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Einfach losfahren

Einfach losfahren

Titel: Einfach losfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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übermüdet gewesen wäre, hätte ich das hingenommen. Er hätte sich hier auf den Boden legen können, neben die Autos. Ich hätte mich neben ihn gelegt und so getan, als würde ich auch schlafen. Mein Held.
    Einmal, eins der seltenen Male, als er blieb und mit mir spielte, sagte ich irgendwas über Autos, und er fing an zu lachen. Ich war so glücklich. Ich hatte meinem Vater einen Lacher geschenkt, ich hatte dafür gesorgt, dass es ihm in diesem Moment gutging.
    Als Kind liebte ich meinen Vater derart, dass ich im Spiel mit Freunden die Spielzeugautos nicht wie sie durch die Gegend schob und dazu Brumm-Brumm machte, sondern Werkstatt spielte: Ich reparierte die Autos, wie mein Vater. Ich wollte auch nur Autos, bei denen sich die Motorhaube öffnen ließ. Sonst keine.
    Noch mehr Momente sind mir in Erinnerung, in denen ich mich meinem Vater nah fühlte. Eine Wanderung in den Bergen, nur er und ich. Auf dem Gipfel betrachtete ich verzaubert die endlose Landschaft unter uns. Er hockte sich hin, umarmte mich von hinten und deutete auf die Dinge, die es zu sehen gab. Ich erinnere mich noch an das Gefühl: seine Wange an meiner. Er duftete nach Rasierwasser. In diesem Moment fühlte ich mich geborgen. Und als Mann.
    Als Kind war das Verhältnis zu meiner Schwester unkompliziert: Ich war der jüngere Bruder, und sie behandelte mich wie ihre Puppe, jahrelang.
    Die anderen Puppen waren für sie bei weitem nicht so spannend wie ein ahnungsloser Bruder, der tat, was sie ihm auftrug, wie ein Sklave.
    Zum Beispiel sagte sie: »Komm, wir spielen Lehrerin und Schüler.«
    So ein Mist, da hatte ich gerade einen Vormittag Schule hinter mir, und Hausaufgaben musste ich auch noch machen, und was sollte ich spielen? Lehrerin und Schüler.
    Hinzu kam, dass meine Schwester kein Fan von Lehrerinnen war, die zu den Schülern freundlich sind oder ihnen helfen. O nein! Sie spielte lieber die strenge, tadelnde Studienrätin.
    Sie nahm ein bekritzeltes Blatt Papier, behauptete, ich hätte lauter Fehler gemacht, und dann schimpfte sie mich aus und brummte mir Strafen auf.
    Nicht sehr spaßig, mich für etwas ausschimpfen zu lassen, was ich gar nicht getan hatte.
    Aber immer noch besser als Mutter und Kind…
    Sie sah mich wie immer an und sagte: »Komm, wir spielen…«
    Es folgte eine Kunstpause, und dabei fuhr mir der Schrecken in die Glieder.
    »Was muss ich jetzt bloß wieder tun?«, dachte ich.
    »Wir spielen… Kochen!«
    Kochen spielen hieß, dass sie eine Batterie von Puppentöpfen auffuhr und darin Mittagessen kochte.
    Und ich, wie ein Vollidiot, musste so tun, als würde ich nichtexistente Dinge essen, kauen und dann rühmen, wie lecker sie waren. So ein Quatsch.
    Manchmal, wenn ich wieder mal genötigt wurde, Kochen zu spielen, begehrte ich auf und legte in unserer Kinderwelt Hellsicht und Realitätssinn eines Erwachsenen an den Tag, indem ich zu meiner Schwester sagte, auf dem Teller sei doch gar nichts, folglich könne ich auch nichts essen.
    Manchmal ging sie dann in den Hof hinunter, sammelte Gras, Blätter und Steine und kam wieder hoch. Und wo landeten all diese kulinarischen Köstlichkeiten?
    Auf meinem Teller. Das Gras war Salat, die trockenen Blätter Schnitzel und die Steine Kartoffeln.
    Ich war ihre lebende Puppe.
    »Komm, wir spielen… Spaziergang auf dem Land. Du bist der Hund.« Spaziergang auf dem Land, was sollte das denn sein?
    Wir waren ständig zusammen, und obwohl ich dauernd ihr idiotisches Püppchen sein musste, mochten wir uns, wir waren eine verschworene Gemeinschaft.
    In der Pubertät, als es zwischen mir und meinem Vater zu den ersten Auseinandersetzungen kam, nahm sie ihn plötzlich immer in Schutz und schlug sich auf seine Seite, egal, wer recht hatte.
    Ihre häufigsten Wendungen waren »Wenn Mama noch lebte« und »der arme Papa«…
    Sie hat sozusagen die Betonung immer auf die Schuldgefühle gelegt. Und sie war natürlich die Brave, die nie Anlass zu Sorge oder Kummer oder Missbilligung gab.
    Weil sie nie etwas für ihr eigenes Glück getan hat.
    Ihr Leben war dem Bemühen gewidmet, das Unglück des Vaters zu lindern.
    Mein Vater ist ein unglücklicher Mensch. Schon immer gewesen. Ich frage mich manchmal, wodurch mein Leben mehr geprägt worden ist, durch sein Unglück oder durch den Tod meiner Mutter.
    Er ist nicht etwa deshalb unglücklich, weil er seine Frau verloren hat. Dieser Verlust hat ihm allenfalls einen weiteren Grund geliefert.
    Wenn meine Schwester Maddalena gefragt würde, welches ihr

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