Einfach sueß, diese Janey
Baustelle zurückkehrte.
"Ich bin okay." Er war sichtlich verlegen.
"Sie müssen sich nicht schämen. Das kann jedem passieren. Beim Blutspenden habe ich schon öfter große Kerle wie Sie umkippen sehen."
"Wirklich?" Seine Miene hellte sich auf. "Wie geht's dem Boss?"
"Der ist so gut wie betäubt von den Schmerzmitteln, die man ihm im Krankenhaus gegeben hat. Er soll ein paar Tage nicht arbeiten. Ich nehme an, der Arzt hat richtig vermutet, dass Vic diesen Rat nicht befolgen wird. Deshalb hat er ihn wahrscheinlich so vollgepumpt, dass davon ein Elefant umfallen würde, um ihn wenigstens daran zu hindern, heute auf die Baustelle zurückzukehren. Haben Sie übrigens inzwischen herausgefunden, was mit dieser Wand los war?"
"Die Sache stinkt. Da hat jemand dran 'rumgepfuscht."
"Wie bitte?"
"Kommen Sie." Clarence führte sie zu der umgestürzten Wand. "Da, das sieht mir nach Stemmeisenspuren aus, wo die Winkelbänder waren. Wenn Sie mich fragen, dann hat jemand die Klammern rausgebrochen und stehen lassen, als ob sie noch zusammengenagelt sind. Als Vic dann auf die Wand geklettert is'. . . rums!"
"Aber warum sollte jemand so etwas tun?"
Clarence wusste keine Antwort. Wie schon bei den anderen Sabotagehandlungen zuvor, konnte Janey auch in diesem Vorfall keinen Sinn erkennen. Allerdings sprach gerade dieser jüngste Unfall mehr denn je gegen eine Verwicklung von Vic.
Wer würde auf einer Mauer herumspazieren, von der er wusste, dass sie nicht sicher verankert war? Überdies waren die entstandenen Schäden bisher relativ gering gewesen, nicht groß genug, um Versicherungsansprüche geltend zu machen. Im Gegenteil, diese ärgerlichen Vorfälle kosteten Vic nur Zeit ... und Geld.
Andererseits war er ein sehr intelligenter Mann. Während der Zusammenarbeit mit ihm hatte Janey immer wieder Gelegenheit gehabt, seine rasche Auffassungsgabe und sein bestechendes Organisationstalent zu bewundern. Vic Hamilton wusste immer genau, was er tat. Wenn ein Mann wie er seinen Bau sabotieren wollte, dann wäre er sicher gewieft genug, seine eigene Beteiligung nicht nur zu verschleiern, sondern als gänzlich undenkbar erscheinen zu lassen.
Dennoch, je besser Janey Vic kennen lernte, desto widersinniger erschien ihr die Möglichkeit, dass er zu solcher Hinterhältigkeit fähig sei. Andererseits herrschte in ihren Gefühlen, was Vic betraf, augenblicklich eine gefährliche Verwirrung. Sie musste wieder anfangen, klar zu denken, und sich daran erinnern, warum sie auf dieser Baustelle angeheuert hatte.
Bis sie Klarheit hatte, musste sie sich damit zufriedengeben, die Teile des Puzzles zusammenzutragen. Sie musste sich immer wieder vergegenwärtigen, dass Vic Hamilton, egal welchen Eindruck er auf sie machte, trotz allem dafür verantwortlich war, dass ihr Vater heute hinfällig und gebrochen im Krankenhaus lag.
Janey wandte sich an den anderen Bauarbeiter. "Tuffy, was glauben Sie, ist mit der Wand passiert?"
Er zuckte zusammen und starrte sie an. Sein Blick war so unerwartet feindselig, dass Janey fast zurückgewichen wäre.
Fast, hätte sie nicht noch etwas ganz anderes in seinen Augen gelesen: Angst. Die panische Angst eines Tiers, das sich in der Falle fühlt.
Ehe Janey jedoch reagieren konnte, zuckte Tuffy die Schultern und wandte sich ab. Wusste er etwas über diese Wand, was den übrigen von ihnen verborgen war? Sie seufzte.
"Also schön, lasst uns versuchen, ob wir die Wand wieder aufrichten können."
"Wir waren alle vier nötig, um sie hochzubringen", wandte Clarence zögernd ein.
"Wir können es schaffen", sagte Janey entschlossen. Tuffy und Clarence sahen sie erstaunt an. .
Sie winkte gutgelaunt ab. "Ich weiß, ich bin frech und vorlaut und rechthaberisch. Aber ich glaube, wir können es wirklich schaffen." Sich selbst machte Janey nichts vor. Sie wollte diese Wand nicht wieder aufrichten, um sich etwas zu beweisen. Nein, tief in ihrem Innern hegte sie diesen absurden Wunsch, der all ihren Entschlüssen und Vorsätzen widersprach.
Den Wunsch, Vic glücklich zu machen.
"Schalte das unselige Ding aus", sagte Jonathan mürrisch.
Janey griff nach der Video-Fernbedienung und schaltete den Film aus, den Jonathan für einen gemütlichen Fernsehabend zu zweit mitgebracht hatte.
"Möchtest du noch etwas Popcorn? Oder Tee?"
"Meine Tasse ist noch fast voll." Er trank einen Schluck. Sie spürte, dass er etwas auf der Seele hatte, und wartete.
"Du hast mir nicht gesagt, dass dein Boss so aussieht", sagte Jonathan
Weitere Kostenlose Bücher