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Einfach. Liebe.

Einfach. Liebe.

Titel: Einfach. Liebe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tammara Webber
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dass sein Vater dichtgemacht hatte. Nach dem, was Dr. Heller mir erzählt hatte, war Ray Maxfield ein logischer, analytischer Mensch. Seine einzige emotionale Ausnahme musste seine Frau gewesen sein. »Sie war Dichterin?«
    »Manchmal.«
    Den Kopf auf seinen Arm gelegt, sah ich sein geisterhaftes Lächeln im Profil erscheinen, und es wirkte anders aus diesem Winkel. Sein Gesicht war rau, unrasiert, und mehrere leicht gerötete Stellen an meinem Körper zeugten davon.
    »Meistens war sie Malerin.«
    Ich rang mit meinem Gewissen, das mir zuwisperte, ihm zu sagen, was ich wusste. Dass ich ihm die Wahrheit schuldig war. »Das heißt, diese Künstlergene zwischen deinen ganzen Ingenieurteilen hast du ihr zu verdanken?«
    Er rollte sich auf die Seite und wiederholte: »Ingenieur teile ? Was sollen das denn für Teile sein?« Ein schelmisches Lächeln umspielte seinen Mund.
    Ich zog eine Augenbraue hoch, und er drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
    »Hast du ein paar von ihren Gemälden?« Ich zog mit den Fingern einen Kreis um die Rose, und der Muskel darunter spannte sich unter meiner Berührung an. Als ich die Hand flach auf seine Haut drückte, spürte ich das gleichmäßige Schlagen seines Herzens.
    »Ja … aber sie sind entweder eingelagert oder hängen bei den Hellers zu Hause, da sie mit meinen Eltern so gut befreundet waren.«
    »Dein Dad ist nicht mehr mit ihnen befreundet?«
    Er nickte. »Doch. Sie waren neulich meine Mitfahrgelegenheit. Sie können ihn nicht überreden hierherzukommen, also fahren sie jedes zweite Jahr zu ihm.«
    Ich dachte an meine eigenen Eltern und die Freunde und Nachbarn, mit denen sie Umgang pflegten. »Meine Eltern haben keine Freunde, denen sie so nahestehen, dass sie sich an Feiertagen besuchen.«
    Er starrte an die Decke. »Sie standen sich alle richtig nahe – davor.«
    Seine Trauer war so greifbar. In diesem Augenblick wusste ich, dass er sie nicht verarbeitet hatte – nicht ein bisschen in den acht Jahren, die es nun schon her war. Sein Schutzwall war zu einer Festung geworden, die ihn gefangen hielt, anstatt ihm eine Zuflucht zu bieten. Er würde sich vielleicht niemals vollständig von dem Grauen erholen, das sich in jener Nacht zugetragen hatte, aber es musste der Tag kommen, an dem es ihn nicht mehr völlig verzehren würde.
    »Lucas, ich muss dir etwas sagen.«
    Regungslos richtete er den Blick auf mich, aber ich spürte, wie er sich innerlich zurückzog, während er wartete. Ich sagte mir, dass ich mir das nur einbildete – ein Produkt meiner Schuldgefühle, nicht mehr.
    »Ich wollte wissen, wie du deine Mutter verloren hast, und ich konnte sehen, dass es dich schmerzt, darüber zu reden. Deswegen … habe ich im Internet ihren Nachruf gesucht.« Mein Atem ging flacher, während die Sekunden verstrichen, in denen er nichts sagte.
    Schließlich ergriff er das Wort, und seine Stimme war unleugbar tonlos und kalt. »Hast du deine Antwort gefunden?«
    Ich schluckte, aber meine Stimme war nicht mehr als ein Krächzen. »Ja.«
    Er wandte den Blick von mir ab und streckte sich auf dem Rücken aus, biss sich hart auf die Lippe.
    »Es kommt noch mehr.«
    Er atmete einmal ein und aus, während er auf mein nächstes Geständnis wartete.
    Ich schloss die Augen und platzte damit heraus. »Ich habe mit Dr. Heller darüber gesprochen …«
    Er fuhr zusammen. » Was? «
    »Lucas, es tut mir leid, falls ich deine Privatsphäre verletzt habe …«
    » Falls? « Er sprang auf, außerstande, mich anzusehen. Ich setzte mich auf und zog die Decke um mich hoch. »Warum musstest du denn unbedingt mit ihm reden? Waren dir die grauenhaften Details in den Nachrichten nicht entsetzlich genug? Oder nicht persönlich genug?« Er zerrte sich seine Boxershorts und Jeans über. »Wolltest du wissen, wie sie aussah, als sie sie gefunden haben? Wie sie verblutet war? Wie mein Dad den Teppich mit bloßen Händen herausgerissen hat …«, er atmete scharf aus, »… und der Boden darunter so blutdurchtränkt war, dass man gar nicht alles abschleifen konnte?« Seine Stimme brach.
    Ich bekam kaum Luft, wusste nicht, was ich sagen sollte. Er setzte sich auf die Bettkante, schweigend, den Kopf in die Hände gestützt. Er war so nah, dass ich mit einer Hand über das Kreuz auf seinem Rücken hätte streichen können, aber ich wagte es nicht. Vorsichtig stieg ich aus dem Bett und zog mich an. Ich schlüpfte in meine Stiefel und stellte mich ans Fußende seines Betts.
    Seine Ellenbogen bohrten sich in die

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