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Einfach. Liebe.

Einfach. Liebe.

Titel: Einfach. Liebe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tammara Webber
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befürchtet, dass er das sagen würde, aber ich musste mehr wissen, bevor ich Lucas wiedersah. Ich musste wissen, ob diese Nacht ursächlich für die Narben an seinen Handgelenken war oder ob mehr dahintersteckte. »Ich kann ihn nicht fragen. Es geht um das … was mit seiner Mutter passiert ist. Mit ihm.«
    Dr. Heller starrte mich an, als hätte ich ihm mit der Faust in den Magen geschlagen. »Er hat Ihnen davon erzählt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe seinen Namen gegoogelt, auf der Suche nach ihrem Nachruf. Als dieser mir keinen Hinweis darauf gab, wie sie gestorben war, habe ich Ihren Namen gegoogelt. Und Ihr Name stand in dem Artikel, den ich gefunden habe.«
    Seine Miene verdüsterte sich. »Miss Wallace, ich bin nicht gewillt, darüber zu reden, was mit Rose Maxfield passiert ist, nur um irgendjemands morbide Neugier zu befriedigen.«
    Ich holte zitternd Luft. »Es ist keine Neugier.« Ich rutschte auf die Stuhlkante vor. »Seine Handgelenke – sie sind beide voller Narben. Ich habe noch nie jemanden gekannt, der versucht hat … das zu tun, und ich habe Angst davor, etwas Falsches zu sagen. Sie kennen ihn schon sein ganzes Leben. Ich kenne ihn erst seit ein paar Wochen, aber er bedeutet mir viel. Sehr viel.«
    Er dachte einen Augenblick nach, und ich wusste, dass er abwägte, was er mir sagen konnte, während er mich unter seinen buschigen Brauen hervor musterte. Es war schwer vorstellbar, dass dieser stille blasse Mann einmal den Special Forces angehört hatte. Schwer vorstellbar, dass er es gewesen war, der eine seiner engsten Freundinnen brutal ermordet aufgefunden hatte.
    Er räusperte sich. »Raymond Maxfield und ich wurden während unseres Aufbaustudiums gute Freunde. Wir schrieben beide an unserer Doktorarbeit, aber während ich vorhatte, den eher typischen Weg von Forschung und Lehre einzuschlagen, verfolgte Ray entschlossen eine besser bezahlte, nichtakademische Laufbahn.
    Eines Abends gingen wir zu einer kleinen Zusammenkunft bei einem unserer Professoren, dessen Tochter studierte und noch zu Hause wohnte. Sie war hinreißend – dunkle Haare und dunkle Augen –, und als sie auf dem Weg zur Küche an uns vorbeikam, erhob sich Ray mit der Ausrede, Eis zu holen, und ich folgte ihm. Er war mein bester Freund, aber bei einem solchen Mädchen würde ich ihm nicht einfach den Vortritt lassen. Da kämpfte jeder Mann für sich selbst.« Er schmunzelte.
    »Fünf Minuten später war ich mir meiner Chancen verdammt sicher. Er hatte sie nach ihrem Hauptfach gefragt, und als sie ›Kunst‹ antwortete, platzte er heraus: ›Dein Vater ist Dr. Lucas – einer der führenden Köpfe der modernen Wirtschaftswissenschaft –, und du studierst Kunst ? Was zum Teufel willst du mit einem Abschluss in Kunst denn anfangen?‹« Er lächelte mit verträumter Miene, während er sich erinnerte. »Sie richtete sich zu ihren ganzen ein Meter sechzig auf, und ihre Augen blitzten, als sie erwiderte: ›Ich werde die Welt schöner machen. Und was wirst du tun? Geld verdienen? Ich bin ja so beeindruckt.‹ Sie wandte sich auf dem Absatz um und verließ die Küche. Tagelang war Ray stocksauer , dass er keine passende Antwort parat hatte, während sie dort stand.
    Eine Woche später lief ich ihr in der Cafeteria über den Weg. Sie fragte mich, ob ich ebenso wenig von Kunst halten würde wie mein Freund. Ich bin nicht auf den Kopf gefallen, also rief ich: ›Aber nein – ich weiß, wie wichtig die Kunst für den Ausdruck des Menschlichen in uns ist!‹ Und so lud sie mich zu einer Ausstellung ein, an der sie teilnahm, und sagte mir, ich könne Ray mitbringen. Ich bereute sofort, dass ich es ihm überhaupt erzählte, denn er war entschlossen, all die schlauen Retourkutschen anzubringen, die er sich seit dem Abend, an dem sie sich kennenlernten, zurechtgelegt hatte.
    Die Galerie befand sich eingezwängt zwischen einem Spirituosengeschäft und einem Möbelverleih. Als wir auf den Eingang zugingen, machte Ray eine Bemerkung über die ›schönere Welt‹, die sie offenbar nicht schaffte, und ich wollte mich wieder dafür ohrfeigen, dass ich ihn mitgebracht hatte.
    Rose kam auf uns zu, in einem hauchzarten Kleid, das Haar hochgesteckt – ganz die Kunststudentin. Neben ihr stand eine schick gekleidete Blondine – Rays üblicher Typ –, die sie als ihre beste Freundin vorstellte, die ebenfalls Finanzwesen studierte. Ray hatte kaum Augen für das andere Mädchen. ›Wo ist dein Zeug?‹, fragte er Rose. Seine Frage

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