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Einfach. Liebe.

Einfach. Liebe.

Titel: Einfach. Liebe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tammara Webber
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während ich überlegte, was an diesem einen Wort falsch gewesen sein könnte.
    Umgeben von Geplapper, Musik und den anderen Cafeteriageräuschen, war das Kratzen seines Bleistifts auf dem Papier fast nicht zu hören. Ich beobachtete, wie der Bleistift in seiner Hand tänzelte, während ich mich fragte, welchen Teil von mir er zeichnete und welche Teile er vielleicht zeichnen wollte. Wie war er als Sechzehnjähriger gewesen? Hatte er schon damals gezeichnet? Mit anderen Jungen seines Alters herumgehangen? Hatte er sich verliebt? Hatte irgendein gefühlloses Mädchen ihm das Herz gebrochen?
    Hatte er sich diese Narben an den Handgelenken schon damals zugefügt, oder würde das erst später kommen?
    »Du hast gesagt, du warst drei Jahre mit ihm zu sammen.« Er sprach gerade so laut, dass ich ihn hören konnte. In seinem Tonfall lag keine Frage. Er ging davon aus, dass ich an Kennedy dachte.
    »Ich habe nicht an ihn gedacht.«
    Er spannte den Kiefer an, presste die Lippen wieder zusammen. Eifersucht? Schuldgefühle stiegen in mir auf, als mir bewusst wurde, dass ich wollte , dass er eifersüchtig war.
    »Wie war die Highschool für dich?«, fragte ich und wollte die Frage im nächsten Augenblick zurücknehmen. Sein Blick bohrte sich in meine Augen, und seine Hand verharrte reglos.
    »Völlig anders als für dich, schätze ich.« Seine Miene war angespannt.
    »Oh? Wie denn?« Ich lächelte, in der Hoffnung, uns vom Rande dieses Abgrunds entweder zurückzuzerren oder ganz hinunterzustoßen.
    Er senkte für einen Moment die Lider. »Erstens einmal hatte ich nie eine Freundin.«
    Ich dachte an die Rose über seinem Herzen und an das Gedicht, das auf seiner linken Seite verewigt war. Ich wollte nicht, dass diese Liebe noch nicht lange her war. »Wirklich? Nicht eine?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich war … unstet, könnte man sagen. Ich habe mit Mädchen rumgemacht. Keine festen Beziehungen. Habe die Schule genauso oft geschwänzt, wie ich hingegangen bin. Habe mit den Einheimischen und den Strandtouristen Partys gefeiert. Bin oft in Schlägereien geraten, in und außerhalb der Schule. Ich wurde so oft vom Unterricht ausgeschlossen oder von der Schule verwiesen, dass ich mir, wenn ich morgens aufwachte, nie sicher war, ob ich an dem Tag hingehen sollte oder nicht.«
    »Was ist passiert?«
    Er sah mich verständnislos an. »Was?«
    »Ich meine, wie hast du es geschafft, aufs College zu kommen und so ein …«, ich zeigte schulterzuckend auf ihn, »… gewissenhafter Student zu werden?«
    Er blickte auf den Bleistift in seiner Hand, während er mit dem Daumennagel über die Spitze schabte, um sie zu schärfen. »Ich war siebzehn und stand kurz davor, endgültig von der Schule zu fliegen. Ich hatte mich schon damit abgefunden, für den Rest meines Lebens bei meinem Dad auf dem Boot zu arbeiten. Eines Abends feierte ich mit ein paar Freunden eine Party. Wir hatten am Strand ein Lagerfeuer gemacht, was jedes Mal junge Touris anlockte, die abhängen wollten. Einer meiner Freunde war Dealer. Keine harten Sachen – nur Partydrogen. Er verkaufte sie ziemlich teuer, so konnten wir etwas abzweigen, ohne seinen Lieferanten bezahlen zu müssen.
    An dem Abend hatte er seine Schwester im Schlepptau. Sie schwärmte für mich, aber sie war erst vierzehn. Total unschuldig. Nicht mein Typ. Sie verkraftete die Abfuhr nicht gut und fing an, mit den Typen zu flirten, die uns unseren Abend gewissermaßen finanzierten. Ihr bescheuerter Bruder war so high, dass er überhaupt nicht auf sie aufgepasst hat. Ich selbst war auch nicht viel klarer im Kopf, aber als der Typ, mit dem sie getanzt hatte, sie zum Strand schleppte, sah es so aus, als ob sie versuchte, sich von ihm loszureißen.
    Ich weiß noch, dass ich den beiden gefolgt bin, aber danach ist alles verschwommen. Man sagte mir, ich hätte dem Typen den Kiefer gebrochen. Ich wurde festgenommen, dann kam die Anzeige. Vermutlich wäre ich im Gefängnis gelandet, aber in dieser Woche kamen die Hellers zu Besuch, und Charles hat etwas getan, was alles veränderte.
    Er und mein Dad haben ein ernstes Wort miteinander gesprochen. Und ich war auf einmal für einen Kampfsportkurs angemeldet. Ich hatte völlig falsche Vorstellungen davon. Ich dachte, es müsse super sein, andere Leute noch effektiver zusammenschlagen zu können, als ich es ohnehin schon konnte, deswegen hatte ich nichts dagegen. Was ich nicht erwartet hatte, war, dass ich zum ersten Mal seit Langem wieder zu mir kommen würde. Bevor er

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