Einfach. Liebe.
lassen! Du darfst nicht seinetwegen zu einer Einsiedlerin werden oder ständig Angst davor haben, dich in jemand Neuen zu verlieben. Gott, ich liebe diesen Teil davon – die Jagd nach einem neuen Typen, alles unbekannt, unerprobt –, die schiere Masse heißer Kandidaten vor dir, die alle nur darauf warten, entdeckt zu werden. Wenn ich nicht so scharf auf Chaz wäre, wäre ich richtig neidisch auf dich.«
So, wie sie es beschrieb, hörte sich das Unternehmen wie eine Expedition zu einem exotischen Kontinent an. Ich teilte ihre Gefühle nicht, nicht im Geringsten. Die Vorstellung, mir einen neuen Typen zu angeln, klang anstrengend und deprimierend. »Erin, ich glaube nicht, dass ich bereit bin …«
»Das hast du letztes Wochenende auch gesagt, dabei hast du dich doch gut geschlagen!« Sie legte nachdenklich die Stirn in Falten, und zum hundertsten Mal hätte ich ihr fast von Buck erzählt. »Auch wenn du früh gegangen bist.« Sie hängte das schwarze Kleid zurück, das ich nicht anziehen wollte, und ich hielt meine Zunge im Zaum, verpasste wieder eine Gelegenheit. Ich war mir nicht sicher, warum ich es ihr nicht erzählen konnte. Hauptsächlich hatte ich Angst, sie könnte wütend werden. Noch irrationaler war meine Angst, sie könnte mir nicht glauben. Aber keine der beiden Reaktionen war etwas, womit ich mich im Augenblick auseinandersetzen wollte … ich wollte nur noch vergessen.
Ich dachte an Lucas, verärgert darüber, dass seine Anwesenheit in der Vorlesung ein Vergessen unmög lich machte, da er unwiderruflich mit dem Grauen dieses Abends verbunden war. Am Freitag hatte er mich kein einziges Mal angesehen – soweit ich das beurteilen konnte. Jedes Mal, wenn ich verstohlen einen Blick hinter mich warf, schien er irgendetwas zu zeichnen, anstatt sich Notizen zu machen, den schwarzen Bleistift fest zwischen die Finger geklemmt, mit konzentrierter Miene. Als der Vortrag zu Ende war, steckte er sich den Bleistift hinters Ohr, wandte sich ab, verließ den Saal, ohne noch einmal zurückzublicken, und war als Erster zur Tür hinaus.
» Das wird deine Schokoladenseite betonen«, riss mich Erin aus meinen Gedanken. Als Nächstes war ein tief ausgeschnittenes lila Stretchtop dran. Sie zerrte es vom Kleiderbügel und warf es mir zu. »Zieh dazu deine Skinny-Jeans an und diese krassen Stiefel, mit denen du aussiehst wie eine Oberschlampe. Das passt sowieso besser zu deiner knallharten Komm-wenn-du-dich-traust-Stimmung. Du musst dich entsprechend anziehen, um die richtigen Typen zu ködern, und wenn ich dich zu süß aussehen lasse, verscheuchst du sie alle, sobald du einmal böse mit deinen großen blauen Augen kullerst.«
Ich seufzte, und sie lachte und zog sich das schwarze Kleid selbst über den Kopf. Erin kannte mich viel zu gut.
Ich hatte längst aufgehört zu zählen, wie viele Drinks Erin mir schon in die Hand gedrückt und erklärt hatte, ich müsse für zwei trinken, da sie die offizielle Fahrerin sei. »Außerdem darf ich keinen von diesen heißen Typen anfassen – das heißt, ich kann mich heute Abend nur durch andere ausleben. Und jetzt trink diesen Margarita aus, hör auf, so ein mürrisches Gesicht zu machen, und glotz einen dieser Typen an, bis er weiß, dass ihm kein Bein abfallen wird, wenn er dich zum Tanzen auffordert.«
»Ich mache kein mürrisches Gesicht!«, erwiderte ich mürrisch, bevor ich gehorchte und den Drink hinunterkippte. Ich verzog das Gesicht. Billiger Tequila lässt sich auch mit noch so viel noch billigerer Margaritamischung nicht überdecken, aber das kriegt man eben, wenn man keinen Eintritt und fünf Dollar für Getränke bezahlt.
Es war noch relativ früh und der kleine Club, in dem wir uns an diesem Abend amüsieren wollten, noch nicht überfüllt von den Hunderten von Collegestudenten und Städtern, die ihn bald fluten würden. Erin, Maggie und ich hatten eine Ecke der fast leeren Tanzfläche in Beschlag genommen. Abgefüllt mit den Drinks und entsprechend aufgedonnert bewegte ich mich zur Musik und wurde allmählich lockerer, während ich über Erins Cheerleader-Posen und Maggies Ballettbewegungen lachte. Der erste Typ, der uns unterbrach, versuchte sein Glück bei Erin, aber sie schüttelte den Kopf, während ihre Lippen das Wort Freund hauchten. Sie verwies ihn an mich, und ich dachte: Das bin ich – die ohne Freund. Keine Beziehung mehr. Kein Kennedy mehr. Kein Du bist meine Jackie mehr.
»Lust zu tanzen?«, brüllte der Typ über die Musik hinweg, ganz zappelig,
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