edmund räusperte sich bescheiden.
Christina zwang sich zu einem versöhnlicheren Ton – eine erstaunliche Leistung, und niemand außer dem König oder ihrem Ehemann konnte sie dazu bringen. „Sieh mal, ich sag ja gar nicht, dass sie etwas falsch gemacht hat, und du
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