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Einfach losfahren

Einfach losfahren

Titel: Einfach losfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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Ich lag auf dem Boden und betrachtete die Decke. In all den Jahren, die ich dort gewohnt hatte, hatte ich sie noch nie angeschaut. Ich kannte nur die aus meinem Schlafzimmer. Ich dachte an Federico und stellte mir vor, er wäre hier und würde sich über mich lustig machen, wie immer. Der hätte sich kaputtgelacht, wenn er gesehen hätte, wie ich alles kurz und klein schlage.
    »Bist du hier? Wenn du hier bist, tu etwas, sag was, bewege einen Gegenstand, nun mach schon…«
    Ich sah mich um, ob es irgendwo einen Hinweis auf seine Anwesenheit gäbe. Ich bin ganz gerührt, wenn ich an mich in diesem Augenblick zurückdenke. Das machte ich nämlich oft, ein Zeichen fordern: Bewege dies, mach ein Geräusch, schalte das Licht aus. Wenn ich allein war, verlangte ich häufig von Federico einen Beweis für seine Anwesenheit und versprach ihm, ich würde es auch niemandem verraten, doch im Grunde hatte ich auch Angst, dass er es wirklich tun könnte. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass er sich nicht gezeigt hatte, um mich nicht zu erschrecken, weil ich für eine so große Aufregung nicht bereit war.
    Toten Menschen schreibt man alles Mögliche zu. Immer, wenn etwas Schönes passiert, denkt man, das waren sie. Ich hab das immer mit meiner Mutter gehabt. Um ein Haar an einem Unfall vorbeigeschrammt? Tja, ihr Verdienst, dass dir nichts passiert ist. Die Traumwohnung gefunden? Eine Arbeit? Glück gehabt? Immer hat das Jenseits seine Hände im Spiel.
    Ich stand auf und sammelte die Sachen ein, die in der Wohnung verstreut lagen. Beim Aufräumen des Schreibtischs fand ich die Quittung des Goldschmieds: »Eine Kette für Sophie«…
    Der Tag fiel mir wieder ein, als wir sie in Auftrag gegeben hatten. Ich legte die Quittung in die Schublade zurück und ging ins Bett. Ich war völlig erledigt, aber es dauerte lange, bis ich einschlief.

Alles deutete in die gleiche Richtung
    Am Morgen darauf ging ich nicht zur Arbeit. Alle wussten, dass Federico mein bester Freund gewesen war, und keiner sagte was. Ich bestreite nicht, dass ich das ein bisschen ausnutzte.
    »Ihr könnt mich mal!«, dachte ich.
    Ich drehte eine Runde und traf Pietro, den ich länger nicht mehr gesehen hatte. Ich kannte ihn schon ewig. Seit der Mittelschule, wie Fede, nur dass er in einer anderen Klasse gewesen war. Wir waren in der a, er in der e.
    Wir redeten über Federico und erinnerten uns an viele gemeinsame Erlebnisse. Wir trösteten uns mit der Tatsache, dass Federico sich nie zurückgehalten und das Leben in vollen Zügen genossen hatte, auch in puncto irdische Freuden. Er hatte so intensiv und revolutionär gelebt, als hätte er geahnt, dass er jung sterben würde.
    Pietro erzählte, dass er nicht mehr bei der Stadtverwaltung arbeitete; er leitete jetzt eine Hundeschule. Auch er hatte alles hingeschmissen, um seinen Traum zu leben.
    »Ich hab’s nicht mehr ausgehalten, jeden Tag ins Büro zu gehen, nur fürs Gehalt. Ich habe unter der Diktatur des Gehalts gelebt.«
    »Du hast von einem Tag auf den anderen alles hingeschmissen und bist gegangen?«
    »Natürlich nicht, wie sollte ich? Dafür hatte ich nicht genug auf der hohen Kante. Ich hätte natürlich trotzdem kündigen und für den Übergang abends in einem Lokal arbeiten können oder so, aber ich fand es besser, erst mal bei der Stadt zu bleiben. Weißt du, nach all den Jahren genoss ich gewisse Vergünstigungen und wusste, wie man sich da durchwurschtelt. An den Wochenenden machte ich in Parma eine Ausbildung zum Hundelehrer. Als ich die Prüfung geschafft hatte, blieb ich ein paar Monate an der Schule und kam dann zurück. Jetzt leite ich sozusagen eine Filiale, die mein Chef hier eröffnet hat. Vielleicht mache ich irgendwann mal meinen eigenen Laden auf, aber eigentlich fahre ich im Moment damit sehr gut. Es war immer mein Traum, mit Hunden zu arbeiten. Natürlich verdiene ich weniger als bei der Stadt, aber dafür geht es mir gesundheitlich besser, und ich fühle mich wohl.«
    »Na, da hast du aber Glück gehabt, dass dein Chef ausgerechnet hier eine Schule eröffnet hat.«
    Dieser Satz hätte auch von meinem Vater kommen können. Ich treffe einen Menschen, der endlich das tut, was er sich immer gewünscht hat, und gleich muss ich darauf abheben, er hätte ja nur Glück gehabt.
    »Stimmt, ich hab Glück gehabt, aber ich habe auch darauf hingearbeitet. Denn aus meiner Zeit bei der Stadt kannte ich viele Leute, die mir behilflich waren, und wenn man es wirklich will, dann passieren die Dinge

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