Einfach. Liebe.
Schild zu entwerfen – er hat einfach ein weiß gestrichenes Schild neben dem uralten Original angebracht. Jetzt steht auf dem (den) handgeschriebenen Schild(ern): Köder & Angelbedarf & Kaffee, und unter »Kaffee« steht »& WLAN«.
Es gibt dort drei winzige Tische und ein paar klobige, dick gepolsterte Sessel mit Blümchenmuster – wie ein Starbucks, der mit Omis Flohmarktmöbeln eingerichtet wurde. Es ist der einzige Laden im Ort, der heute geöffnet hat, deswegen ist es brechend voll. Der Kaffee schmeckt eigentlich gar nicht so schlecht, aber das ist die beste Empfehlung, die ich guten Gewissens aussprechen kann. Und wie zu erwarten, stinkt es in dem ganzen Laden nach Fisch, was von der beabsichtigten Bistro-Atmosphäre irgendwie ablenkt.
Ist Ihr Tag planmäßig verlaufen?
Sie schließen Ihr Haus doch jeden Abend ab und schalten die Alarmanlage ein, oder? Ich will Sie nicht nerven, aber Sie sagten, Sie würden ganz alleine nach Hause fahren.
LM
Hallo Landon,
ja, ich bin durchaus im Stande, das Haus abends abzuschließen. Die hochmoderne Alarmanlage ist voll aktiviert. (Und ich bin nicht genervt. Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen.)
Ich habe den Tag bei meinem Ex verbracht. Seine Eltern haben keine Ahnung, dass wir uns getrennt haben – aus irgendeinem Grund hat er es ihnen nicht gesagt. Es war seltsam. Ich weiß nicht, warum ich mich von ihm dazu habe überreden lassen. Er will mich am Samstag sehen, um zu »reden«. Vielleicht werde ich aber früher zum Campus zurückfahren. Ich habe mich noch nicht entschieden.
Morgen treffe ich ein paar Freundinnen, das dürfte witziger werden.
Was ist mit Ihrer Familie? Was haben Sie so gemacht?
JW
Ich hatte keine Ahnung, wann er meine Antwort bekommen würde, da er nur im Laden für Köder & Angelbedarf ins Internet konnte. Nach einer unruhigen Nacht – einer, die so langsam verstrich, dass ich danach erschöpfter war als zuvor – machte ich mir einen Kaffee und loggte mich in meinen Uni-E-Mail-Account ein. Wie zu erwarten, war nichts Neues von LM axfield in meinem Postfach.
Ich überlegte, ob ich Lucas eine SMS schicken sollte, aber was sollte ich ihm sagen? Dass ich mich die ganze Nacht hin und her gewälzt und von seinen Händen auf mir geträumt hatte?
15
Als ich auf halbem Weg zurück zum Campus anhielt, um zu tanken, schickte ich Kennedy eine SMS , um ihm mitzuteilen, dass ich beschlossen hatte, früher zurückzufahren.
Mein Telefon klingelte, noch bevor ich wieder auf die Autobahn gefahren war. Kennedy. Ich holte einmal tief Luft und schaltete die Stereoanlage aus, bevor ich antwortete.
»Du bist schon abgefahren? Ich dachte, du woll test erst morgen zurück. Ich dachte, wir würden heute Abend reden.«
Ich seufzte. Ich wollte am liebsten meinen Kopf aufs Lenkrad schlagen, was bei siebzig Meilen pro Stunde nicht die beste Idee war. »Ich verstehe nicht, worüber du reden willst, Kennedy.« Ich fragte mich, ob er blind dafür war, wie oft ich mit ihm hatte reden wollen und wie viele Chancen er achtlos ignoriert hatte.
»Ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht, Jackie.« Mein verblüfftes Schweigen falsch interpretierend, fuhr er fort: »Ich meine, Jacqueline. Entschuldige, ich glaube, ich werde eine Weile brauchen, bis ich …«
»Was meinst du damit, du hast einen Fehler gemacht?«
»Mit uns. Mit der Trennung.«
Ich schwieg wieder. Die Worte fühlten sich klebrig an, während ich sie zu verdauen versuchte. Ich hatte vor den Campusgerüchten die Ohren verschlossen, so gut es ging, aber ich hatte genug gehört und gesehen, um zu wissen, dass Kennedy in den Wochen, die wir getrennt verbracht hatten, kein Engel gewesen war. Und er hatte dabei keinen Mangel an willigen Partnerinnen gehabt. Aber Mädchen, die gewillt sind, das Bett mit dir zu teilen, sind nicht dasselbe wie Mädchen, die bereit sind, deine willkürlichen, beschissenen Launen zu ertragen, sich deine erschöpfenden juristischen Ansichten anzuhören oder deine Lebensziele so zu unterstützen, wie es jemand tun würde, der dich liebt. Nein – das war mein Job gewesen. Und ich war gefeuert worden.
»Warum?«
Er seufzte auf, und ich hatte genau vor Augen, was er in diesem Augenblick tat – an die Decke starren, sich das Haar aus der Stirn streichen und seine Hand dort belassen, mit angewinkeltem Ellenbogen. Er konnte seine gewohnten Eigenheiten nicht vor mir verbergen, nicht einmal am Telefon. »Warum ich einen Fehler gemacht habe, oder warum ich glaube, dass es ein Fehler
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