Einfach. Liebe.
Ex gut genug, um zu wissen, was er tatsächlich fragte, aber in meinem Herzen gab es keine zweite Chance für ihn. Dieser Platz war besetzt, aber selbst wenn er es nicht gewesen wäre, war ich mir sicher, dass ich lieber allein bleiben wollte, als mit jemandem zusammen zu sein, der mich auf solche Weise hatte sitzen lassen wie er. Zweimal. Ich entzog ihm meine Hand und legte sie in meinen Schoß. »Nein, Kennedy. Nichts. Es geht mir gut.«
Seufzend senkte er den Blick zu seinen Knien. Er nickte und sah mich ein letztes Mal an – ich war dankbar und traurig zugleich, als ich in seinen vertrauten grünen Augen sah, dass er endlich begriffen hatte, was wir verloren hatten. Er stand auf, um zu seinem Platz zu gehen, und murmelte eine Entschuldigung, als er sich an meiner zu spät kommenden Nachbarin vorbeizwängen musste, die ausnahmsweise einmal nichts von irgendwelchen Wochenendeskapaden zu erzählen hatte.
In den ersten beiden Semestern wurden diejenigen Musiker ausgesiebt, die auf ihrer Highschool das Orchester, die Band oder den Chor geleitet hatten, ohne selbst viel zu üben – diejenigen, die auf die Uni kamen und glaubten, erhaben zu sein über banales technisches Können wie Tonleitern und Intervalle, ganz zu schweigen von Musiktheorie. Die meisten Musikstudenten waren jedoch sehr hinterher, ihr Können zu perfektionieren, daher verbrachten wir jede Woche viel Zeit mit Üben – oft mehrere Stunden am Tag. Man war nie perfekt genug, um sich Nachlässigkeit erlauben zu können.
Ich war ein bisschen verwöhnt auf die Uni gekommen. Zu Hause hatte ich geübt, wann immer ich wollte – Mom und Dad hatten mir nie irgendwelche Grenzen gesetzt, auch wenn ich bei meinen Übungszeiten zugegebenermaßen vernünftig war. Da es nicht möglich war, meinen Kontrabass, der die Größe eines Möbelstücks hatte, in meinem Wohnheimzimmer unterzubringen, musste ich mir im Musikgebäude ein Schließfach dafür besorgen und feste Übungszeiten reservieren. Ich lernte rasch, dass die Abendtermine immer schnell vergeben waren. Obwohl das Gebäude fast rund um die Uhr geöffnet war, wollte ich bestimmt nicht um zwei Uhr morgens über den Campus zum Musikraum spazieren.
Probenzeiten für das Jazzensemble anzusetzen war noch komplizierter. Zu Beginn des ersten Jahres trafen wir uns zwei- oder dreimal die Woche. In letzter Zeit war klar geworden, warum die Studiotermine am Sonntagmorgen leicht zu bekommen waren: Der Sonntag war für die meisten ein verkaterter Tag, und die Studenten der schönen Künste bildeten da keine Ausnahme. Bis zur Mitte des Herbstsemesters hatten die meisten von uns die Sonntagmorgenprobe ein- oder zweimal geschwänzt. Was im ersten Jahr noch gebilligt wurde, würde spätestens im dritten überhaupt nicht mehr durchgehen.
Kurz vor Beginn des Studentenkonzerts am Freitagabend erklärte ich einem unserer Bläser noch einmal, warum ich an der kurzfristig angesetzten letzten Probe am Samstagvormittag nicht teilnehmen könnte, obwohl unsere Aufführung an dem Abend war. »Ich habe morgen einen Kurs …«
»Ja, ja, ich weiß. Dein Selbstverteidigungskurs . Na schön. Wenn wir uns morgen Abend blamieren, dann ist es eben deine Schuld.« Henry war zweifellos begabt – als wäre er mit einem Saxofon in seinen schlanken Händen geboren worden. Mit seinem Können konnte er sich dieses aufgeblasene Getue erlauben, und er schüchterte den Rest von uns im Allgemeinen höllisch ein. Aber in diesem Augenblick hatte ich die Schnauze voll davon, dass er sich wie ein Arsch benahm.
»Das ist doch Blödsinn, Henry.« Ich blitzte ihn wütend an, während er selbstgefällig um Kelly herumhing, unserer Pianistin, die entschieden hatte, sich aus dem Streit herauszuhalten. »Ich habe im ganzen Semester eine einzige Probe versäumt.«
Er zuckte mit den Schultern. »Aber jetzt werden es zwei sein, oder?«
Bevor ich etwas erwidern konnte, begann das Konzert. Ich lehnte mich auf meinem Platz zurück und biss die Zähne zusammen. Ich nahm unser Orchester genauso ernst wie alle anderen, aber am Samstag fand der Selbstverteidigungskurs zum letzten Mal statt, der Höhepunkt von allem, was wir gelernt hatten. Es war wichtig.
Erin freute sich auf die paarweisen Übungen, die Ralph zwischen jeder Kursteilnehmerin und entweder Don oder Lucas vorgesehen hatte. »Ich werde versu chen, Don zu kriegen«, hatte sie versprochen, während sie sich für die Arbeit umzog und ich mich für das letzte Pflichtkonzert in diesem Semester fertig machte.
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