Einfach sueß, diese Janey
würde auf meinen Baustellen nicht vorkommen." Janey begutachtete die mangelhafte Trockenmauer, während Vic umständlich mit seinem Schlüssel herumhantierte.
"Ich werde für mich nicht eher ein Haus bauen, bis. . ."
Das Türschloss sprang so unerwartet auf, dass Vic fast in die Diele fiel. Er rappelte sich aber wieder hoch und hielt Janey mit einer würdevollen Verbeugung die Tür auf.
"Bis?" Janey trat ein und schaute sich neugierig um. Es war eine richtige Junggesellenwohnung ohne Schnickschnack oder irgendwelche weiblichen Akzente. Über dem Sofa hingen zwei ultramoderne Gemälde, von denen sie instinktiv vermutete, dass Vic sie nicht selber gekauft habe.
Er war ihr gefolgt und baute sich vor ihr auf. "Bis ich heirate und Kinder habe. Ein Haus ist nicht bloß ein Ort, wo man wohnt, sondern es hat etwas mit Träumen zu tun. Kinderlachen. Der Duft von frischgebackenen Keksen. Ein gemütliches Feuer im Kamin."
"Davon träumen Sie?" fragte sie überrascht.
Vic beugte sich vor, so dass er ihr sehr nahe kam. Sein Blick unter den halbgeschlossenen Lidern war seltsam verschleiert.
"Mein Traum geht noch weiter", murmelte er. "Die Kinder schlafen, das Haus ist still. Ein großes Messingbett, eine Frau wartet auf mich mit einem zärtlichen Leuchten in den Augen und einem sanften Lächeln auf den Lippen..."
Janey atmete hörbar ein, und Vic lächelte spöttisch.
"Ach, das sind nur Träume, Janey. Kein Grund, sich zu fürchten. Es gehört mit zum Erwachsenwerden, dass man lernt, den Unterschied zwischen Träumen und Wirklichkeit zu erkennen."
Das klang, als glaube Vic nicht mehr an seine Träume, als habe er sie irgendwann fallengelassen.
"Ich denke, ich gehe jetzt schlafen, Janey Butterblümchen."
Sein sinnliches Lächeln jagte ihr einen heißen Schauer über den Rücken.
"Wollen Sie mitkommen?"
"Sie wissen nicht mehr, was Sie sagen", erwiderte sie scheinbar unbeeindruckt, obwohl ihr das Herz im Hals pochte.
"Richtig", räumte er gutmütig ein und winkte ihr lässig zu, bevor er den Flur hinunterschlenderte und gleich darauf in seinem Schlafzimmer verschwand.
Spätestens jetzt hätte sie gehen müssen. Es gab keine Ausrede mehr, noch länger zu bleiben. Aus der Richtung des Schlafzimmers hörte sie ein dumpfes Geräusch, als habe sich Vic schwer auf sein Bett fallen lassen. Noch unschlüssig ging Janey in die kleine Küche und öffnete den Kühlschrank.
Kopfschüttelnd betrachtete sie die gähnende Leere. Zwei Dosen Cola und eine angebrochene Büchse Sardinen. Unverfroren durchstöberte sie nun auch die anderen Schränke, doch das Ergebnis war spärlich: ein Laib Brot, eine Dose Erdnussbutter, ein Glas koffeinfreien Instantkaffee und drei Dosen Thunfisch.
Bei genauerem Hinsehen fand sich auch noch Limonadenpulver.
Es war fast Mittagszeit. Wenn Vic aufwachte, würde er hungrig sein und vermutlich auch durstig von den starken Schmerzmitteln. Kurz entschlossen machte Janey einige Thunfischsandwiches und eine große Karaffe Limonade mit viel Eis. Die Sandwiches deckte sie zu, stellte sie zusammen mit der Karaffe auf ein Tablett und trug das Ganze in Vic's Schlafzimmer.
Wem wollte sie etwas vormachen? Die Sandwiches und die Limonade waren nur eine Ausrede gewesen. Wenn sie ehrlich war, hatte sie Vic's Schlafzimmer sehen wollen, hatte sie ihn so daliegen sehen wollen.
Vic hatte sich bäuchlings quer auf das Bett geworfen. Vorher hatte er es noch geschafft, sein Hemd und einen Stiefel auszuziehen. Janey trug das Tablett auf Zehenspitzen zum Nachttisch und stellte es dort ab. Der Raum war schlicht und funktionell möbliert und wirkte genauso unpersönlich wie das Wohnzimmer. Kein Messingbett, keine Bilder an den Wänden, nichts, was für etwas Gemütlichkeit gesorgt hätte. Ein fast zärtliches Mitgefühl erfasste Janey. Lag es daran, dass dieser starke Mann, der jetzt so hilflos vor ihr lag, ihr seinen Traum von einem gemütlichen Heim verraten hatte und tatsächlich so ganz anders lebte?
Vorsichtig zog sie ihm den anderen Stiefel aus. Bevor sie ihm aber die Decke überlegte, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen und strich mit den Fingerspitzen sacht über seine sonnengebräunten Schultern. Seine Haut fühlte sich warm und seidig an. Es kostete Janey Überwindung, die Hand zurückzuziehen. Behutsam deckte sie Vic zu und verließ, mit einem letzten Blick auf das entspannte, anrührend jungenhafte Gesicht des Schlafenden, das Zimmer.
"Wie geht es Ihnen?" fragte Janey Clarence, als sie auf die
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