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Einfach. Liebe.

Einfach. Liebe.

Titel: Einfach. Liebe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tammara Webber
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war nicht mehr als ein Flüstern.
    »Wenn du willst«, antwortete er.
    Sie nickte, und ich unterdrückte einen Anflug von Eifersucht. In dieser Situation war sie um nichts zu beneiden.
    Der Fernseher im Warteraum der Notaufnahme lief ohrenbetäubend laut, was keine Hilfe gegen meine Kopfschmerzen war. Ich wollte ihn ausschalten oder wenigstens leiser stellen, aber ein älterer Mann saß drei Meter davor auf einem Stuhl, die Arme vor der Brust verschränkt, und starrte zu der Sitcom-Wiederholung hoch. Wenn dieser Lärm ihn von dem Grund ablenkte, weshalb er hier war, hatte ich wohl kein Recht, ihm diese Ablenkung zu nehmen.
    Lucas saß neben mir, ein Knie zu mir hin angewinkelt, sodass es meinen Oberschenkel leicht berührte. Seine Hand war meiner so nah, dass ich meine Finger hätte ausstrecken können, um sie zu streicheln. Ich tat es nicht.
    »Gefällt dir die Sendung nicht?«
    Seine alberne Frage verscheuchte meine mürrische Miene. »Nein, aber ich glaube, ich könnte sie noch von der anderen Straßenseite hören.« Er hatte wieder dieses geisterhafte Lächeln aufgesetzt, und ich wollte mich am liebsten darin verlieren.
    »Hmm«, meinte er, während er auf den Stiefel auf seinem anderen Knie starrte. »Bist du auch ein bisschen verkatert?« Als Erin und Mindi ihm die Einzelheiten des vergangenen Abends berichteten, hatte er sich rasch ausrechnen können, dass ich mit Erin zu dieser Party gegangen war.
    »Ein bisschen vielleicht.« Ich fragte mich, ob er dachte, dass ich mich leichtfertig in Gefahr gebracht hatte, indem ich zu einer Party gegangen war, auf der Buck natürlich auch sein würde. Sein Vorwurf an dem Abend, an dem wir uns kennengelernt hatten – sehr verantwortungsbewusst – schmerzte noch immer, vor allem, da er stimmte.
    »Das heißt, er hat mit dir geredet? Gestern Abend?« Er starrte noch immer auf seinen Stiefel.
    »Ja. Er hat mich zum Tanzen aufgefordert.«
    Ein Muskel arbeitete an seinem Kiefer, und sein Blick war voll Bitterkeit, als er ihn zu meinem hob.
    »Ich habe Nein gesagt.« Ich hörte meinen abwehrenden Ton.
    Er holte einmal tief Luft und wandte sich ganz zu mir um, mit leiser, düsterer Stimme. »Jacqueline, ich musste mich wirklich schwer zusammenreißen, um jetzt hier zu sitzen und darauf zu warten, dass sich die Polizei um diese Sache kümmert, anstatt ihn selbst zur Strecke zu bringen und Kleinholz aus ihm zu machen. Ich mache dir – oder ihr – keinen Vorwurf. Keine von euch hat um das gebeten, was er getan hat – um so etwas kann man gar nicht bitten. Das ist eine gottverdammte Lüge, die von Psychopathen und Vollidioten als Argument benutzt wird. Okay?«
    Ich nickte, sprachlos angesichts seiner Erklärung.
    Seine Augen verengten sich. »Hat er dein Nein akzeptiert?« Was ich am Ende seines Satzes hörte, war: diesmal ?
    Ich nickte wieder. »Kennedy war bei mir. Ihm ist aufgefallen, wie seltsam ich mich Buck gegenüber benommen habe, deswegen habe ich ihm erzählt, was passiert ist. Ich habe nichts von dir erwähnt oder von eurem Kampf. Ich habe ihm nur gesagt, dass ich entkommen bin.«
    Eine leise Furche zeigte sich zwischen seinen Brauen. »Wie hat er es aufgenommen?«
    Ich dachte an Kennedys untypische Fluchattacke. »Ich habe ihn noch nie so wütend erlebt. Er ist mit Buck rausgegangen und hat ihn zur Rede gestellt, hat ihm gesagt, er soll sich von mir fernhalten … weshalb Buck sich vermutlich wie ein Schwächling gefühlt hat, und deshalb …« Deshalb hatte er Mindi vergewaltigt.
    »Was habe ich eben gesagt? Es ist nicht deine Schuld.«
    Ich nickte und starrte auf meinen Schoß. Tränen brannten in meinen Augen. Ich wollte glauben, dass es nicht meine Schuld war, aber Mindi war vergewaltigt worden, nachdem Kennedy ihn zur Schnecke gemacht hatte. Mir zuliebe. Es kam mir vor wie meine Schuld. Ich wusste es besser, aber ich konnte nicht umhin, die Punkte zu verbinden.
    Lucas strich mit einem Finger unter mein Kinn und wandte mein Gesicht zu sich. »Nicht. Deine. Schuld.«
    Ich nickte wieder, während ich mich an seine Worte klammerte, als wären sie eine Vergebung.
    Ich parkte vor dem Haus eines Nachbarn, schloss die Tür des Trucks so leise wie möglich und ging auf Zehenspitzen über die spärlich erhellte Auffahrt zu der Einzelgarage. Es war spät – hoffentlich so spät, dass niemand aus dem Fenster schaute und ein Mädchen erwischte, das zu der Wohnung eines Jungen hochschlich.
    Lucas’ Motorrad parkte unter der Außentreppe. Ich stand vor der untersten Stufe,

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