Einfach. Liebe.
Lucas redete, während ich das Kabel aufrollte und den Laptop in meinem Rucksack verstaute. Die Unterhaltung zwischen den beiden war offenbar ernst, und ich war etwas beunruhigt, als Dr. Heller mindestens einmal in meine Richtung zu deuten schien. Ich fragte mich, ob unser Professor glaubte, dass Lucas zu diesen weniger ernsthaften Studenten gehörte, die er einschüchtern musste, damit sie sich mehr ins Zeug legten. Falls ja, wollte ich jedenfalls nicht als eine Art Beispiel herhalten.
Als ich ging, sah ich noch einmal zurück, aber Lucas würdigte mich keines Blickes, und seine Miene war angespannt. Seine Kollegin, die ein paar Schritte weiter den Tresen abwischte, grinste mich von oben herab an.
Als ich zwei Stunden später die Highschool verließ, schaltete ich mein Handy ein und versuchte, mich auf ein Wochenende allein zu freuen, während es hochfuhr. Der Besuch bei Starbucks war ganz offensichtlich ein Schlag ins Wasser gewesen. Lucas war, falls überhaupt möglich, noch rätselhafter und zugeknöpfter gewesen als bisher.
Während ich an dem Projekt arbeitete, hatte ich Landon eine E-Mail geschickt und mich dafür bedankt, dass er mir am Mittwoch das Arbeitsblatt geschickt hatte – und dass er darauf bestanden hatte, dass ich es bearbeite. Um ja keine Schuldkomplexe bei ihm auszulösen, erwähnte ich ausdrücklich nichts von dem Tipp, den er mir wissentlich gegeben hatte – nur für den Fall, dass er wirklich der grundehrliche Typ war, der er zu sein schien. Ich hatte seit Mittwoch nichts mehr von ihm gehört, aber vielleicht würde er mir ja heute Nachmittag oder Abend eine E-Mail schreiben. Vielleicht war er dieses Wochenende frei, und wir könnten uns endlich treffen.
Ich hatte eine SMS von Erin bekommen, in der sie schrieb, dass sie und Chaz gut in Shreveport angekommen waren – zusammen mit allen möglichen Anspielungen darauf, was ich mit einem Zimmer für mich allein anfangen könnte –, und eine von meiner Mom, die sich nach meinen Plänen für Thanksgiving erkundigte. Kennedy und ich hatten Thanksgiving die letzten drei Jahre abwechselnd bei seinen oder meinen Eltern verbracht. Irgendwie löste das Verwirrung darüber aus, ob ich dieses Jahr nach Hause kommen würde oder nicht. Als ich ihr zurückschrieb, ja, eine Trennung von einem Typen würde im Allgemeinen keine gemeinsam verbrachten Feiertage mehr bedeuten, erwartete ich, dass eine Entschuldigung folgen würde. Ich hätte es besser wissen müssen.
Mom: Sei nicht so zickig. Dein Dad und ich haben für
dieses Wochenende einen Kurzurlaub in Breckenridge
geplant und bezahlt, da wir dachten, du könntest bei
den Moores bleiben. Aber dann stornieren wir eben.
Ich: Fahrt ruhig trotzdem. Ich werde mit zu Erin nach
Hause fahren oder irgendwas.
Mom: Okay. Wenn du sicher bist.
Ich: Ganz sicher.
Wow. Mein Freund macht mit mir Schluss, und bei der ersten Gelegenheit, die meine Mom hätte, mir eine Stütze zu sein, fahren sie und Dad übers Wochenende zum Skifahren. Eine tolle Art, mir das Gefühl zu geben, erwünscht und ins Familienleben einbezogen zu sein, Mom. Als ob Kennedys Abfuhr nicht schon schlimm genug wäre. Großer Gott.
Ich steckte mein Handy in einen leeren Becherhalter und fuhr zurück zum Campus, darauf eingestellt, das ganze Wochenende Reality- TV zu schauen und an meinem Wirtschaftsprojekt zu arbeiten.
Als ich wieder in meinem Zimmer war, sah ich, dass Lucas mir eine SMS geschickt hatte, während ich auf dem Nachhauseweg war.
Lucas: Tut mir leid, dass ich gar nicht Tschüs gesagt habe.
Ich: War schwierig mit Dr. Heller dabei, schätze ich.
Lucas: Stimmt. Jedenfalls, ich würde dich gern zeichnen.
Ich: Ach ja?
Lucas: Ja.
Ich: Okay. Aber nicht, also, hüllenlos oder so?
Lucas: Haha, nein. Es sei denn, du stehst darauf (war nur
ein Witz). Ist heute Abend okay? Oder morgen Abend?
Ich: Heute Abend passt.
Lucas: Cool. Ich bin in ein paar Stunden da.
Ich: Okay.
Lucas: Welche Zimmernummer hast du?
Ich: 362. Aber ich muss dich ins Gebäude lassen.
Lucas: Ich komme bestimmt auch so rein. Ich schicke dir eine SMS, falls nicht.
8
Lucas’ Klopfen war leicht. Ich war so nervös, dass ich zitterte, als ich aufstand, um die Tür zu öffnen.
Er hatte gesagt, er wolle mich zeichnen, aber ich hatte keine Ahnung, ob das alles war, was er wollte, oder ob es ein Code für mehr war. Erin würde mir ewig damit in den Ohren liegen, wenn ich ihn in unserem Zimmer gehabt und nicht wenigstens dazu gebracht hatte, mich zu küssen.
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