Einfach. Liebe.
weißt, was er mir angetan hat?«
Er seufzte erschöpft auf. »Es ist nicht so …«
»Ach nein? Wie ist es denn dann?«
»Können wir unter vier Augen sprechen? Bitte?«
Ich sah kurz zu Erin, die ihren Mund verzog und einen zynischen Blick auf meinen Ex warf, bevor sie sich wieder an mich wandte. »Dann hole ich jetzt Mindi ab, und wir treffen uns beim Verbindungshaus?« Sie schien besorgt, ich könnte mich von Kennedy umstimmen lassen, so mulmig, wie mir schon jetzt zumute war.
Ich wusste, dass er genau das vorhatte – mich zu überreden, die Anschuldigungen gegen Buck fallenzulassen. »Fährst du mich hin? Jetzt? Das ist die einzige Möglichkeit, wie dieses Gespräch stattfinden wird.«
Entnervt und vielleicht ein bisschen verwirrt von meiner Entgegnung, erklärte er sich einverstanden. »Na klar. Ich fahre dich hin, solange du auf dem Weg mit mir redest.«
Ich nickte Erin über das Dach ihrer Limousine hinweg zu. »Wir treffen uns dort.« Dann folgte ich Kennedy zu seinem Wagen.
Nachdem er die Stereoanlage leise gestellt hatte, fuhr er langsam los, ein Handgelenk auf das lederverkleidete Lenkrad gelegt. »Danke, dass du dich bereit erklärt hast, mit mir zu reden.« Er sah mich kurz von der Seite an, bevor er seinen Blick wieder auf die Straße richtete. »Du sollst wissen, dass ich dir zu hundert Prozent alles glaube, was du mir am Samstagabend erzählt hast. Ich weiß, dass Buck ein Dreckskerl ist – ich wusste nur nicht, was für einer. Wir haben ein Verfahren eingeleitet, um ihn auszuschließen.«
»Ihn ausschließen – aus der Verbindung? Und das soll eine Strafe sein?« Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf, um einen klaren Gedanken zu fassen.
»Als Buck auf diesen Campus kam, dachte er, er würde Präsident der Erstsemester werden, in den Rängen aufsteigen, spätestens im vorletzten Jahr die ganze Verbindung und vielleicht den Rat leiten, doch jetzt wird er mit einem Arschtritt rausfliegen, Daddy hin oder her. Und ob das eine Strafe ist.«
Mir blieb die Luft weg. »Kennedy, er hat ein Mädchen vergewaltigt. «
Er besaß immerhin so viel Anstand zusammenzuzucken. »Das verstehe ich ja, aber …«
»Kein Aber ! Da gibt es kein gottverdammtes Aber !« Meine Brust bebte, während ich die Hände im Schoß verkrampfte, um nicht auf sein selbstgefälliges Gesicht einzutrommeln. »Er hat eine Gefängnisstrafe verdient, und ich werde alles tun, damit er sie kriegt.« Wenn Kennedy geschickt worden war, um mich von meiner Aussage abzuhalten, hatte er genau den gegenteiligen Effekt erreicht.
Er hielt vor dem Verbindungshaus und umklammerte das Lenkrad mit beiden Händen. »Jacqueline, es gibt da etwas, was du begreifen musst. Buck redet jetzt schon seit Wochen irgendwelchen Scheiß davon, er hätte mit dir rumgemacht. Andere haben seine Version bestätigt. Alle wissen davon. Niemand nimmt dir deine Er-hat- auch-versucht-mich-zu-vergewaltigen-Story jetzt noch ab. Dafür ist es irgendwie zu spät.«
Mir blieb die Luft weg, meine Kehle schnürte sich zu, und ein Schmerz schoss mir durch die Arme bis in die Fingerspitzen. Ich schloss für einen Moment die Augen und kämpfte gegen ein Schwindelgefühl und aufwallende Tränen und so viel Wut an, dass ich hinter meinen geschlossenen Lidern im wahrsten Sinne des Wortes rot sah.
»Meine … Story ?«
Seine grünen Augen fingen meinen Blick auf. »Ich habe dir doch gesagt, ich glaube dir.« Ich starrte ihn an, diesen Jungen, dem ich drei Jahre lang so nahe gestanden hatte. Ich konnte sehen, dass er mir tatsächlich glaubte, aber dieser Glaube stand in einem Widerspruch zu seinem zwanghaften Bedürfnis, das Gesicht zu wahren. Er würde nicht das Richtige tun.
»Du glaubst mir, und trotzdem sitzt du hier und versuchst zu verhindern, dass ich die Wahrheit erzähle.«
»Jacqueline, es ist etwas komplizierter …«
»Einen Teufel ist es.« Ich riss die Tür auf, sprang aus dem Wagen und knallte sie zu, bevor er weiter protestieren konnte. Ich wandte mich ab und stapfte den Fußweg hoch zu Erins und Mindis Verbindungshaus. Ich bebte vor Wut und Angst und vor noch etwas: Entschlossenheit.
Keine zwanzig Mädchen waren bei der Versammlung anwesend: Erin, Mindi, die Vorstandsmitglieder der Verbindung und ich.
Als Präsidentin führte Katie am Kopf des langen po lierten Tischs den Vorsitz. Zu beiden Seiten von ihr saßen die führenden Vorstandsmitglieder, in einer von ihnen erkannte ich Olivias ältere Schwester. Sie und Olivia hätten Zwillinge sein
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