Einfach. Liebe.
seine Lederjacke zu, bevor er sich zu mir umwandte, die Lippen fest zusammengepresst. Er wich meinem Blick rasch aus, und ich spürte die Mauer, die sich zwischen uns aufbaute, zu spät. Als sich unsere Blicke wieder trafen, seufzte er. »Jetzt ist offiziell Winterpause. Vielleicht sollten wir sie nutzen, um uns auch eine Pause voneinander zu nehmen.«
Ich versuchte, einen verständlichen Protest zu formulieren, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Schließlich hatte ich ihn selbst so weit getrieben. »Warum denn?«, stieß ich heiser hervor.
»Du verlässt die Stadt. Und ich werde dasselbe tun, für mindestens eine Woche. Du musst noch packen, und ich werde Charles morgen den ganzen Tag helfen, die Abschlussnoten abzuschicken.« Seine Erklärung klang so logisch … es gab keinen verborgenen Faden der Emotion, den ich hatte ans Licht zerren könnte. »Gib mir Bescheid, wenn du wieder in der Stadt bist.« Er beugte sich herunter und gab mir einen flüchtigen Kuss. »Mach’s gut, Jacqueline.«
25
Während ich am Sonntagabend zu Lucas’ Wohnung fuhr, ging ich in Gedanken noch einmal die zahlreichen Gründe durch, weshalb es eine schlechte Idee war, unangekündigt und uneingeladen vor seiner Tür aufzutauchen: Er könnte nicht da sein, er könnte beschäftigt sein, er denkt, er hat mich verscheucht, er denkt, wir haben uns bereits verabschiedet . Andererseits würde ich nur noch bis Dienstagmorgen in der Stadt sein, und ich konnte nicht kampflos hinnehmen, dass er mich einfach so wegschickte.
Nachdem ich geklopft hatte, hörte ich, wie der Riegel zurückgeschoben wurde, und dann Lucas’ schroffe Stimme durch die Tür. »Wer ist da, Carlie? Mach nicht die Tür auf …«
»Es ist ein Mädchen.« Die Tür schwang auf, und ein hübsches blondes, dunkeläugiges Mädchen stand im Türrahmen. Sie blinzelte mich an, wartete offensichtlich auf eine Erklärung, wer ich war und was ich wollte. Ich brachte kein Wort heraus. Ich war mir sicher, dass mir das Herz im Hals steckengeblieben war und aufgehört hatte zu schlagen.
Lucas trat mit düsterer Miene neben sie. Als er mich sah, runzelte er die Stirn. »Jacqueline? Was tust du hier?«
Mein Herz begann wieder zu schlagen, und ich schnellte herum, um die Treppe hinunterzustürmen. Auf einmal schwebte ich in der Luft, sein Griff umklammerte meinen Arm, riss mich von der obersten Stufe zurück und zog mich an seine Brust, und ich stampfte ihm fast, aber nur fast auf den Fußspann.
»Das ist Carlie Heller«, flüsterte er mir ins Ohr, und ich wurde schlagartig ruhig. »Ihr Bruder Caleb ist auch hier. Wir spielen Videospiele.«
Mein Herz hämmerte noch immer in einem Kampf-oder-Flucht-Reflex, während seine Worte allmählich zu mir durchsickerten. Ich ließ mich gegen ihn fallen und lehnte die Stirn an seine Brust, während ich mir wie eine eifersüchtige Idiotin vorkam. Sein Herz schlug ebenso heftig wie meines. »Entschuldige«, murmelte ich in sein weiches T-Shirt. »Ich hätte nicht kommen sollen.«
»Vielleicht hättest du nicht kommen sollen, ohne mir vorher Bescheid zu geben, aber es tut mir nicht leid, dich zu sehen.«
Ich sah auf. »Aber du hast doch gesagt …?«
Seine Augen schimmerten silbrig unter dem Verandalicht. »Ich versuche nur, dich zu schützen. Vor mir. Ich kann das hier …«, er zeigte mit einem Finger zwischen uns beiden hin und her, »… nicht.«
Ich klapperte mit den Zähnen, als ich wieder sprach. »Das ergibt doch keinen Sinn. Dass du es noch nie getan hast, heißt doch nicht, dass du es nicht tun kannst.« Zu spät ahnte ich einen ganz anderen, wahrscheinlicheren Grund für seine Worte. »Es sei denn … du willst nicht.«
Seufzend ließ er meinen Arm los, um sich mit beiden Händen durchs Haar zu fahren. »Das … ist es nicht …«
»Brrr! Kommt ihr rein oder was? Ich mache die Tür nämlich gleich wieder zu.« Ich spähte an Lucas vorbei. Carlie Heller sah jung aus, aber so jung nun auch wieder nicht. Jedenfalls sah sie nicht verärgert aus. Und sie schien neugierig zu sein.
»Na ja, du hast es nicht anders gewollt.« Lucas verhakte die Finger in meinen, wandte sich zur Tür und schob sie etwas weiter auf. »Wir kommen rein.«
Carlie schoss auf eine Ecke des Sofas zu, wo Francis auf einer Decke lag. Sie raffte ihn hoch und warf ihn sich über die Schulter wie einen leblosen Gegenstand. Nachdem sie unter die Decke geschlüpft war, legte sie sich den Kater auf ihrem Schoß zurecht und schnappte sich den Controller. Neben ihr
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