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Einfach. Liebe.

Einfach. Liebe.

Titel: Einfach. Liebe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tammara Webber
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wollten. Je mehr Faustschläge und Tritte sie landete, desto lauter feuerten wir sie an, und desto entschlossener kämpfte sie. Als sie zu unserer Gruppe zurückkehrte und von uns mit Lob überschüttet wurde, hatte sie Tränen in den Augen, sie war zwar noch immer etwas wackelig auf den Beinen – aber sie strahlte über das ganze Gesicht.
    Ich trat als Letzte an, gegen Don. Das Adrenalin schoss in mir hoch, sobald ich die Matte betrat, und ich fragte mich, ob die winzigen Schockwellen, die mich durchzuckten, für alle sichtbar waren, so wie Gails unsichere Hände, als sie mit ihrem zierlichen Körper in Abwehrhaltung ging. Ich wusste, dass Lucas und Erin mich genau beobachteten – sie waren die Einzigen, die wussten, was genau mich veranlasst hatte hierherzukommen.
    Die ganze Sache war in einer, vielleicht zwei Minuten vorbei.
    Don umkreiste mich einmal, murmelte sein Hey, Baby – alles ein Teil des Szenarios. Ich hielt den Blick auf ihn geheftet, während mein ganzer Körper angespannt wartete. Auf einmal schoss er auf mich zu und versuchte, mich am Arm zu packen. Ich bekam sein Handgelenk zu fassen, aber dann vermasselte ich einen Kick und endete in einer Bärenumklammerung von vorn. Ich war mir nicht sicher, ob ich nur in meinem Kopf oder tatsächlich aufschrie – da alles wie in Zeitlupe und gedämpft abzulaufen schien, als wären wir unter Wasser –, aber ich hörte Erins Stimme brüllen: » IN DIE EIER !«
    Ich rammte ein Knie senkrecht hoch und riss mich aus Dons Umklammerung los, und er ließ knurrend von mir ab. Während ich zur Tür rannte, hörte ich Erins Cheerleaderstimme laut über allen anderen. Sie schoss durch den Raum auf mich zu, um mich zu umarmen, als ich die Sicherheitszone erreichte. Über ihre Schulter beobachtete ich Lucas’ Miene. Er hatte seinen Kopfschutz abgenommen und strich sich sein verschwitztes Haar aus dem Gesicht, und ich konnte seine zufriedene Miene und das vertraute, kaum vorhandene Lächeln deutlich sehen.
    Lucas: Du warst gut heute Morgen.
    Ich: Ach ja?
    Lucas: Ja.
    Ich: Danke.
    Lucas: Kaffee am Sonntag? Soll ich dich gegen drei abholen?
    Ich: Na klar :)
    Das Konzert am Samstagabend verlangte meine volle Aufmerksamkeit und lenkte mich ab, bis ich wieder in meinem Zimmer war. Erin war noch nicht von einem ihrer Verbindungstreffen zurück, aber ich rechnete bald mit ihr. Das ganze Wohnheim war hellwach und lernte für die Abschlussprüfungen – oder machte sich verrückt deswegen –, genoss das letzte volle Wochenende vor den Ferien oder war mehr als reif dafür, nach Hause zu fahren. Die Stimmen im Korridor schwankten zwischen Anspannung vor den Prüfungen und Aufregung vor den Ferien.
    Tiefe Bassklänge drangen durch die Wand gegenüber meinem Bett, und meine Finger bewegten sich dazu. Wenn andere Leute erfuhren, dass ich Bass spielte, dachten sie meistens an ein elektrisches Instrument und eine Rockband. Lucas sah für diese Rolle besser geeig net aus als ich – mit seinen dunklen Haaren, die ihm in die Augen fielen, und dem kleinen Silberring an der Unterlippe –, ganz zu schweigen von den Tattoos und den straffen, konturierten Muskeln, die auf der Bühne so heiß aussehen würden, wenn sie sich unter einem T-Shirt abzeichneten. Oder ohne T-Shirt.
    Oh Gott. Ich werde. Nie. Einschlafen.
    Mein Telefon piepste und zeigte eine Nachricht von Erin an.
    Erin: Ich rede noch mit Chaz. Könnte spät werden. Alles
    okay bei dir?
    Ich: Es geht mir gut. Und DIR?
    Erin: Bin durcheinander. Ich würde mich vielleicht besser fühlen, wenn ich ihn einfach treten könnte.
    Ich: IN DIE EIER!!!!!!!
    Erin: Genau.
    »Diese Leute sind doch verrückt.« Die Knie bis zur Brust angezogen, kuschelte ich mich an Lucas, während er ein paar Kajaks auf dem See zeichnete. »Dort draußen auf dem Wasser muss es doch noch kälter sein, als hier zu sitzen.«
    Er schmunzelte und zog mir die Kapuze meiner Jacke über den Kaschmirschal und die Mütze, die ich trug. »Du findest das hier kalt?«
    Ich verzog das Gesicht und berührte meine Nase mit meinen behandschuhten Fingern. Sie fühlte sich an wie nach einer Betäubungsspritze beim Zahnarzt, kurz bevor er den Zahn anbohrt. »Meine Nase ist völlig taub! Wie kannst du es wagen, dich über meine Empfindlichkeit bei diesen Eiszeittemperaturen lustig zu machen? Und ich dachte, du bist von der Küste. Ist es dort nicht wärmer?«
    Kichernd schob er sich den Bleistift unter seiner Mütze hinters Ohr, klappte den Zeichenblock zu und legte ihn auf die

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