Einfach. Liebe.
ihm, während seine Eltern noch immer nichts mitbekamen.
Ohne uns zu berühren, bis auf sein Bein, das sich gegen meines drückte, saßen Kennedy und ich danach nebeneinander vor dem wandgroßen Flachbildfernseher und sahen ein Footballspiel an. Carter wurde zwischendrin so wütend, dass er ein paarmal aufsprang und den Bildschirm anfluchte, wofür ihn seine ganze Familie – alle vier – leise tadelte. Beim nächsten Mal stampfte er aus dem Zimmer und blieb mehrere Minuten verschwunden. So, wie er seine Hände dehnte, als er wiederkam, mutmaßte ich, dass er in sein Zimmer gegangen war und auf irgendetwas eingeschlagen hatte.
Als Kennedy in meine Auffahrt einbog, um mich ab zusetzen, sprang ich aus dem Wagen, bedankte mich für die Einladung und stellte klar, dass ich allein ins Haus gehen würde. Er lächelte angestrengt. »Lass uns am Samstag zusammen was machen. Ich rufe dich an.« Zum Glück machte er keine Anstalten, aus dem Wagen zu steigen.
Als hätte er gar nichts vorgeschlagen, bedankte ich mich noch einmal bei ihm und verabschiedete mich. Sobald ich im Haus war, beobachtete ich ihn hinter einem zugezogenen Fenster. Er starrte eine Minute nachdenklich auf die geschlossene Haustür, bevor er sein Handy zückte und irgendjemanden anrief, während er rückwärts aus der Auffahrt fuhr.
Nachdem ich mich für Freitagabend mit Dahlia und Jillian verabredet hatte, übte ich im Wohnzimmer Bass, bis die Zeitschaltuhr um kurz vor elf das Licht löschte. Ich kicherte in die Dunkelheit, während ich das Instrument behutsam an die Wand lehnte und den Bogen auf ein Bücherregal in der Nähe legte. Mein Handy auf dem Pflanzenständer leuchtete auf, signalisierte mir den Eingang einer Nachricht, und ich blieb im Dunkeln stehen und las und beantwortete sie.
Lucas: Wann bist du wieder auf dem Campus?
Ich: Vermutlich Sonntag. Und du?
Lucas: Samstag.
Ich: Familiendrama?
Lucas: Nein. Meine Mitfahrgelegenheit muss an dem Tag zurück. Gib mir Bescheid, falls du auch früher fährst. Ich will dich sehen. Ich muss dich noch einmal zeichnen.
Ich: Oh?
Lucas: Ich habe ein paar Zeichnungen aus dem Gedächtnis
angefertigt, aber das ist nicht dasselbe.
Kriege die Form deines Kinns nicht ganz hin.
Die Kontur deines Nackens. Und deine Lippen. Ich
muss mehr Zeit damit verbringen, sie zu studieren, und weniger damit, sie zu schmecken.
Ich: Ich kann nicht behaupten, dass ich dir in dem Punkt
zustimme.
Lucas: Dann eben von beidem mehr. Schick mir eine SMS, wenn du zurück bist.
Okay, an Schlaf war nicht zu denken.
Ich las die SMS noch einmal, während leise Erinnerungen an seine Lippen auf meinen in mir hochperlten und kleine Flammen des Verlangens entfachten, die bald größer wurden und hochschlugen, und der Samstagabend in allen Einzelheiten noch einmal an meinem geistigen Auge vorbeizog. Ich stand im Dunkeln da und schloss die Augen.
Ich sollte wütend – oder zumindest misstrauisch – sein, was Lucas/Landon betraf, aber nachdem ich versucht hatte, eine gewisse Empörung über seine Unterlassungssünde aufzubringen, musste ich feststellen, dass ich es einfach nicht konnte. Ich überlegte, dass ich schon so viel Groll gegen Kennedy und Buck hegte und dass mir Lucas im Vergleich dazu eher wie ein Rätsel als wie eine Gefahr erschien. Mein Plan war es schließlich gewesen, ihn als Lückenbüßer in der Operation Bad-Boy -Phase zu benutzen, und ich konnte nun wirklich nicht behaupten, dass ich in der Hinsicht alle Karten offen auf den Tisch gelegt hatte.
Ich versuchte, meine sprunghaften Gedanken in den Griff zu bekommen, schnappte mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und ging hoch in mein Zimmer, das einzige Zimmer im ganzen Haus, in dem noch Licht brannte.
Als ich meine E-Mails durchsah, entdeckte ich zwi schen den ganzen Kreditangeboten und Newslettern eine von LM axfield, und mein Herzschlag beschleunigte sich. Er hatte sie heute Nachmittag geschickt, Stunden vor unserem SMS -Austausch. Jetzt, wo ich etwas Ab stand zur Uni hatte, begann ich, meinen Tutor mit Lucas zu verknüpfen – dem Lucas, der hinter diesem Landon-Decknamen mit mir sprach. Ich wollte wissen, warum, aber ich wollte ihn nicht danach fragen – ich wollte, dass er es mir selbst sagte.
Hallo Jacqueline,
ich habe entdeckt, dass das Geschäft für Köder & Angelbedarf jetzt auch Kaffee und WLAN hat, zusammen mit einem neuen Namen, der für diese innovativen Angebote wirbt. Joe (der Besitzer) hat sich nicht die Mühe gemacht, ein ganz neues
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